Stadtteilcheck Teil 2: Das Ostenviertel
Norden, Süden, Westen… Osten! Nicht nur auf europäischer Ebene wird der Osten oft unterschätzt, sondern auch vor unserer Haustür. Die Lautschrift blickt heute in den Regensburger Osten – oder noch genauer: ins Ostenviertel.
von Ronja Schäfer
Das Ostenviertel – ungemütliches Industriegebiet?
Majestätisch überwacht die goldene Luzy ihr Gebiet. Weit reicht ihr Blick über die Dächer Regensburgs. Besonders die großen Industriehallen und der Hafen am Ende des Viertels springen ihr ins Auge. Sie liebt, was sie da sieht von ihrer Stadt, denn das zeugt von einer geschäftigen Vergangenheit. Doch auch zu ihren Füßen ist Einiges los: Sirenen, Autogeräusche, hektisches Gerenne. Da wird ihr wieder bewusst, wo sie sitzt: auf dem Dach der Berufsfeuerwehr, mitten im Ostenviertel. Wo früher der süße Duft von Zucker in der Luft lag, riecht es heute nach Abgasen, Staub und Asphalt.
Das Ostenviertel hat sich in den letzten 200 Jahren stark gewandelt, auch wenn es früher wie heute stark industriell geprägt ist. Ein Jahrhundert lang war die Zuckerfabrik der Südzucker AG ein sicherer Arbeitsplatz für viele Menschen, doch nach der Schließung im Jahr 2007 wird der Platz für die hellen, modernen Wohnviertel Candis & Marina Quartier genutzt. Auch der bis ins Jahr 1990 bestehende Schlachthof ist zu Gunsten der Bürger:innen umgestaltet worden und ist heute ein modernes Tagungszentrum. Ganz im Osten der Stadt liegt der Luitpoldhafen, der damals wie heute noch in Betrieb ist und das beeindruckend effektiv: Er verzeichnet den höchsten Schiffsgüterumschlag Bayerns.
Das Ostenviertel hat aber noch mehr zu bieten als die Industrie. Neben dem Villapark am Ostentor ist das Donauufer eine grüne Oase in diesem Teil Regensburgs. Und auch hier findet man natürlich – wie fast überall in der Stadt – kleine Cafés, Restaurants und Bars. Wer ein authentisches Geschenk mit Regensburger Erkennungswert braucht, wird bestimmt in der Konditorei Pernsteiner fündig. Dort kann man sich von einzigartigen Pralinen in Form der Domspatzen bezirzen lassen. Was sollte man aber sonst noch so über das Ostenviertel wissen?
Hier findet ihr übrigens den ersten Teil des Stadtteil-Checks zu Stadtamhof.
Die Meinung unserer Leser:innen über das Ostenviertel – das zeigt die Lautschirft-Umfrage
Klein, gemütlich, besonders. Das schätzen Viele am Ostentorkino, das für Viele der absolute Liebling im Ostenviertel ist. Verständlich, denn der heimelige Saal mit den bequemen roten Sesseln sorgt für ein besonderes Filmerlebnis. Vor allem wenn man im Anschluss noch ein gratis Filmplakat als WG-Schatz ergattern kann… Aber auch der Villapark mit der königlichen Villa und der majestätischen Blutbuche bietet einen Ort zur Entspannung und Ruhe.
Das Ostenviertel wäre nicht das Ostenviertel ohne… die Kino-Kneipe! Ja, das Ostentorkino mit seinem charmanten Hinterstübchen scheint in aller Hinsicht etwas für alle Sinne zu bieten. Ob visuell oder gustatorisch, in Form von Film oder Bier – ein wahres Highlight eben. Ein Ort, den viele kennen und schätzen.
Obwohl das Viertel sehr vielfältig ist, schreckt Viele der industrielle Einfluss ab. »Trostlose Viertel« und »zu industriell« heißt es in den Antworten auf die Lautschrift-Umfrage. Klar ist, wer den Altstadt-Charme mit engen Gassen und pulsierendem Nachtleben sucht, muss sich im Osten eher mit einheitlichen Wohnanlagen und vereinzelten Einkehrmöglichkeiten zufriedengeben. Dennoch leben aktuell über elftausend Menschen dort – obwohl die Mietpreise in den letzten Jahren auch hier deutlich gestiegen sind: 14,73 Euro kostet der Quadratmeter 2024 laut Engel und Völkers.
Das Fazit zum zweiten Stadtteil
Veraltetes Image aber viel dahinter – der zehnte Stadtteil Regensburgs versucht noch seinen Ruf als reines Industrieviertel abzulegen, überzeugt dabei aber nicht jede:n. Aber was wäre eine Stadt ohne eine Vielzahl an wirtschaftlichen Standpunkten, Arbeitsplätze und Wohnviertel? Deshalb lohnt es sich auch mal diesen Teil Regensburgs zu erkunden. Das heißt: nach dem nächsten Kinobesuch einfach mal einen kleinen Umweg nach Hause fahren. Oder so lange in der Kneipe bleiben, bis die Sonne aufgeht. Das tut sie ja bekanntlich im Osten und lässt das Viertel gleich in einem anderen Licht erstrahlen. Vielleicht habt ihr Glück und die goldene Luzy zwinkert euch freundlich zu.
Beitragsbild: Das Ostentor. ©Olivia Rabe