Sie ließ ihre Augen durch das Zimmer wandern und hielt inne beim Blick auf den Blister mit den Tabletten und einem Glas Wasser direkt vor ihr auf dem kleinen, sonst nackten Tischchen neben dem Bett. Es war alles vorbereitet für ein Ende des alten Lebens. Die Wände waren frisch gestrichen und der Geruch der Farbe, irgendwie neu und eine Spur bitter, lag in der Luft. In der Ecke hinter der Tür hatten sich ein paar noch schlammige Tropfenklumpen gebildet, die im gedimmten Licht feucht schimmerten. Wenn man länger darauf schaute, sahen sie aus wie ein entferntes, verzerrtes Gesicht. Aber da war niemand. Sie war allein.
Beißende Geruchsschwaden von Fäkalien und Unverdautem zogen als stille Zeugen durch den Flur, als er die Eingangstür der Toilette mit einem dumpfen Krachen ins Schloss fallen ließ und die Lichter löschte. Vorsichtig, an den nach innen nachgebenden Türen entlang tastend, erreichte er die letzte Kabine. Er holte sein Handy hervor und beobachtete kritisch den immer schmaler werdenden Empfangsbalken. Das klinische Blau des Displays pulsierte matt in das ihn erdrückende Schwarz. Er streckte seinen Arm gegen die ihm gegenüberliegende Trennwand, bis er unter den zahlreichen farbenprächtigen und elaborierten Versprechungen jeglicher erdenklicher sexueller Praktiken und Wünsche, seine eigene schüchterne und lakonische Handschrift ausmachen konnte: Bin neu hier