Downtown Binary und das Synthwave Radio

Chillige Beats und eine durchgängige Animation – das zeichnet den YouTube-Kanal Lofi Girl aus. Seit April hat der Kanal einen weiteren Live-Stream hinzugewonnen. Einer der Hauptvertreter ist Downtown Binary. Über das Genre des Synthwave und neue Favoriten.

von Yvonne Mikschl

07. April 2023, YouTube: Im Stream des »Lofi Hip Hop Radio« ändert sich an diesem Abend vieles. Während sich sonst die Animation stetig auf das lesende Mädchen in grünem Pulli fokussiert, shiftet sich der Blick auf ein Fenster im sonst dunklen Hintergrund. Dann fehlt plötzlich der Name des Streams: »?« Was mochte das wohl heißen? Was passiert hier gerade?

Die Antwort ist simple: An diesem Abend startet der neue Stream des Lofi Girl-Kanals auf YouTube. Im blauen Licht eines Arbeitszimmers sitzt ein Junge mit schwarzem Pulli und großen silbernen Kopfhörern am PC, neben dem eine lila Lavalampe steht (dessen große Blase in der Mitte sich nicht großartig bewegen wird).

Im Hintergrund kann man das andere Fenster sehen, auf der Fensterbank im Zimmer liegt der Hund des Jungen, dessen Namen man nur vermuten kann. Basierend auf dem Titel des Streams fallen mir nur zwei Möglichkeiten ein: »Gamer Boy« oder »Synthwave Kid«. Wo wir schon elegant auf das Thema der heutigen Kolumne kommen: Das Synthwave-Genre.

»synthwave radio – beats to chill/game to«

Von dem Genre Synthwave hatte ich bisher sehr wenig gehört. Ein theoretisches Konzept oder gar eine gute Definition dazu zu finden, ist praktisch unmöglich. Laut einem Artikel aus der Zeitschrift »Journal of popular music studies« zeichnet sich die Musik durch »seinen Fokus auf die Wiederbelebung von Partituren aus den 1980er Jahren« aus, wobei auch die. Wer dem Radio ein bisschen länger zuhört, fühlt sich stark an Musiker wie Giorgio Moroder oder Tangerine Dream erinnert – die elektronische Musik der 80er Jahre spielt bei Synthwave eine entscheidende Rolle. Bekannt für das Mainstream-Publikum wurde das Genre übrigens erst in den 2010er-Jahren.

Die Überschrift des Streams ist Programm: Chillige Beats ohne große Aufregung, elektronische Synthesizer und Pads, kein Gesang. Gleichbleibende Rhythmen sorgen – ähnlich wie beim normalen Lofi-Girl-Chanel – für bessere Konzentrationsfähigkeit. Besonders deutlich wird das bei einem der Hauptinterpreten, der/die im folgenden Abschnitt sinnbildlich für das Synthwave-Genre stehen sollen: Downtown Binary.

Downtown Binary – mit »Astral« in den Weltraum

Über Downtown Binary ist wenig bekannt: Keine offizielle Webseite, kein Wikipedia-Eintrag, kein Gesicht zum Projekt. Einzige Info: Standort UK und das Synthwave– beziehungsweise Chillwave-Genre. 2019 kommt mit »Distant Shores« der erste Song des Projekts, wie ich es der Einfachheit halber nennen will, auf YouTube und anderen Plattformen. Die Videos sind alle relativ gleich: Der Bandname und eine Animation, die zum Song passt. Klar ist mit dieser Kombination: Die Musik steht im Vordergrund.

Downtown Binary auf Soundcloud:

Nirgendwo wird dieses Konzept so klar wie auf dem Album »Astral«, was erst 2023 veröffentlich wurde. Bereits der Opener mit The Present Sound namens »Polaris« zeigt: Es geht zu den Sternen. »Taking Flight« unterstützt diese These noch zu gut, bevor mit »Astral« der Space erreicht wird. Im »Shuto Expressway« gleitet man durch die Großstadt, »Light Circles« zeichnet das Gewusel der Lichter nach. Das ganze Album ist instrumental, hat die gleichbleibende Rhythmik und eignet sich (in meinen Augen) perfekt für einen Nachtflug auf den Straßen der Republik. Und passt wie die Faust aufs Auge zum Konzept des Synthwave-Radios: Keine Gitarren, kein Klavier, kein Gesang – rein Synthesizer und Drumcomputer.

Fazit: Wer gerne gleichbleibende Beats und Synthesizer mag, sollte in den Stream, der nicht nur Downtown Binary umfasst, unbedingt reinhören – ein Switch auf das normale Lofi-Radio ist ja jederzeit möglich…

Das Synthwave-Radio des Lofi-Girl: