Von teurem Parfüm, Pfandflaschen und Performances
Bericht über die Gegendemo zu den Sommerfestspielen im Schloss Thurn und Taxis von Fridays for Future am Samstag, dem 15. Juni 2023.
von Laura Kappes
Ich laufe aus Richtung des Bahnhofs hinter dem Schloss Thurn und Taxis entlang und kann über den Zaun in den weitläufigen Park blicken. Es riecht nach teurem Parfüm und lauer Sommernacht. Rechts von mir – hinter dem Zaun – schlendern Paare in Anzügen und teuren Kleidern langsam auf schwarze Stehtische zu. Sie haben gerade noch dem musikalischen Programm der Schlossfestspiele gelauscht. Links von mir läuft eine kleine Dame mit einer Tüte voller Pfandflaschen und einer eingerollten Zeitung unterm Arm vorbei. Die zwei Lebensrealitäten könnten kaum weiter auseinanderklaffen. Ich spaziere weiter durch den öffentlich zugänglichen Innenhof des Schlosses, vorbei an blühenden Rosensträuchern und nähere mich der Gegendemonstration zu den Schlossfestspielen der Fürstin. Aus der Ferne höre ich eine Person am Mikrofon sprechen und geklatschten Beifall. Vor dem Denkmal auf dem St Emmeramsplatz haben sich zwischen 70 und 80 Menschen versammelt. Veranstalter der Demonstration bzw. Mahnwache ist Fridays For Future, Regensburg. In einem kurzen Statement geben sie als Grund für die Demo an, dass sie »mit der Aktion einen öffentlichen, für möglichst viele Menschen zugänglichen Ort schaffen [möchten], an dem Musik und schöne Gespräche in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden können – ohne dafür einen halben Monatslohn blechen zu müssen und Geld in die Kassen von Leuten zu spülen, die gemeinsame Sache mit der Rassistin und Verschwörungsideologin Gloria machen«.
Auf die Menge schaut ein Polizeiaufgebot von mindestens 6 Polizist:innen. Die Demonstration verläuft weitestgehend ruhig, bis auf die beiden Vorfälle, dass ein E-Auto mit leichtem Widerwillen der Demonstrierenden zu einer Ladesäule durchgelassen werden muss und die Polizei die Veranstalterin Sophia Weigert ermahnt, dass Glasflaschen und Alkohol auf der Demo nicht erlaubt seien. Es werden unter anderem ein selbstgeschriebenes Acapella-Weihnachtslied mit der Lyrics »Gloooooria, ist dieser Name scheiße, Glooooooria, auf diese Nazi Weise« und »You can not eat money« performt sowie weitere politische Lieder aus verschiedenen Protestbewegungen und ein Theatersketch.
Dann folgt ein kurzer Redebeitrag von Sophia Weigert, einer der Veranstalter:innen. Neben der Kritik an persönlichen Einstellungen von Gloria von Thurn und Taxis scheint es ihr vor allem um das Schloss an sich zu gehen. Sie erzählt, das Schloss Thurn und Taxis habe mehr Zimmer als der Buckingham-Palace. Es sei absurd wie viele Räume in dem Gebäude leer stehen, während andere in Regensburg keine Wohnung finden oder Studierende notfallmäßig zu Semesterbeginn im Zelt an der Uni übernachten. Die Forderung von Fridays for Future sei, das Schloss zu öffnen für alle Bürger:innen. Es gäbe viele Ideen, was aus dem Wohnraum entstehen könnte von Altersheim, über Kindergarten bis hin zu Unterkünften für Geflüchtete. Reichtum dieser Form für eine Einzelperson sei (in heutigen Zeiten) unangemessen. Wie die Umverteilung konkret ablaufen könnte, erklärt sie nicht. Ich muss an die alte Frau mit den Pfandflaschen denken. Würde sie ein Zimmer im Schloss Thurn und Taxis beziehen wollen? – Ich werde es wohl nie erfahren.
Beitragsbild: Instagram von Fridays for Future, Regensburg.