Go hard or go home!
In Regensburg machen sich 25 Phoenix Rocs Frauen auf, die Football-Liga zu stürmen.
Es ist Samstagnachmittag, kurz nach 16 Uhr. Der Himmel färbt sich schon in ein dunkles Grau. Vier Flutlichtstrahler an jeder Ecke des matschigen Spielfeldes spenden das einzige Licht. In ihrem Schein sind vereinzelt Regentropfen zu sehen. Doch wer sich über Dunkelheit, Nässe und Kälte beschwert, ist eindeutig fehl am Sportplatz des ESV 1927 nahe der Dechbettener Brücke. Gnadenlos, gefährlich und eiskalt – Football ist nicht nur in Amerika, sondern auch in Regensburg definitiv keine Sportart für weiche Gemüter.
Mehrmals im Jahr veranstalten die Regensburger Phoenix Seniores ein öffentliches Probetraining, um Interessierten den Sport näher zu bringen. Doch dieses Mal werden nicht nur harte Kerle gesucht! Auch die neu gegründete Frauenmannschaft Phoenix Rocs geben Regensburgerinnen zwischen 18 und 30 Jahren die Chance, in die Sportart reinzuschnuppern. Nach einer Viertelstunde füllt sich das Spielfeld langsam. Doch inmitten der Neulinge befinden sich neben einer beträchtlichen Anzahl von 50 Männern nur etwa fünf Frauen.
Disziplin, enorme Kraft und sehr gute Technik
Die Spielerinnen der Rocs stehen etwas abseits der Menge. Jede von ihnen trägt über ihrer bordeauxroten Sportkleidung ein gelbes Jersey mit großen Zahlen und einem Phönix auf der Vorderseite. Julia Floryszczak ist eine von ihnen. Sie steht ganz in der Mitte und gehört zu den größten und kräftigsten der Gruppe. Ihre schwarzen Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und die blauen Augen der Kapitänin blicken von einer zur nächsten Teamkollegin, während sie spricht. Ready?« – »Ready!« schallt es nach Floryszczaks Ansprache über den Platz. Tagsüber macht die 21-Jährige eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Mittwoch- und Freitagabend steht sie auf dem Spielfeld als Defense Nose Guard. Als Abwehrspielerin in der Defense Line ist sie dem Center direkt, also Nase an Nase, gegenüber platziert. In der Regel sind diese Spieler außerdem die Schwersten ihres Teams, denn ihre Aufgabe ist es, die Offensive zu blockieren. Diese Position erfordert Disziplin, enorme Kraft und eine sehr gute Technik.
Während Football in Amerika die Massen bewegt, sind in Deutschland eher wenige und hauptsächlich Männer mit dem Football-Fieber infiziert. So gibtes die erste deutsche Frauen-Footballliga erst seit 1990 und bis heute nehmen nur 16 Mannschaften am Spielbetrieb des American Football Verbands Deutschland teil. Doch genau diese Teams sind von großem Wert für den Weltverband, welcher sich bemüht, Football zu den Olympischen Spielen zu bringen. Denn dies ist nur möglich, wenn eine Sportart für beide Geschlechter angeboten wird.
»Wir wollen in drei Jahren in der ersten Liga spielen«
Blaue Flecken und Muskelkater gibt es immer, am rechten Arm hat sie sich bereits eine Prellung zugezogen. Dennoch hat Julia Floryszczak immer noch nicht genug von dem Sport. »Man muss schon etwas bescheuert sein, um Football zu spielen und Bock darauf haben, sich auf die Fresse hauen zu lassen,« sagt die Kapitänin. Wichtig sei allerdings, dass man sich auf jeden verlassen kann: »Wir arbeiten daran, eine Familie zu werden, weil wir uns auf dem Feld absolut vertrauen müssen. Wenn ich nicht gut genug die Offensive blocke, können sich Mitspielerinnen hinter mir verletzen«, sagt Floryszczak.
Das Training der Frauen auf dem hintersten Feld hat bereits begonnen. Nach etwa 20 Minuten kommen die ersten ins Keuchen. Head Coach Karl-Heinz »Kalle« Scholz wirft den Football durch die Luft und die Spielerinnen versuchen das »Ei« zu fangen. Das Team gründete er zusammen mit der Kapitänin im Frühjahr. »Ich kenne Julia schon länger. Ihr Bruder spielt bei den Phoenix Seniores und so war sie oft beim Training dabei. Sie kennt die Regeln und besitzt eine Technik wie keine ihrer Kameradinnen«, sagt Scholz.
Im Juli starten die Phoenix Rocs aus der Domstadt in die zweite Liga – bei den Football-Frauen die unterste Spielklasse. Doch hat das Team schon jetzt große Ziele. »Wir wollen in drei Jahren in der ersten Liga spielen«, erklärt Scholz. Im vierten Jahr soll mit dem deutschen Meistertitel dann der ganz große Coup gelandet werden.
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Trainingszeiten: Mittwoch: 19:00 – 21:00 Uhr Freitag: 19:00 – 21:00 UhrTrainingsort: ESV Sportplatz Dechbettener Brücke 2 93051 Regensburghinteres TrainingsfeldHomepage:www.regensburg-phoenix.deKontakt:E-Mail: info@regensburg-phoenix.comTel. & Fax: 09401/880512 |