Die Magie des Kinos | Das Heimspiel feiert sein 10-jähriges Jubiläum

Die Magie des Kinos | Das Heimspiel feiert sein 10-jähriges Jubiläum

Filmische Schätze fernab des Mainstream – dafür steht das »Heimspiel«-Filmfestival, das in diesem Jahr in die zehnte Runde geht. Für sein Jubiläum hat sich das Team einige Besonderheiten ausgedacht, darunter mehrere Konzerte, filmische Highlights aus zehn Jahren Heimspiel und zum ersten Mal auch einen Überraschungsfilm. Im Interview gibt der Festivalleiter Sascha Keilholz näheren Einblick ins Programm und verrät uns, welche Filme jeder Besucher definitiv sehen sollte.

Das Interview führen Max Schulz und Sarah Marcinkowski.

 

Nur noch einen Tag bis zum Heimspiel-Start – Wie ist die allgemeine Stimmung?
Wir sind gut vorbereitet und guter Dinge, wobei es natürlich immer noch viel zu tun gibt – vor allem was die Vorberichterstattung angeht: Neben Interviews mit dem Bayerischen Rundfunk lässt Bayern 2 täglich Werbung laufen, es gab einen ausführlichen Bericht in einer lokalen Zeitung und wir arbeiten außerdem mit critic.de, einem Online-Portal für Filme, zusammen. Darüber hinaus läuft seit gestern noch bis Ende der Woche unser Heimspiel-Mensaverkauf, bei dem es Last-Minute-Dauerkarten zu kaufen gibt.

 

Wie sehen denn die Vorbereitungen für ein Filmfestival aus?
Wir arbeiten bereits seit einem halben Jahr an der Planung von Heimspiel – den Auftakt für die Festivalsaison macht jedes Jahr die Berlinale, die wir regelmäßig besuchen, um die ersten Filme zu sichten. Das finale Team konstituiert sich dann erst gegen April. Im Verlauf des Jahres werden verschiedene Filme gesichtet und in der Gruppe kontrovers diskutiert – dabei entscheiden wir, was gezeigt wird und was nicht.

 

Welche Gäste werden beim diesjährigen Heimspiel erwartet?
Wir erwarten in diesem Jahr viele Debütant*innen. Neben Schauspieler*innen und Regisseur*innen kommen weitere Fachleute, unter anderem eine Autorin. Matthias Brandt und Iris Berben werden als Hommage-Gäste erwartet. Besonders freue ich mich auf Fatma Mohamed und Peter Strickland, deren Film In Fabric wir als Deutschlandpremiere zeigen.

 

Sind das Ihre persönlichen Highlights für dieses Jahr?
Es wäre den Anderen gegenüber unfair, nur diese Highlights zu nennen, weil das Festival immer voller Überraschungen steckt. Zum Beispiel entpuppen sich Debüt-Regisseur*innen im Nachhinein oft als Highlights des Festivals. Außerdem kommen all diese Persönlichkeiten ohne Honorar, einfach, weil, sie Lust auf das Festival haben. Deshalb wissen sie auch ungefähr, was sie erwartet. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass für mich jede Begegnung mit Filmemachern und Filmemacherinnen etwas Besonderes ist.

 

Was ist jeweils für Beginn und Abschluss des Festivals geplant?
Es finden eine Opening Night und eine Closing Night statt, die beide mit einem Film im Ostentorkino beginnen und dann zu einer Feier in der Kinokneipe übergehen. Mit den Klangphonics, Cinetones, Somnambuhl und Mr. Mojo haben wir besondere Künstler gefunden, die für die musikalische Untermalung der beiden Abende sorgen werden. Mit dem Ostentor-Kino, das auf eine lange Tradition in der Konzertplanung blicken kann, haben wir den richtigen Ort dafür. Dort findet am Sonntag auch das Konzert von And the Golden Choir statt.

 

Was können Sie uns denn zu den beiden Filmen sagen?
Zur Eröffnung zeigen wir Xavier Legrands Trennungsdrama Jusqu’à la garde. Das war auch einer der Filme, bei denen sich alle sofort einig waren, dass wir ihn unbedingt zeigen wollen und der ohne Heimspiel auch nicht in Regensburg anlaufen würde – also wirklich nur im Rahmen des Festivals zu sehen sein wird.

Der Film, der zur Closing-Night zu sehen sein wird, ist Galveston von Mélanie Laurent – ein Thriller, der seine Geschichte mit einer düsteren Poesie erzählt und auf dem Buch des True Detective-Schöpfers Nick Pizzolatto basiert. Das tatsächliche Festivalende bildet dann die vorher genannte Premiere von Peter Stricklands In Fabric.

 

Wo liegt der Schwerpunkt bei der filmischen Auswahl von Heimspiel?
Um mit Rancière zu sprechen, steckt das Politische ja eigentlich in der Form; Wir zeigen keine thematisch politischen Filme, sondern solche, die formal interessant sind. Wir überlegen uns bei der Auswahl, wie die Geschichte audiovisuell erzählt wird. Den Fokus legen wir dabei aber vor allem auf deutsches Kino, wie beispielsweise Wintermärchen, dem zweiten Kinofilm von Jan Bonny, der nun bereits schon zum fünften Mal am Festival teilnimmt. Bonny hat einige »Polizeirufe« mit Matthias Brandt gedreht, genauso wie Dominik Graf und Christian Petzold, die alle dieses Jahr da sein werden. Das ist für uns in diesem Jahr natürlich eine sehr schöne Klammer. Neben den deutschen Produktionen möchten wir den Blick aber auch auf den internationalen Raum richten. Beispielsweise zeigen wir dieses Jahr Filme aus insgesamt 16 Ländern, darunter einige Besonderheiten, wie Sleep Has Her House, der komplett mit einer Iphone-Kamera aufgenommen wurde.

 

Können Sie uns etwas zum Überraschungsfilm erzählen?
Der Überraschungsfilm ist etwas, das wir dieses Jahr zum ersten Mal dabei haben. Sozusagen als “Special” für das Jubiläum, neben der Best-Of Sektion, die von den Zuschauern ausgewählt wurde. Der Überraschungsfilm war gleichzeitig auch der Programmpunkt, der uns am meisten Zeit gekostet hat. Zum Film selber, darf ich nichts verraten aber es ist ein Film von unbestrittener Qualität. Er ist ein großer Film des Weltkinos diesen Jahres, den wir als Deutschland-Premiere zeigen.

 

Zu guter Letzt, welche Filme beziehungsweise Regisseure*innen haben Sie privat am meisten beeinflusst?
Zu Beginn meines Filmstudiums habe ich mich intensiv mit Ingmar Bergman aber auch mit dem New Hollywood, also mit Regisseuren wie etwa Coppola oder Scorsese beschäftigt. Außerdem dazu zählen würde ich Stanley Kubrick. Um hier vielleicht den Bezug zum Festival herzustellen; Ich hatte bis Anfang der 2000er ein mehr als ambivalentes Bild vom Deutschen Kino, bis ich Christian Petzolds Innere Sicherheit gesehen und die Berliner Schule kennengelernt habe, für mich war das ein filmisches Erweckungserlebnis. Christian Petzold, Dominik Graf und Jan Bonny: Das sind für mich drei Regisseure, die das Deutsche Kino prägen.

 

BEITRAGSBILD: Heimspiel

MEHR INFORMATIONEN UNTER: heimspiel-filmfest.de

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