Gmias is mei Fleisch

Gmias is mei Fleisch

Das Thema gesunde und bewusste Ernährung ist derzeit mehr denn je frisch und knackig. Am 1. November läutete der weltweite, offiziell 20. Welt-Vegan-Tag den Welt-Vegan-Monat ein. Aber wie sieht es eigentlich direkt hier in Regensburg aus? Holger Jahnel, Geschäftsführer des Plan 9, einem Regensburger Restaurant mit vegetarisch-veganer Küche, kennt die Herausforderungen und Chancen.

Vegane Gerichte
Vegane Gerichte im kAffé dAdA

Kurz nach Beginn der Abendschicht machen sich schon die ersten Gäste über ihre warmen Mahlzeiten her. Holger Jahnel und der Jungkoch Anton Baier sitzen am Tisch neben der Küche, aus der immer wieder dampfende Teller mit deftigen und wohlriechenden Gerichten getragen werden – ausschließlich veganes und vegetarisches Essen. Aus einer aktuellen, repräsentativen Studie der Universitäten Göttingen und Hohenheim zum Ernährungsstil der Deutschen geht hervor, dass sich der Anteil der Vegetarier in Deutschland innerhalb von 7 Jahren verdoppelt hat.

 

Neue Konzepte brauchen Zeit 

Jahnel, Geschäftsführer des Plan 9 und Erfinder des kAffé Dada, bewirtet seit Anfang 2010 seine Gäste ausschließlich mit vegetarischer und veganer Küche. Ein Konzept, das eindeutig funktioniert, findet der gelernte Gastronom. Auf die Frage, warum er sich für diese Form der Bewirtung entschied und was ihn vor drei Jahren dazu bewegte, sein erstes Restaurant Mojoburger zu eröffnen, bekommt man schnell eine Antwort. In erster Linie sei es die Erkenntnis gewesen, dass es sich dabei um einen Markt mit vielversprechendem  Wachstumspotential handle. Bekam man als Vegetarier oder gar Veganer unterwegs Hunger, so blieben einem nicht viele Möglichkeiten, so Holger Jahnel, vor allem keine konkreten – beim Döner das Fleisch weglassen oder die Salami von der Pizza abkratzen war schon das höchste der Gefühle. Hat man diese Zielgruppe einmal erschlossen, kann man sich seiner Stammkundschaft sicher sein.

 

Angst vor Veggie-Missionaren

Der Weg dorthin war jedoch nicht leicht: Die Reaktionen der Menschen, die sich nichts ahnend in seine Restaurants verirrten, waren vielfältig. Von starkem Interesse bis hin zu heftiger Ablehung, verwurzelt in der altbayerischen Wirtshauskultur, habe es alles gegeben, erinnert sich Jahnel. In der Regel ist die Neugier und Offenheit jedoch größer als die Angst vor Veggie-Missionarentum. Das liege aber größten Teils an der hohen Qualität seiner Gerichte, auf die Jahnel schwört. Über die Jahre wuchs nicht nur das Know-How in seinem Köche-Team stetig an; auch im vegetarisch-veganen Großhandel hat sich einiges verbessert, was dem wachsenden Interesse geschuldet sein dürfte. Die Zeiten des Pferdefutterimages seien vorüber und man könne ohne weiteres, dank breiterem Angebot und besserer Zutaten und Rohstoffe, auch neben fleischhaltiger Gastronomie konkurrenzfähig und glaubwürdig bleiben, versichert Herr Jahnel.

 

Ich möchte unter keinen Umständen mein Geld mit der Ausbeutung oder dem Leid von Tieren verdienen, so die Antwort von Herrn Jahnel auf die Frage, welchen moralischen Anspruch er und sein Team an die Speisekarte stellen. Das sei Grundvoraussetzung.

 

Vom Welt-Vegan-Tag oder dem darauf folgenden World-Vegan-Month erfuhr Jahnel dieses Jahr allerdings zum ersten Mal. Er ist skeptisch. Obgleich die Intention in die richtige Richtung gehe, wirkliche Nachhaltigkeit und Stabilität erreiche man, seiner Meinung nach, damit nicht. Die Awareness, auf die es ankäme, müsse über längere Zeit aus echter Überzeugung heraus reifen und nicht von außen, z.b. in Form eines Flashmobs, zu dem am 1. November auf dem Alexanderplatz in Berlin aufgerufen wurde, aufdoktriniert werden. Denn schließlich soll man – so Jahnels Plädoyer – Mutter Natur, wie die eigene, nicht nur am Muttertag, sondern das ganz Jahr über lieben.

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