Stadtteil-Check – Teil 1: Stadtamhof
Neu hier? Oder wie lange wohnst du schon in Regensburg? Selbst nach einer langen Zeit entdeckt man immer wieder neue Ecken dieser Stadt. Die Lautschrift stellt euch in einer neuen Serie deshalb verschiedene Viertel vor. Heute: Stadtamhof.
von Ronja Schäfer
Keine Zeit für meine Stadt
Ich laufe durch die engen Gassen der Innenstadt, vorbei an meinem Lieblingscafé, rein in den vertrauten Supermarkt. Jetzt schnell in den Bus, die Vorlesung fängt in 20 Minuten an. Morgen hat meine beste Freundin Geburtstag, schaffe ich es rechtzeitig von der Uni bis zu ihrer WG im Westenviertel? Und wie lange brauche ich mit dem Fahrrad eigentlich bis zum DEZ, wo ich noch das Geschenk kaufen wollte? Geht im stressigen Alltag nicht oft die Zeit verloren, um sich unsere Stadt Regensburg in Ruhe anzuschauen und all die schönen Ecken zu entdecken? Es wird Zeit sich dort auszukennen, wo wir wohnen und zu wissen, was Regensburg eigentlich so bietet.
Regensburg ist vielfältig
177 123 Einwohner:innen auf etwa achttausend Hektar Fläche. Schlängelnd zieht sich die Donau durch die Stadtmitte und umgeben von den Winzerer Höhen im Westen punktet die Stadt mit den römischen Wurzeln mit landschaftlicher Vielfalt. Viele Bewohner:innen schätzen aber nicht nur die landschaftliche, sondern auch die demografische Vielfalt. Das Stadtbild zeigt wie individuell Regensburg ist. Besonders deutlich wird das bei den Stadtteilen, die mindestens genauso verschieden sind wie ihre Einwohner:innen. Davon gibt es eine Menge – 18 Stück um genau zu sein.
Wo früher noch die Donau die Stadt begrenzt hat und auf den Gebieten der Universität noch Getreide angebaut worden ist, haben sich mit der Zeit neue Siedlungen und wirtschaftliche Standorte gebildet. Besonders als die Stadtgebiete der Donauinseln Oberer und Unterer Wöhrd erschlossen worden sind, hat sich viel neuer Wohnraum ergeben. Die Wenigsten kennen auch heute alle Stadtteile, denn vor allem die äußeren Randgebiete wie Sallern-Gallingshofen oder Brandlberg-Keilberg liegen so weit abgelegen vom pulsierenden Studierendenleben, dass sich kaum jemand dorthin verirrt. Es sei denn, man hat den falschen Bus erwischt, was bei dem wunderbar übersichtlichen Regensburger Busnetz natürlich eigentlich eher selten vorkommen sollte.
Die meisten Studierenden leben aber eher in Uninähe oder in der Innenstadt und wissen deshalb nur wenig über die übrigen Stadtteile ihrer (Wahl-)Heimat. Ein kleiner Stadtteil-Check soll so manche Augen für noch unbekanntes Terrain öffnen.
Stadtamhof – die teure Perle mit Charme
Das mit nur 66 Hektar kleinste Stadtviertel Regensburgs weist eine beeindruckende Geschichte vor. Im 15. Jahrhundert war Stadtamhof, auch »Vorstadt am Hof« genannt, eine eigene kleine Stadt und hatte mit seiner Lage direkt an der Donau die Funktion des Zugangstors zur restlichen Stadt. Erst im Jahre 1924 wurde der zuvor eigenständige Teil eingemeindet und ist einzig durch die berühmte Steinerne Brücke mit dem Rest der Altstadt verbunden. Neben dem bei den Tourist:innen äußerst beliebten Wahrzeichen, das besonders in den Sommermonaten nur so von Besuchenden wimmelt, bietet Stadtamhof auch einige kulturelle Schätze.
Die älteste katholische Kirchenmusikschule der Welt organisiert mehrmals im Jahr diverse Konzerte in ortsansässigen Kirchen, wie dem Dom oder der Studien- und Pfarrkirche St. Mang. Eine besonders wichtige Einrichtung der Kulturszene in Regensburg ist das Andreasstadel, das fortlaufend wechselnde Einzel- und Gruppenausstellungen diverser Künstler:innen zeigt. Auch das kleine Kino dort lockt regelmäßig Besucher:innen in seine Räumlichkeiten. Wer etwas für Leib und Seele tun will, muss in Stadtamhof nicht lange suchen. Neben den bekannten Einkehrmöglichkeiten wie dem Spitalgarten und der Trattoria direkt an der Donau, kann man die Eisdiele an der Steinernen Brücke und die lange Schlange an der Kuchenbar kaum übersehen. Aber auf den Punkt gebracht, was sollte jede:r über den kleinsten Stadtteil Regensburgs wissen?
Die Meinung unserer Leser:innen über Stadtamhof – das zeigt eine Umfrage
Der absolute Lieblingsplatz der Meisten ist – wie zu erwarten bei vielen Stadtbewohner:innen – die Natur. Besonders im Sommer lässt es sich einfach besonders gut am Grießer Spitz oder dem Inselpark aushalten. Alles tummelt sich an der Donau. Aber auch die Kuchenbar, Trattoria und Bar Klappe, in der es laut Umfrage das günstigste Bier geben soll, zählen zu den Favoriten.
Stadtamhof wäre nicht Stadtamhof ohne… den Aperol! Ja, besonders eindrucksvoll ist das mediterrane Bild von Aperol-genießenden Menschen und das Gefühl von italienischem »Dolce Vita«, das man sofort spürt, sobald das Ende der Steinernen Brücke in Sicht ist. Und wenn die eisschleckenden Tourist:innenmassen sich über das Kopfsteinpflaster bis zur nie endenden Schlange der Kuchenbar schieben, dann ist gewiss: Das ist Stadtamhof.
Für einen Abstecher lohnt sich das Viertel allemal, doch zum Wohnen scheint die Gegend nicht ganz so beliebt zu sein. Zu hohe Mietpreise finden die Einen. Zu weit weg von der Uni meinen die Anderen. Die Fakten sprechen für sich: Mit 14,13 Euro pro Quadratmeter 2024 liegen die Wohnungspreise laut der Statistik von Engel und Völkers in der oberen Preisklasse.
Das Fazit zum ersten Stadtteil
Klein, beliebt, extraklassig. Das beschreibt den schwimmenden Stadtteil wohl recht treffend. Trotz der Tourist:innenmassen im Sommer lohnt es sich immer wieder die kleinen Häuser und Gässchen zu bestaunen und durchqueren, am Donauufer zu sitzen oder einen Abstecher in eines der Cafés zu machen. Spätestens zur Dult oder dem Spitalweihnachtsmarkt lockt es wohl alle einmal auf die »andere Seite« der Stadt.
Beitragsbild: ©Olivia Rabe