"Bottoms up (and drinking down)"
Young Chinese Dogs zum Tourauftakt in der Alten Mälze
Kein Nebel, keine wilde Lichtshow, keine drehende Disco-Kugel. Den ganzen technischen Firlefanz haben Young Chinese Dogs am Donnerstagabend auch gar nicht gebraucht, um das Publikum für sich zu gewinnen.
Hannes – ein Name, den man nicht mehr so schnell vergisst
Da einige Bandmitglieder am Vormittag noch ihrer regulären Arbeit nachgegangen waren, blieb keine Zeit für einen ausgiebigen Soundcheck. Dieser fand kurzerhand während der ersten paar Songs statt: „Hannes, mach das lauter“ – „Und mehr Monitor, Hannes“ – „Hannes, ich höre immer noch das Intro bei mir“ – Ja, dieser Hannes: nicht zu sehen. Aber irgendwo am Ende des Raumes im Dunkel über die Knöpfe und die Technik wachend, war er namentlich doch viel präsenter als irgendwer sonst.
Dem Publikum gefällt es, was nicht zuletzt an der sympathischen Art des Frontsängers Nic Reitmeier liegt. Für ihn steht ganz außer Frage, dass er sich immer an Regensburg erinnern wird, da das heutige Konzert den Auftakt für die nun startende Tour durch Deutschland markiert. Nach diesem kurzen „Aawwww“-Moment folgen eine Reihe ruhigerer Lieder, bei denen die kraftvolle Stimme der Sängerin Birte Hanusrichter einen ins Träumen kommen lässt. Anmutend wie eine kleine niederländische Kronprinzessin mit ihrem kranzfömig geflochtenen, blonden Haar spielt sie nebenbei mit der rechten Hand auf einem Miniaturklavier. Auch ihr Schifferklavier sorgt für unterhaltsame Momente. Animierende Lieder mit klarer Botschaft folgen. Bei „Bottoms Up (And Drinking Down)“ unterstützt man die Band gerne, indem man Flüssiges in sich kippt.
Schleimi gegen Gollum
Zwischenzeitlich wird die Harmonie unter den Bandmitglieder dann etwas auf die Probe gestellt. „Der Nic hat bei meinem Lied nicht richtig gespielt, was er auch noch so schleimig angekündigt hat“, prangert Birte an. Nics Kommentar: „Gollum“. Puuh. Ja, die Größte ist sie wahrlich nicht und so wächst Birte kurzerhand durch eine umgedrehte Kiste beim folgenden Duett mit dem Frontsänger um einige Zentimeter. Frisch versöhnt wagt sie ziemlich viel, indem sie einfach von ihren männlichen Bandmitgliedern verlangt, dass diese nur mit ihrer Unterhose bekleidet zu McDonalds in München gehen. Das lässt Nic nicht auf sich sitzen und kontert: »Ich wünsche mir, dass Birte einen Handstand macht.« Beides wird wohl nie in Erfüllung gehen. Schade.
Der aktuelle Herbstsong „This Town Is Killing Me“ ertönt genauso wie schon etwas bekanntere Stücke. Das Publikum ist in bester Stimmung und möchte zum Ende hin eine Zugabe nach der anderen hören. Die fünf Münchener warten sogar mit einer A Capella Version von „Could You Stay A Little Bit Longer“ auf. Nachdem auch das nicht ausreicht, um die „Zugabe“-Rufe verstummen zu lassen, bleibt Young Chinese Dogs nichts anders übrig, als einen Song nochmalig zu spielen. Und was wäre da nicht besser als: „Sweet Little Lies“. So windet sich Nic in diesen letzten dreieinhalb Minuten des Auftritts geschickt durch das Publikum hin zum Merchandise-Stand und gesellt sich – na, zu wem wohl? – zu Hannes.
Am Ende des Abends bleiben dem Zuhörer ganz andere Vorstellungen über diese junge Band im Kopf zurück, als die, die er haben mag, wenn er auf die Charts bei Amazon klickt: Platz eins im Genre Country. Und es zeigt sich, dass Young Chinese Dogs auch ohne Schnick-Schnack und technische Finessen sehr gut unterhalten können.
In welchen Städten Young Chinese Dogs demnächst spielen, erfahrt ihr hier.
Fotos: Florian Huber/ Simon Treppmann