[un]Schuld

Liebe Leserin, lieber Leser,

kaum ein Wort lässt sich so schwer definieren und gleichzeitig so unterschiedlich auffassen wie Schuld: Schuld, Unschuld, Verschuldung, Einzelschuld, kollektive Schuld… Ab wann bin ich schuldig, was macht mich zum Schuldigen, wie lebt es sich mit Schulden? Sie mag zwar in unterschiedlicher Gestalt auftauchen, doch im Kern geht es immer um die gleichen Fragen: Habe ich etwas falsch gemacht? Was habe ich falsch gemacht? Wie kann ich meine Fehler wieder gut machen? Bin ich selbst schuld, wenn ich beim Trampen zur falschen Person ins Auto steige? Sind Belästigungen selbstverschuldet, wenn ich ein zu knappes Outfit trage?

In der 22. Ausgabe der Lautschrift gehen wir genau diesen Fragen auf den Grund. Wir haben uns mit Vertretern der großen Weltreligionen über die De nition und den Umgang mit Schuld im Kontext des Glaubens unterhalten, haben uns beim Essen klauen in der eigenen WG schuldig gemacht und haben uns auf die Suche nach den Wurzeln der selbstgewählten sexuellen Unschuld der Purity-Bewegung begeben. Dass es besonders beim Thema Sex oft zu bizarren Situationen kommen kann, zeigen unsere Erste-Mal-Geschichten. Doch nicht nur die eigene Schuld wurde Thema, sondern auch der Umgang mit der Schuld anderer. Darf ich Geheimnisse weitergeben, wenn sie mich persönlich belasten, oder geht der andere immer vor, wenn er sich mir anvertraut?

Dass sich das Schuldverständnis in anderen Ländern mit- unter vom eigenen unterscheidet, merkt man spätestens, wenn man versucht, die venezianischen Tauben am Markusplatz zu füttern oder am Pariser Bahnhof die Liebste küssen möchte. Wir haben außerdem den Studierenden der Uni Regensburg ein bisschen auf den Zahn gefühlt und sie mit scheinbar ausweglosen Dilemmata konfrontiert. Und im Gespräch mit einem Historiker haben wir festgestellt, dass der Galgenberg tatsächlich eine ähnlich düstere Vergangenheit hat, wie der Name schon vermuten lässt.

Doch auch altbekannte Rubriken haben wir selbstverständlich nicht vernachlässigt. Mit den »Regensburger G’sichtern« geht unser an Humans of New York angelehntes Projekt in die vierte Runde und zeigt wieder einmal mehr die Vielfalt der Stadt Regensburg.

Und wer von euch mit Sünde sei, der schlage die erste Seite auf! In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!

Sarah Marcinkowski, Luise Schulz, Ludwig Spitaler und Maximilian Stoib

| Chefredaktion |

Ausgabe 22, Winter 2016/17 – »[un]Schuld«

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