»Che vuole questa musica stasera?«
Meine Playlist kramt tief, Findet ein längst verhalltes Lied – Dieses eine von Armando Trovajoli – Und meinem Herzen fällt sofort ein, Dass es sie noch gibt: Die eine Zeit. In Paris.
von Franzi Leibl
Paris und ihr Klischee: Die Liebe.
Sie warte 'sinneraubend in der Luft';
Geglaubt hat sie's ja nie;
Doch dann erfährt sie sie –
Überrumpelt – Mit einem Blick:
Fühlt sie sich frei wie nie,
Tanzt selbstbewusst
Über die Place de la Bastille,
Setzt ihr Heimweh in
Die letzte Métro dieser Nacht,
Schwebt sie fortan im fühlenden Vakuum
Durch die Stadt.
Findet eine Bleibe in deinem Arm;
Lebt Tag für Tag
Amélies Fabelhafte Welt oscarreif
In Trance,
Und doch ist sie immer wieder nur:
Allein, und nie Dein,
Denn viele Andere
Möchten mit dir sein,
Atmet sie daher nicht mehr so tief
Von deinem schmeichelnden
Lächeln ein.
Bald schon bekommt sie Zweifel, doch
Stillen französische Worte dann
Ihr Weinen:
Ihr 'Um-Sich-Sorgendes-Sein' –
Bis zum letzten Tag:
Vor dem Zug,
Kein Weinen –
Denn es würde ja nur 'ein kurzer Abschied' sein.
Doch wirft sie dir schweigend
Einen letzten Blick
Mit sanftem Lächeln zu
Und steigt entschlossen ein.
——
In dieser Sekunde
Wird der Soundtrack von mir geskippt:
Ist das Erinnerungskino doch verklärter
Als jedes Emily-In-Sonst-Wo-Skript;
Und doch möchte mein schwelgendes Herz wohl nicht,
Dass mit jedem Rückblick
Erlebte Momente werden verwischt,
Indem mein Kopf längst überfällige
Wahrheiten beimischt.
So landet das Lied wieder in stillen Tiefen.
Und doch verschwindet es nicht,
Denn:
Sobald jemand von dieser Stadt erst spricht,
Läuft ihr Lied automatisch für mich weiter –
Nur andere
Hören es nicht.
Titelbild: ©Franzi Leibl
Mitglied der Chefinnenredaktion – Kolumnenleitung von »Krea:tief« – Studentin der Französischen Philologie, Geschichte und Philosophie/Ethik (Lehramt für Gymnasien)