"Unterhaltung meets Wissenschaft"
Das Audimax ist gerammelt voll, manche sitzen sogar in den ersten Reihen am Boden. Stefan Christoph, einer der Veranstalter, entschuldigt sich für die Verzögerung des Beginns und gibt zu, dass niemand damit gerechnet hätte, dass so viele Menschen kommen würden zum 4. Regensburger Science Slam.
Als es mit einer halben Stunde Verspätung endlich losgeht, warten alle schon gespannt auf das, was sie erwartet: Ein Slam der etwas anderen Art. Die Regeln sind simpel: Jeder der fünf Teilnehmer hat genau zehn Minuten Zeit, das Publikum für sich zu begeistern und dabei Wissen amüsant und leicht verständlich zu vermitteln. Wie genau das geschieht, bleibt den Teilnehmern selbst überlassen.
Nach dem Auftritt des Poetry Slammers Thomas Spitzer und einer Musikeinlage des Uni Jazz Orchesters ist es dann auch endlich soweit. Die Reihenfolge der fünf Teilnehmer wird von einer männlichen „Losfee“ aus dem Publikum ausgelost und der Science Slam beginnt.
„Plagiat, Krebszellenforschung, ‚Robina Crusoe‘ – es ist alles dabei“
Den Anfang macht der Medieninformatiker Raphael Wimmer mit seinem Beitrag darüber, was ein Plagiat ist und wie man als Student am besten plagiiert, ohne dabei erwischt zu werden. Dabei stellt er Methoden für Anfänger und für Fortgeschrittene auf und hofft damit am Ende, dem ein oder anderen Studenten die Angst vor der nächsten Hausarbeit abgenommen zu haben. Über „Nachrichtendienstliche Ermittlungen im Krebsgewebe“ geht es im zweiten Beitrag des Bioinformatikprofessors Rainer Spang. Dem Publikum wird ein kurzer Einblick in die Komplexität der Krebsforschung geboten, der aber einiges an naturwissenschaftlichen Vorkenntnissen erfordert, um die Thematik zu verstehen. Ebenfalls erhellend ist der Beitrag des dritten Kandidaten, Florian Baumann, einem Assistenzarzt am Uniklinikum. Zehn Minuten erklärt er seinem Publikum die neuesten Entwicklungen in der Verkehrsunfallforschung und witzelt am Ende, dass sich zwar die Forschung weiterentwickelt hätte, aber das es für den guten Unfallchirurgen immer Arbeit gibt – Radfahrer gibt es ja auch noch.
Der vorletzte Teilnehmer ist tatsächlich der einzige Kandidat aus dem großen Gebiet der Geisteswissenschaften – Jochen Petzold, Professor für Anglistik, der seine Zeit auf der Bühne nutzt, um die fiktive Figur „Robina Crusoe“ aus einer viktorianischen Frauenzeitschrift aus dem 19. Jahrhundert vorzustellen und dabei die Frage zu beantworten, inwiefern Robina Crusoe als emanzipierte Frau ihrer Zeit dargestellt wurde oder nicht. Der letzte Teilnehmer ist der Gewinner des letzten Science-Slams: Herbert Tschochner, Professor für Biochemie. Sein Vortrag ist ein zehnminütiges Gedicht, das mit dem bekannten Einstiegsstätzen aus Goethes Faust beginnt und erklärt, was genau ein Ribosom eigentlich ist. Sein Gedicht wird begleitet von einer kleinen Bühnenshow, in der Studenten nachstellen, was der Professor vorne da dichtet. Kreativ und witzig erntet Heribert Tschochner viel Applaus von den Zuschauern.
„Das Ribosom gewinnt“
Dann kommt es zur Entscheidung. Nach einer kurzen Pause ist das Audimax nur noch halb so voll, es ist bereits nach Zehn. Das Publikum ist an der Reihe, den Sieger des Science Slam mithilfe einer einfachen Formel zu bestimmen: Wer den längsten und lautesten Applaus bekommt, gewinnt.
Die Ergebnis ist eindeutig: Über den zweiten Platz darf sich Raphael Wimmer freuen; doch ist auch diesmal wieder der Vorjahressieger ganz oben auf dem Treppchen: Herbert Tschochner. Obwohl ihm die Bühnenshow sicherlich Vorteile verschafft hat, konnte er letztendlich durch seine rhetorischen Fähigkeiten überzeugen. Wir können gespannt auf den nächsten Regensburger Science Slam sein. Mal sehen, ob Herbert Tschochner dann seinen Titel verteidigt und das Triple schafft.