Vorübergehend außer Betrieb: Theater an der Uni
Das Theaterstück »Vorübergehend außer Betrieb« behandelt verschiedene Arten der Einsamkeit und zeigt, wie zufällige Begegnungen in einer defekten Toilette zu tiefgehenden Gesprächen über das Leben führen. Am Ende bleibt die Botschaft, mehr auf andere zuzugehen und die zentrale Frage »Wie geht es dir?« ernsthaft zu stellen. Die Redakteurin hat die Generalprobe besucht.
Von Ida Müermann
Dieses Wochenende wird das Stück am Unitheater wiederaufgeführt. Es handelt sich um ein selbstgeschriebenes Theater von der gleichnamigen Gruppe »Vorübergehend außer Betrieb«. Die Theatergruppe hat sich im Frühjahr 2024 eigens dafür gegründet und das Stück innerhalb von drei Monaten entwickelt. Schon im April war es an der Uni zu sehen und wird wegen des positiven Feedbacks jetzt mit kleinen Änderungen und Neuerungen am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Dezember, erneut auf die Bühne gebracht.
Gespräche auf dem stillen Örtchen
Das Bühnenbild ist auf zwei Ebenen gestaltet. Im Vordergrund steht ein WC mit zwei Kabinen, das als vorrübergehend außer Betrieb gekennzeichnet ist – der Kern des Stücks. Im Hintergrund wechselt das Bild zwischen einem Café, einer Bibliothek und öffentlichen Räumen wie Bushaltestellen oder der U- Bahn. An diesen unterschiedlichen Orten kann man beobachten, wie ganz verschiedene Persönlichkeiten aneinander vorbeileben. Zwischendrin kollidieren die individuellen Lebensrealitäten und es kommt zu Auseinandersetzungen. Zugleich kommt es jedoch auch zu überraschenden Gesprächen an einem unerwarteten Ort: auf der defekten Toilette. Zwischen Arbeit und Alltagsstress finden sich fremde Menschen im Dialog. Die getrennten Kabinen bieten einen anonymen Raum, in dem es den Personen leichter fällt, sich einander zu öffnen. Getrennt durch eine Sichtschutzwand entwickelt sich tiefgreifende Gespräche über Katzen, Partys, Beziehungen und den Tod. Sie geben Einblick in die individuellen Lebensläufe, die im Alltag einfach aneinander vorbeigehen.
Zuhören gegen die Einsamkeit
In dem Stück geht es um Lärm und Stille, Nachfragen und sich gegenseitig zuhören. Vor allem geht es aber um die Einsamkeit mitten unter Menschen. Jeder ist beschäftigt mit seinen eigenen kleinen und großen Sorgen und Problemen. »Keiner hört zu,« beklagt eine der Figuren. Was passiert, wenn die Leute aufhören zu fragen, wie es ihrem Mitmenschen geht? Wenn sie aneinander vorbeigehen? Die zufälligen Begegnungen in der Anonymität der Toilette stehen im Kontrast zum wuseligen Alltag der Einzelpersonen. Zuhören, sich öffnen, einander vertrauen und einander anvertrauen. Das funktioniert im Stück unter völlig Fremden. Personen, die sich in ihrem Umfeld, unter Freunden und Familie und im eigenen Leben fremd fühlen. Sie kämpfen mit Selbstzweifeln, Armut, Überforderung, Stress und Trauer. Was sie alle verbindet, ist ihre Einsamkeit.
Erst gegen Ende verstehen die Personen selbst die zentrale Frage: »Wie geht es dir?«. Nur im Gespräch mit anderen finden sie aus ihrer Einsamkeit heraus. Es bleibt die Aufforderung, den Fokus weg von den eigenen Problemen zu wenden und aufeinander zuzugehen.
Beitragsbild © Ida Müermann