Feminis:muss: »Warum Feminismus gut für Männer ist«
Männer werden auch vom Patriarchat benachteiligt, schreibt unsere Autorin. Wie können Männer einschränkende Rollenbilder überwinden und solidarisch mit Feminist:innen das Patriarchat überwinden? Der Autor Jens van Tricht hat ein paar Ideen.
von Franka Umlauf
Jens van Tricht hat den Feminismus damals in den 1980er-Jahren in seiner Zeit als Hausbesetzer in Amsterdam kennengelernt. Er studierte anschließend Frauen- und Geschlechterwissenschaften, gründete die Organisation »Emancipator« und setzte sich in der weltweiten »MenEngage Alliance« für einen männlichen Feminismus ein. Mit seinem Buch »Warum Feminismus gut für Männer ist« gelang ihm dann sein Durchbruch in dieser Branche. Allgemein erlangte er durch sein Engagement viel Aufmerksamkeit, nicht zuletzt auch von Männern. Da allein das Wort »Feminismus« auf Frauen beziehungsweise auf Weiblichkeit abzielt, halten sich Männer meist davon fern, da es etwas »Unmännliches« impliziert. Van Tricht ist hier jedoch der Meinung und macht auch in seinem Buch deutlich, dass der Blick der Feministen dem einen oder anderen Mann guttun würde.
»Wir müssen den Männern erlauben, mehr Mensch zu sein«. Mit diesem Satz fängt van Tricht sein Buch an und erlangt hier schon die Aufmerksamkeit der Leser:innen. Auch Männer erleben in ihrem Alltag sexistische Mechanismen, wenn man nicht dem typischen Stereotyp oder den Erwartungen der anderen entspricht. Der Mann leidet ebenfalls unter dem Patriarchat, zwar auf eine andere Weise als dir Frau, aber dennoch auf eine nicht akzeptable Weise. Es ist unüblich, dass Jungs Ballett tanzen wollen oder ihre Emotionen zeigen. So sollten Männer hart, sportlich und mutig sein. Diese Aussagen resultieren aus den überkommenden Vorstellungen von Männlichkeit und das ist laut van Tricht »Quatsch«. In einer feministischen und gleichberechtigten Welt hätten die meisten Männer zwar Machteinbußen, jedoch würden sie viele »weibliche« Qualitäten annehmen, die eigentlich »einfach nur menschlich« sind. Durch das stereotypische Bild, welches viele Menschen von Männern haben, resultieren auch soziale und politische Probleme, weil es auch direkt damit zu tun hat, was Männer über Männlichkeit lernen. So sei eine Männer-Emanzipation nicht nur persönlich, sondern auch politisch. Außerdem löst das Hinterfragen des eigenen Rollenbildes meist große irrationale Angst bei denjenigen aus, die das vorhaben, weshalb es umso wichtiger ist, sich damit zu befassen.
»Indem sie (Männer) an sich selbst und der Gesellschaft arbeiten, indem sie sowohl persönlich als auch in ihrer gesellschaftlichen Funktion auf Veränderung hinwirken, indem sie die herrschenden Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit hinterfragen und transformieren und indem die Frauen helfen, sich von den Weiblichkeitsstereotypen zu lösen und sich frei zu entwickeln, indem sie Fürsorge für die Kinder übernehmen, indem sie Ungleichheit und Gewalt kritisieren und indem sie ihr Möglichstes tun, gesellschaftliche Strukturen zu verändern.«
Als Lösung führt van Tricht zwei geläufige Bewegungen an. Auf der einen Seite gibt ihm die LGBTQ+-Bewegung Hoffnung, die sich allgemein von patriarchalischen Männlichkeitsbildern befreien wollte. Auf der anderen Seite macht ihm der sogenannte Backlash von Männern Sorge, welche zur »echten« Männlichkeit aufrufen und Genderthemen sowie Feminismus tabuisieren. Eine einfache Lösung wird es nicht geben. Aber wenn jede:r anfangen würde, über sich selbst nachzudenken, und überlegt, welche Probleme durch traditionelle Männlichkeit entstanden sind, würde es auf jeden Fall in die richtige Richtung gehen, so van Tricht. Das stereotypische Denken, das so tief in unserer Gesellschaft verankert ist, muss aufgebrochen werden, damit jede:r so leben kann, wie er:sie möchte, ohne verurteilt zu werden.
»Das ist kein einfacher Prozess, aber er kann uns heilen – als Mensch, als Mann, als Partner, als Freund, als Kind«
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