Auf der Suche nach dem Funken
Küchen-Storys kann man doch nie genug haben! Das habe ich mir auch gedacht und möchte deshalb eine spezielle Ofen-Erfahrung aus meinem Auslandsjahr mit euch teilen.
von Selina Roos
In meinem binationalen Studium war ein einjähriger Aufenthalt in Frankreich vorgesehen, den ich an unserer Partneruni in Nizza verbrachte. Wer schon einmal in Südfrankreich war, kennt den unwiderstehlichen Fischerdorf-Charme, der diesen Städten trotz ihrer Größe immer noch anhaftet. Mit ihren alten, schmalen Häusern, knarzenden Fensterläden und urigen Türknäufen schreit geradezu alles daran nach Urlaub. Zur Ausstattung meiner Wohnung dort, die ich mit einer guten Freundin und Kommilitonin zusammen bewohnte, gehörte auch ein Gasherd mit dazugehörigem Ofen.
Das passte einfach perfekt zum ganzen Haus mit seinen 3 Meter hohen Decken, dünnen Wänden und der seltsamen Eigenheit, dass die Klingel nicht außen an der Eingangstür, sondern innen im Treppenhaus an unserer Wohnungstür angebracht war. Wie der Postbote tagtäglich an die ebenfalls innen gelegenen Briefkästen drankam, ohne ständig mit einem riesigen Schlüsselbund herumlaufen zu müssen (denn unser Haus war kein Einzelfall), ist uns immer noch unklar. Alles war eben ein bisschen wie aus der Zeit gefallen.
Zurück zu unserem Gasherd: Zwar waren uns Gasherde aus Urlauben und Frankreichtrips durchaus bekannt, doch der Ofen bei diesem Modell in unserer Wohnung war schon hochbetagt. Elektrische Zündung? Von wegen! Lesbare Beschriftung der Knöpfe? Ach, geht doch auch ohne! Bedienungsanleitung? Für Anfänger! Fest stand also, dass wir mit einem Streichholz manuell die Flamme entzünden mussten – wenn wir doch bloß gewusst hätten wo! Wenn wir an dem Gasregler für den Ofen drehten, hörten wir zwar das typische Zischen, aber mussten uns (nach einigem Herumgefuchtel mit dem brennenden Streichholz in den Tiefen des Backofens) etwas Besseres einfallen lassen. So standen wir einigermaßen ratlos vor der einfachen Aufgabe, ein paar Schokobrownies zu backen.
Aufgeben wollten wir so schnell aber nicht, deshalb fingen wir an, den Ofen auseinanderzubauen, indem wir das Bodenblech kurzerhand entfernten. Darunter fanden wir schließlich die Lösung: Der »Gasring« am Boden des Ofens war nur durch ein Loch im Bodenblech zu erreichen. Und das auch nur, wenn das brennende XL-Streichholz bis zum Anschlag hineingehalten wurde. Wenn dann eine zweite Person parallel den Gasregler drehte und gedrückt hielt, klappte es dann tatsächlich doch noch mit der Gasflamme. Ist eben nichts für Anfänger.
Noch ganz euphorisch über diese Entdeckung, mit der wir immerhin endlich backen konnten (!), fielen wir uns in die Arme. Dass unsere Nachbarin bei unserem ersten Backversuch nicht ganz so viel Spaß haben würde, ahnten wir da noch nicht. Denn die ersten Brownies sind uns dann aus lauter Euphorie – natürlich – verkohlt. Dazu aber ein andermal mehr.