»Das Märchen eines armseligen Idioten« – Die Oper »Macbeth« am Theater Regensburg
Mit der von Verdi geschriebenen Oper »Macbeth« kehrt ein Stück ans Theater Regensburg zurück, welches seit 25 Jahren nicht mehr gespielt worden ist. Dementsprechend ausverkauft war die Premiere am Samstag. Und dabei ist die Tragödie eine Erzählung von Mord und Totschlag, die zwar an einigen Stellen verwirrend erscheint, aber dennoch das »Märchen eines armseligen Idioten« darstellt.
von Yvonne Mikschl
Werke von William Shakespeare gehören zu den Klassikern der Weltliteratur – »Die Tragödie des Macbeth«, uraufgeführt 1606, bildet da keine Ausnahme. Und dass solch große Werke gerne mit Orchester untermalt und damit zur Oper werden können, ist auch bekannt. Die Begeisterung für Opern ist auch im Jahr 2023 ungebrochen, wie die ausverkaufte Premiere von »Macbeth«, welche nach 25 Jahren am Samstag, den 21. Januar, wieder am Theater Regensburg gespielt wurde, zeigte.
Worum geht’s?
Ein einziges Zitat aus dem ersten Teil des Stücks fasst eigentlich perfekt zusammen, worum es geht:
»Wenn die Sonne fort ist, regiert der Dolch.«
Macbeth
General Macbeth (Seymur Karimov) bekommt von den Hexen die Vorhersehung auf den Weg, dass er der zukünftige König Schottlands werde. Um dies auch wirklich wahr werden zu lassen, rät ihm seine Frau (Theodora Varga), den amtierenden König Duncan (Felix Scharff) im Schlaf zu ermorden und so seinen Platz auf den Thron zu sichern. Beide schieben nach dem Mord Duncans Sohn Malcom (Paul Kmetsch) die Schuld unter und Macbeth wird tatsächlich König. Berauscht von der neugewonnenen Macht bringen sie nun auch Banco (Roger Krebs), einen weiteren General Schottlands, um. Doch Macbeth sieht seine Macht in instabilen Händen. Zudem plagen ihn Gewissensbisse. Wird der Blutrausch je enden? Und muss Macbeth für diese Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden?
Mord – ein immer noch gern gesehenes Thema
Mord und Intrige sind ein Thema, das auch heute noch viele Zuschauer:innen anlockt – die Einschaltquoten von »Tatort« und Co. beweisen das im Fernsehen mehr als deutlich. »Macbeth« knüpft an diese Begeisterung in gewisser Weise an. Oder, wie es Macbeth selbst formuliert: »Das Märchen eines armseligen Idioten« – eine zugegeben schöne Formulierung für das Blutvergießen in Schottlands Regierung, das seine Vollendung mit Rache findet.
»Es lebe das Vergnügen, es sterbe der Schmerz.«
Lady Macbeth im zweiten Akt
Blutrünstig sind die Macbeths in jedem Fall. Besonders in der Figur der Lady Macbeth kommt die Sehnsucht nach Mord deutlich zum Vorscheinen. Sie entwickelt über das Stück hinweg eine Art Blutrausch und zieht ihren Mann indirekt mit hinein. Der ist hin und hergerissen, denn die Gewissensbisse plagen Macbeth mehr als nur einmal in der gesamten Oper, die sich in vier Akten erstreckt. Der Fokus des Stücks liegt allgemein auf dem König Schottlands, der irgendwann mit Entsetzen feststellt, dass man Verbrechen nicht rückgängig machen kann. Auch die Lady wird zu dieser Erkenntnis kommen: »Alle Salben Arabiens können diese Hände nicht reinwaschen.« Für mich ist die Darstellung dessen alleine ein Grund, die Oper nicht ab einem Alter von 14 Jahren freizugeben, aber das ist Geschmackssache.
Die Inszenierung
Unter Regie von Angela Denoke gelingt es dem Ensemble des Stücks, die Oper in Teilen in die Neuzeit zu bringen. Zwar stammt der Text von Guiseppe Verdi (1847), allerdings ist mit der drehenden Bühne ein moderner Hauch gegeben. Jedoch gibt es für den Zuschauer einige Unklarheiten: Die Figuren ähneln sich in der Regensburger Inszenierung sehr stark und sind bis auf König Duncan in langen, grünen Gewändern gekleidet, die sehr an das Outfit der Bundeswehr erinnern. In manchen Szenen ist sich der / die Zusehende deswegen unsicher, um welche Figur es sich gerade handelt, besonders da durch den Text an diesen Stellen kaum Kontextbezug möglich ist. Zudem ist der Boden der Bühne mit Blättern belegt. Mir persönlich erschließt sich das nicht ganz, zumal ja der größere Teil der Handlung im Innenraum eines Schlosses beziehungsweise einer Burg spielt.
Trotz dieser harschen Kritik: »Macbeth« ist durchaus eine gelungene Umsetzung eines über 200 Jahre alten Stoffs. Dazu tragen nicht nur der Gesang der Darstellenden bei (besonders hervorzuheben Seymur Karimov und Theodora Varga), sondern auch die musikalische Untermalung durch das Philharmonische Orchester unter Leitung von Tom Woods. Zwar ist der »Soundtrack« der Oper in großen Teilen sehr düster gehalten, dennoch gibt es zu Beginn des dritten Aktes auch eine fröhlicher Stelle, in der mit der Harfe eine göttliche Macht beschworen wird, die Macbeth aus seiner Trance holen soll.
Fazit: Eine gelungene Rückkehr ans Theater Regensburg
»Macbeth« bleibt Shakespeare (und wahrscheinlich auch Verdi) sehr treu und kehrt mit einer guten Inszenierung nach 25 Jahren ans Theater Regensburg zurück. Der Inszenierung gelingt zwar kein Sprung in die Moderne, allerdings ist der Stoff mit Mord und Intrigen immer noch ein gern gesehenes Themengebiet, das heute noch viele Fans hat. Der lange Applaus nach der ausverkauften 17. Premiere der aktuellen Spielzeit gibt dem nur recht.
Details zu Terminen und Tickets unter: https://www.theaterregensburg.de/produktionen/macbeth.html
Beitragsbild: Theodora Varga, Seymur Karimov, Carlos Moreno Pelizari, Opernchor © Tom Neumeier
Alle Bilder zur Verfügung gestellt vom Theater Regensburg.