Was wollen die Parteien für Studierende tun?

Was wollen die Parteien für Studierende tun?
Bei der Bundestagswahl 2025 dürfen knapp drei Millionen Studierende ihre Stimme abgeben. Wofür die einzelnen Parteien stehen, weiß man zwar grob, aber unsere Autorin hat sich die Frage gestellt, welche Partei sich am meisten für das Wohl der Studierenden einsetzt.

von Carlotta Wortmann

Dafür habe ich mich mit den Wahlprogrammen (oder wenn die Programme noch nicht final beschlossen wurden mit den Entwürfen) der Parteien auseinandergesetzt, die aktuell im Bundestag vertreten sind und herausgesucht, welche konkreten Versprechen für Studierende gemacht werden.

CDU/CSU

Die CDU und CSU fokussieren sich auf das BAföG. Das BAföG soll ausreichend hoch sein und die Anträge schneller und einfacher gestellt sowie bearbeitet werden. Zudem sollen BAföG-Empfänger mehr dazuverdienen dürfen. Das klingt zunächst sehr nett, doch fragt man sich, wie viel höher der Höchstsatz sein soll, wie viel mehr man dazuverdienen kann und wie all das finanziert werden soll.

Aber Ungenauigkeit und Vagheit zieht sich durch alle Wahlprogramme, nicht nur durch das der CDU. Das BAföG soll leider auch in Zukunft abhängig vom Einkommen der Eltern sein. Außerdem sollen die Stipendiensätze angehoben werden und Leistungsträger in der beruflichen und akademischen Bildung in der erfolgreichen Selbständigkeit unterstützt werden, was auch immer das bedeutet.

SPD

Die SPD holt im Vergleich zur letzten Wahl im Bereich Studierende auf: »Wir wollen, dass alle jungen Menschen ihren Ausbildungsweg frei wählen können.« Sehr schön, aber wie genau stellt ihr euch das vor? Außerdem soll das BAföG reformiert werden, indem der Satz an die Lebenshaltungskosten angepasst wird und mehr Studierende sollen Zugang haben.

Klingt ähnlich wie bei der CDU. Aber das BAföG soll langfristig elternunabhängiger werden. Klar, das klingt sehr schwammig, aber wäre ein guter erster Schritt. Auch das Thema Wohnen steht auf der Agenda: Studierende und Azubis sollen nicht mehr als 400 Euro für ein WG-Zimmer zahlen. Dafür will die SPD den Ausbau von Studierendenwohnheimen fördern und die Mietpreisbremse verlängern.

AFD

Die AFD überrascht teilweise mit Konkretheit, auch wenn die Forderungen inhaltlich verwundern. Sie will die europaweit einheitlichen Bachelor- und Masterabschlüsse abschaffen und zurück zu Diplom und Magister. So richtig erschließt sich mir der Sinn dabei aber nicht. Zusätzlich soll die Grundfinanzierung der Hochschulen erhöht werden und Hochschulen standardisierte Aufnahmeprüfungen einführen dürfen. Wie das gestaltet und bezahlt werden soll, wird nicht erklärt.

Gleichstellungsbeauftragte sollen abgeschafft werden und Professuren nicht nach Quoten, sondern allein nach der fachlichen Kompetenz besetzt werden. BAföG oder Wohnen wird mit keinem Satz erwähnt. In die Richtung geht nur die Forderung, dass internationale Studierende, die nicht Teil des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum sind, angemessene Studiengebühren zahlen sollen. Alles klar.

Bündnis 90/ Die Grünen

Die Grünen schließen sich in Sache Konkretheit der CDU und SPD an. Das BAföG soll existenzsichernd sein und mittels einer Erhöhung der Freibeträge bei den elterlichen Einkommen für mehr Menschen geöffnet werden. Alles schön und gut, aber wie hoch und wie soll das finanziert werden?

Für mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende soll der Bau von neuen Wohnheimen über das Programm »Junges Wohnen« weiter gefördert werden. Dies wurde erst 2023 von der Ampel beschlossen und bewirkt hoffentlich wirklich etwas für Studierende. Hörsäle, Labore und Bibliotheken sollen modernisiert und digitalisiert werden, sowie Bürokratie abgebaut und vereinfacht werden. Inwiefern und woher die Finanzierung kommen soll, bleibt offen.

Außerdem sollen an den Hochschulen mehr Dauerstellen neben der Professur garantiert werden und Frauen in der Wissenschaft gezielt gefördert werden.

FDP

Die FDP wendet sich gleich zu Beginn dem Bildungs- und Hochschulsektor zu und will mehr Europa – und mehr Geld für Studis. »Die Wahl des Studiums darf nicht von den Voraussetzungen des Elternhauses abhängig sein.« Um das zu verändern, wollen sie das BAföG zu einem sogenannten »elternunabhängigen Baukasten-System« weiterentwickeln und das Bildungskreditprogramm bereits kurzfristig stärken. Ja, richtig gehört, das fordert die FDP. Zuletzt fordern sie mehr interkulturellen Austausch durch eine Erweiterung des Erasmus-Programms und eine Ausweitung auf Schüler: innen.

Aber auch die FDP lässt sich neben konkreteren Forderungen das Geschwafel nicht nehmen: »Um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten, brauchen wir Wissenschaftsfreiheit und optimale Rahmenbedingungen.« Wie das angegangen werden soll, wird nicht spezifiziert. Interessant ist auch die Forderung nach einer bundesweiten Einführung der Schulfächer Wirtschaft und Informatik. Bildung ist ja eigentlich Ländersache, aber gut.

Die Linke

Die Linke geht am weitesten in ihren Forderungen und Versprechen für die Hochschulen und Studierenden. Nach dem zehnten Versprechen frage ich mich dann aber doch, woher die ganzen finanziellen Mittel kommen sollen. Versteht mich nicht falsch, die Forderungen klingen super für Studierende: elternunabhängiges, altersunabhängiges und rückzahlfreies BAföG, Abschaffung aller Studiengebühren, ausfinanzierte Fachschaften, Zugangserleichterungen für ausländische Studierende, mehr unbefristete Stellen in der Hochschule, Ausbau der Hochschulen, keine Zugangsbeschränkungen bei den Studiengängen, bessere Finanzierung der öffentlichen Bildungsinstitutionen… Das, was fehlt, sind Erklärungen, wann und wie die Versprechen umgesetzt werden sollen.

Fazit

Alle Parteien versprechen, sich für Studierende einzusetzen, doch unterscheiden sich die Ansätze stark. Während Union und SPD sich auf eine vorsichtige BAföG-Reform konzentrieren, gehen Grüne und FDP schon etwas weiter. Die Linke verfolgt die radikalsten und meisten Pläne, bleibt jedoch Antworten zur Finanzierung schuldig. Das trifft aber bei allen Parteien zu. Die AfD hingegen setzt auf einen ideologischen Kurswechsel. 

Denk daran: Mit rund drei Millionen Stimmen können wir Studierende durchaus einen Unterschied machen. Nutze deine Stimme!


Titelbild © Carlotta Wortmann


Die Wahlprogramme findest du hier: 

Union: https://www.cdu.de/wahlprogramm-von-cdu-und-csu/

SPD: https://www.spd.de/bundestagswahl/programm

AfD: https://www.afd.de/wp-content/uploads/2024/11/Leitantrag-Bundestagswahlprogramm-2025.pdf

Bündnis 90/Die Grünen: https://www.gruene.de/artikel/zusammen-wachsen

FDP: https://www.fdp.de/das-wahlprogramm-der-freien-demokraten-zur-bundestagswahl-2025

Die Linke: https://www.die-linke.de/bundestagswahl-2025/wahlprogramm/

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Studentin der Politikwissenschaft, Medienwissenschaft und Vergl. Kulturwissenschaft

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