Herzlich willkommen, liebe Einbrecher und Fahrraddiebe!
Das unachtsame Verhalten mancher HausbewohnerInnen hat mich seit meinem Einzug in die neue Wohnung mehr als einmal an den Rande des Wahnsinns gebracht. EinbrecherInnen und FahrraddiebInnen sind anscheinend willkommene Gäste, wenn man sich die offenen Türen zum Fahrradkeller und noch schlimmer … nach draußen so ansieht. Eine Aufreger-Kolumne.
von Lotte Nachtmann
Seitdem ich in meiner neuen WG im Ostenviertel wohne, bin ich ja schon sehr froh, dass ich meine (inzwischen auf drei Exemplare angewachsene) Fahrrad-Sammlung in einem sicheren Fahrradkeller unterbringen kann. Wobei sicher ist so eine Definitionssache. Unser Fahrradkeller ist zum einen vom Treppenhaus und zum anderen von der Rückseite des Hauses begehbar, was aber auch bedeutet, dass man bei Rein- und Rausgehen jeweils zwei Türen aufsperren und wieder abschließen muss. Obwohl auch »müssen« hier wieder Auslegungssache ist. Einige NachbarInnen in unserem Mehrfamilienhaus halten gerade das Zusperren für eher lästig oder auch nur das einfache Zuziehen der Türe für irgendwie lästig. Das vermutlich noch aus der Jahrzehnte zurückliegenden Bauzeit des Hauses stammende Schild mit der im Kaiserreich-Style gehaltenen Aufschrift »Bitte Türe schliessen!« wird eindeutig zu häufig mit maximaler Ignoranz behandelt.
Natürlich ist es irgendwie umständlich – vor allem bei etwas spärlicher Beleuchtung im Kellerflur – jedes Mal, wenn man einen gelben Sack runterbringt oder zu seinem Fahrrad möchte, zwei Türen auf- und zuzusperren. Aber dieser scheinbar »unzumutbare« Mehraufwand von vielleicht je 30 Sekunden überwiegt für meine NachbarInnen anscheinend die Gefahr des Einbruchs. Die Tür zum Treppenhaus ist regelmäßig nicht abgeschlossen, sodass jede/r, die/der es irgendwie durch Klingeln ins Haus schafft, auch einfach in den Fahrradkeller spazieren kann. In diesem Fall muss dem Eindringling allerdings wenigstens noch aktiv die Haustür geöffnet werden. Den Vogel abgeschossen hat allerdings der Tag, an dem beide Türen – also sowohl zum Treppenhaus als auch nach draußen – sperrangelweit offenstanden. Jede x-beliebige Person hätte ins Haus huschen und sich im Fahrradkeller bedienen können. Zwar habe ich meine drei Räder mit einem maximalen Programm an Schlössern versehen und unter sich verkettet, sodass man schon mit Bolzenschneider anrücken müsste, um die mitgehen zu lassen, aber dieser Vorfall hat bei mir die Kette zum Abspringen gebracht. Wutentbrannt bin ich in meine Wohnung hochgestiefelt und wollte schon passiv-aggressive Zettel schreiben, um damit den Fahrradkeller zu tapezieren. Meine Mitbewohnerin und mein Freund konnten mich dann doch noch davon überzeugen, dass vielleicht zunächst ein freundlicher Hinweis und Appell an das Sicherheitsbedürfnis unserer NachbarInnen angemessener beziehungsweise vermutlich auch wirksamer wäre. Gesagt, getan und siehe da: Seitdem ich an beiden Türen überaus höflich formulierte und damit keineswegs meinem inneren Aufruhr entsprechenden Zettel angebracht habe, habe ich kein einziges Mal mehr offene Türen eingerannt. Vermutlich ist das ganze Zufall und ich bilde mir nur ein, dass meine Hinweise erzieherisch wirksam waren. Doch selbst, wenn nur die Leute, die selbst ihr Rad im Keller abstellen, an etwas erinnert worden sind, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, habe ich schon viel erreicht. Denn trotz meiner Liebe zu ihnen: Ich trage meine Fahrräder nicht in den fünften Stock!