Die anonymen Theatraliker präsentieren: Hamlet
Von Samstag, den 26., bis Dienstag, den 29. Oktober, wurde im Theater an der Universität Regensburg das Stück „Hamlet“ aufgeführt. In einer modernen, deutschsprachigen Interpretation wurde Shakespeares Klassiker von der studentischen Theatergruppe „anonyme Theatraliker“ zeitgemäß auf die Bühne gebracht. Mit jeder Menge Kunstblut und Lichteffekten entführten sie uns in eine Welt voller Intrigen, Wahnsinn und Mord.
von Ida Müermann
Intrigen und Mord am dänischen Königshof- ein kurzer Handlungsabriss
„Hamlet“ von William Shakespeare ist ein Drama, das vom dänischen Prinzen Hamlet handelt. Nach dem Tod seines Vaters erfährt Hamlet durch den Geist seines Vaters, dass sein Onkel Claudius seinen Bruder, den König, ermordet hat. Zudem hat er kurze Zeit später die Königinwitwe, Mutter des Prinzen Hamlet, geheiratet. Hamlet ist von Trauer und Wut erfüllt und plant Rache zu nehmen. Er gibt vor, wahnsinnig zu sein, um die wahren Absichten von Claudius herauszufinden. Im Verlauf des Stücks entstehen Intrigen, es kommt zu weiteren Morden und schließlich zu einem blutigen Showdown, bei dem fast alle Hauptfiguren sterben. Am Ende erkennt Hamlet die verheerenden Folgen von Rache und Machtspielen. Das Stück thematisiert Fragen von Moral, Identität und den Einfluss von Wahnsinn.
Moderne Inszenierung am Unitheater in Bildern und Worten
Dunkelheit, Nebel, Scheinwerfer- das Stück beginnt so dramatisch wie die Handlung. König Hamlet ist verstorben. Der neue König Claudius, Bruder des verstorbenen Königs Hamlet, betritt mit seiner neuen Frau Gertrude die Bühne. Hamlet inszeniert anschließend verschiedene Bilder, bei denen er die Anwesenden in verschiedene Positionen auf und hinter den beiden Thronen auf der Bühne platziert. Hamlet, der in seinem weißen Kittel mehr wie ein geflohener Patient aus einer psychiatrischen Klinik als wie ein Prinz wirkt, malt mit Kunstblut Quadrate auf den Boden. Sein bester Freund Horatio weicht ihm dabei, mit Klemmbrett und weißem Kittel ausgestattet, nicht von der Seite und verstärkt damit das Bild des verwirrten Psychiatrie Patienten.
Ophelia wird von ihrem Bruder vor Hamlet gewarnt. Hamlet wird durch den Geist seines verstorbenen Vaters vor seinem Onkel gewarnt. Dabei wird die Grausamkeit des neuen Königs offenbart, der seinen eigenen Bruder durch in das Ohr geträufeltes Gift umbrachte. Untermalt wird die Erscheinung des Geistes, mit einem Schattenspiel auf der Bühne und tiefrotem Licht.
Mord auf der Bühne
Hamlet und Ophelia treffen trotzdem aufeinander und tanzen gemeinsam auf der Bühne. Um Hamlets Wahnsinn als Liebeswahn zu verharmlosen, wird ein Treffen von ihm und Ophelia inszeniert und vom König und seinem Berater belauscht. Währenddessen versucht Hamlet, die Zuschauer:innen erneut auf das Verbrechen seines Onkels hinzuweisen.
Mit einem letzten blutigen Showdown durch den Mord am königlichen Berater Polonius wurden die Zuschauer:innen in die Pause entlassen, nach der es mit noch größeren Mengen an Kunstblut weiter ging. Die Höflinge Güldenstern und Rosenkranz werden vom Königspaar beauftragt, Hamlet nach England zu bringen. Ophelia wird wahnsinnig, Abwesenheit von Hamlet und der Tod ihres Vaters haben sie geprägt. Der Plan, Hamlet außer Land zu bringen, misslingt und Hamlet kehrt nach Dänemark zurück, wo er vom Tod seiner Geliebten Ophelia erfährt. Die Toten sprechen und nach einem Streit kommt es zum Zweikampf zwischen Laertes und Hamlet, bei dem sich beide gegenseitig mit den Schwertern vergiften. Gertrude, die Königin, wird versehentlich durch einen für Hamlet bestimmten Kelch ebenfalls vergiftet. Hamlet zwingt Claudios, das Gift zu trinken. Auf der Bühne wird Claudius Tod mit einem weiteren Eimer Kunstblut besiegelt.
Was bleibt von einem Stück, in dem am Ende alle tot und die Bühne voller Kunstblut ist? Shakespeares Hamlet gehört zu den in der Literatur- und Theaterwissenschaft am häufigsten untersuchten Texten. Zurzeit erscheinen beinahe 400 wissenschaftliche Publikationen jährlich, die sich mit dem Stück befassen. Wer also auf eine tiefgreifende Interpretation zurückgreifen möchte, wird auf jeden Fall fündig. Die deutschsprachige Interpretation der anonymen Theatraliker war modern inszeniert und spannend gestaltet. In meinen Augen: ein toller Abend am Regensburger Unitheater.
Weitere Informationen zum Stück gibt es auf Instagram unter https://www.instagram.com/theatraliker.ur/
Die Vorstellung wurde mit Pressekarten besucht.
Beitragsbilder: Ida Müermann