Schreibwerkstatt: »Mein Körper jeden Sommer«

Schreibwerkstatt: »Mein Körper jeden Sommer«

Ein Text zum Thema »(Un-)Ausgesprochen« der Printausgabe 37 der Lautschrift, verfasst im Rahmen der Schreibwerkstatt (Prof. Dr. Jürgen Daiber) an der Universität Regensburg.

von Vanessa Jaksic

Ich würde lieber wild und wütend auf eine Schreibmaschine einhämmern als auf die Tastatur dieses MacBooks. 

Meine Hand ist zu langsam für die schnell ablaufenden Gedanken in meinem Kopf.

Mein Geist ist zu antiquiert, um sich mit der modernen Erfindung eines mobilen Rechners auseinanderzusetzen. 

Was ist bloß los?

Schreiben, schreiben, laufen, laufen!

Mein Nacken ist verspannt. 

Meine Augen sind schläfrig. 

Die Luft im Zimmer ist schlecht.

Die draußen schlechter. 

Zigaretten, Abgase. Gerüche nach Essen. Von dem indischen Restaurant gegenüber. Politisch korrekt. 

Ein philosophischer Essay wartet auf mich. Doch meine Gedanken sind weit entfernt. America! Canada! Oder doch Dúbrovnik. Ich war mit Maps mal dort. Sieht hübsch aus.

Mein Magen fühlt sich komisch an. Etwas Saures kriecht meine Speiseröhre hoch.

Ah!

Ich atme schwer. 

Mein Körper ist sich seiner un-transzendentalen Materie bewusst und wird umso träger, je klarer ihm wird, dass er meinem Geist nicht folgen kann.

Was gäbe ich für einen Flat White in einem hippen Café in Frisco oder Vancouver? Oder doch irgendwo in Maine?

Ah… ich lass‘ mich treiben von Irving und Kerouac! 

Meine Arme sind zu schwer, um mein schwarzes Notizbuch zu greifen.

Der Essay fordert von mir klar strukturiert zu sein, aber zugleich die sprachlichen Freiräume zu nutzen, die er mir gestattet. 

Hört sich für mich nach einer toxischen Beziehung an. 

Ja klar, kannst du heute Nacht ausgehen. Aber wehe du unterhältst dich mit einem anderen.

Hab es jetzt abgeheftet und getackert. Sicher ist sicher. 

Aber was jetzt?

Beitragsbild: Pixels I pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert