Mov:ement: Die wunderbare Welt der Ghibli-Filme
Während neben dem ersten Schnee, den mittlerweile in der Stadt überall aufgehängten Lichterketten und vielleicht dem ein oder anderen Tässchen Glühwein (oder auch mehr) jede:r nach und nach doch ein wenig dem Weihnachtsfieber trotz beständiger negativer Nachrichten verfallen ist, wurde ich vor kurzem in die zauberhafte Welt der Filme aus dem Hause Ghibli eingeführt. Und was soll ich sagen, nach nur drei Filmen bin ich absolut in love!
von Sonja Hämmerle
Meinen ersten Anime (zumindest bewusst der Erste) habe ich im September mit »Children of the Sea« auf dem Regensburger Transit Filmfest gesehen und bin dort schon ein wenig mit den wunderschönen Zeichnungen auf den Geschmack gekommen; auf der Kinoleinwand auch besonders beeindruckend. Ich kann nicht genau sagen, warum ich erst jetzt mit der Welt der Anime in Berührung gekommen bin, aber besser spät als nie, oder? Irgendwie hat mir wohl bisher schlichtweg der richtige Zugang gefehlt.
Es fasziniert mich sehr, dass das Studio Ghibli nach wie vor klassische Animationstechniken wie das Abfotografieren von handgezeichneten Folien einsetzt und mit Computeranimationen nur wenig arbeitet. Das gibt dem Ganzen noch mehr seinen Charme, wobei ich bei meiner Recherche gelesen habe, dass der neuste Film »Aya und die Hexe« (von 2020) wohl der erste komplett computeranimierte Ghibli-Film ist. Begonnen hat alles 1984, als Hayao Miyazaki mit seinem »Nausicaä aus dem Tal der Winde« in den japanischen Kinos großen Erfolg gefeiert hat und damit dann der Stein zum Studio Ghibli 1985 (gegründet von der Produktionsfirma Tokuma Shoten) gelegt worden ist. Geleitet wurde das Studio seit der Gründung von Miyazaki und Isao Takahata zusammen mit dem Produzenten Toshio Suzuki. Ein cooler Side-Fact ist hierbei auch die Bedeutung des Namens Ghibli. Der geht nämlich auf eine italienische Bezeichnung mit arabischem Ursprung zurück und steht für einen heißen Sahara-Wüstenwind. Miyazaki hat zudem großes Interesse rund um das Thema Luftfahrt und so wurde unter anderem ab dem Zweiten Weltkrieg auch für das italienische Flugzeug Caproni Ca.309 die Bezeichnung Ghibli verwendet. Miyazaki wählte diesen Namen, um auf dieser Ebene deutlich zu machen, dass er »frischen Wind« in die japanische Anime-Industrie bringen möchte. Ziemlich »heiße« Background Story, würde ich sagen.
Mein allererster Ghibli-Film, der mir vor kurzem als »Einstieg« nahegelegt worden ist, war »Chihiros Reise ins Zauberland«, mit dem 2001 für das Studio der internationale Durchbruch erfolgte. Nicht nur war dieser lange nach den Einspielergebnissen der erfolgreichste Anime-Film, er ist weltweit auch beeindruckenderweise der meistausgezeichnete Zeichentrickfilm. Der Film hat es schon innerhalb der ersten Minuten geschafft, nicht nur durch seine wunderschöne Optik und Musik, sondern auch durch seine unfassbar liebenswerten wie verschrobenen Charaktere, mein Herz im Sturm zu erobern.
Eventuell laufe ich seitdem etwas aufmerksamer durch das winterliche Regensburg. Wer weiß, vielleicht verstecken sich an der nächsten Ecke ja ein paar sweete Rußkobolde oder ein hübscher Wasserdrache in der Donau? Eigentlich hatte Miyazaki nach dem Erfolg seines Films »Prinzessin Mononoke« (auf meiner Watchlist auf jeden Fall der nächste Ghibli) seinen Rückzug angekündigt, hat aber kurz darauf in seiner Berghütte Besuch von einem Mitarbeiter und seiner zehnjährigen Tochter bekommen. Dieser Besuch hat ihn dann zu »Chihiros Reise« inspiriert, da er Kindern Mut machen wollte, das Leben mutig und stark zu meistern, auch wenn es sich oft erstmal nicht erschließen möge. Finde ich ebenfalls eine sehr schöne Background Story und auch eine Message, die wir uns alle momentan zu Gemüte führen können. Genauso wie in vielen Ghibli-Filmen und auch besonders in diesem sind Umweltschutz und wie die Menschen und die Natur in Harmonie zusammenleben können große Themen. Wenn wir uns das bracke, braune Donauwasser ansehen, kann ich mir gut vorstellen, dass da auch ein mit Pizzakartons und Bierdeckeln verdreckter »Flussgott« steckt, die Schwanzflosse verheddert mit hunderten an weggeworfenen medizinischen Masken.
Wer noch keinen Ghibli-Film gesehen hat, derjenigen Person kann ich es nur absolut ans Herz legen, sich diesen wunderbaren, fantastischen und märchenhaften Welten zu öffnen und diesen eine Chance zu geben. »Chihiros Reise ins Zauberland«, »Mein Nachbar Totoro« (ich bin stark dafür, dass sich der RVV auch eine Buskatze zulegt … und wie unfassbar süß ist bitte Totoro?) und »Das wandelnde Schloss« (ein Crush auf Hauro ist quasi vorprogrammiert) passen auch, meiner Meinung nach, sehr gut in die Adventszeit.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie mir die anderen Ghibli-Filme gefallen werden und was es dazu alles an Background Stories, Filmanalysen und Side-Facts gibt. Mir wurde schon gesagt, dass »Das Königreich der Katzen« beispielsweise auf einem Manga basiert, der wiederum auf einen Ghibli-Film zurückgeht. Verrückt. Vermutlich gibt es dann in ein paar Wochen einen zweiten Beitrag zu dieser Kolumne, wenn ich die Filme alle durchgesuchtet habe. Auf Netflix gibt es übrigens derzeit sehr viele Ghibli-Filme zu sehen!
Beitragsbild: © Studio Ghibli