Lautstark: »Art is Dead« oder auch: Was Bo Burnham mit meinem Playlist-Chaos zu tun hat
An Bo Burnham ist man* die letzten Wochen sicherlich nicht vorbeigekommen. »Come on, Jeffrey, you can do it – Pave the way, put your back into it« schallt es einem entgegen sobald man* irgendeine Instagram Story öffnet – seine Songs erobern mittlerweile sämtliche Social Media Plattformen. Als großer Fan seines Lockdown Specials »Bo Burnham: Inside« auf Netflix (2021) habe ich das dazu gehörige Album auf Spotify rauf und runter gehört. Und das obwohl ich normalerweise doch immer wieder in meiner Wohlfühl Post Grunge / Post Punk Ecke lande. Und dazwischen im Bunker-Techno-Keller (zu dem es sich trotz der großen Verwunderung einiger Freund*innen super einschlafen lässt). Und während ich über Bo Burnhams Weltschmerz sinnierte, fiel mir Mal wieder auf, was für ein »Mess« meine Lieblingssongsplaylist auf Spotify doch ist.
von Sonja Hämmerle
In besagter Playlist befinden sich momentan 2.165 Songs, Tendenz steigend. Und ich liebe jeden einzelnen davon. Jede*r kennt sicher diese Situation, als Beifahrer*in im Auto, oder man* sitzt glücklich zusammen bei einem Gläschen Wein in der Küche und ist der*die auserkorene DJ*ane. Schwupps – sind die Songs aus der Warteschlange in einem unbemerkten Moment zu Ende und Spotify spielt zufällig Songs aus der Wiedergabeliste ab. Bei mir kann es gut sein, dass sich dann Frittenbude neben Metallica über Britney Spears und Anti-Flag und einer guten Prise AKKI die Hand geben. Beschämtes Lächeln und verlegenes Schulterzucken inklusive. Ein Freund meinte bei dem Anblick meines Playlist-Chaos‘ einmal entsetzt, wie ich das so »unsortiert« lassen kann und ein Teil von mir gab ihm Recht, der andere Teil aber fühlt Musik »einfach so«.
Musik ist so unfassbar vielfältig und je nach Situation, Lebenslage und Gefühlschaos gibt’s den perfekten Soundtrack (und dank Spotify ist es sowieso immer leichter, neue tolle Songs und Bands zu entdecken). Um wieder den Bogen (vielleicht nicht so elegant, but here we go) zu dem lieben Bo Burnham zu schlagen: Genau das liebe ich an seinen Songs so sehr. Neben den bedeutungsvollen Texten mit Gesellschaftskritik und Weltschmerz stehen fast schon zufällig gewählte Lyrics mit viel Gefühl. Und alles in allem wirkt es im Endergebnis (egal ob im Film oder im Album) wieder rund.
Nehmen wir den Song »White Woman’s Instagram« von Bo.
Was sich zunächst als humorvolle Satire über die Fake Glitter Welt von (möchtegern?) Influencer*innen anhört, endet in einem gefühlsvollen Fingerzeig darauf, dass wir uns alle oftmals in dieser Welt verlieren. Niemand sieht einem auf Social Media die Sorgen an (und natürlich auch im Reallife genauso), oftmals scheint nach außen hin alles in Ordnung und großartig zu sein. Und wer stellt schon gerne seine Probleme ins Netz? Da ist der 100ste Sonnenuntergang an der Donau, hinterlegt mit einem Song, doch viel angenehmer. Wenn ich mir da so meine lange Lieblingssong Playlist ansehe, sehe ich genau dieses Chaos eher als kleines Songtagebuch an. Ich kann an dem Verlauf genau sehen, wie’s mir geht (ging), welche neuen Songs und Musikrichtungen ich entdeckt und vielleicht doch wieder verworfen habe. Oder welche Filme und Serien ich gesehen und den Soundtrack hinterher quasi inhaliert habe.
Musik ist für uns in harten Phasen da, pusht uns wieder hoch oder lässt den inneren Schmerz erst recht rausbrechen. In Bo Burnham’s Devise: »Okay, shit, ich werde 30 Jahre alt und irgendwie finde ich das gerade nicht so cool. Außerdem verbringe ich den Geburtstag alleine in meinen vier Wänden, während draußen die Corona Pandemie herrscht. Aber well, ich tanze in Boxershorts zu Neonlicht, verpacke alles in einem Song und singe mir die Seele aus dem Leib.« Daran sollten wir uns vielleicht alle ein Beispiel nehmen, Gefühlen in Form von Musik Raum geben und das nächste Mal den favourite Song bewusst hören – und ja, vielleicht ausgelassen dazu tanzen (die Nachbar*innen werden es lieben, versprochen).
Ich kann auch sehr Bo Burnhams vorherige Alben empfehlen (ich kannte ihn tatsächlich vor seinem Film nicht) und bin dadurch auch auf den Song »Art is Dead« gestoßen, den ich gerade sehr »fühle« und vor allem diese Songline:
»This next song honestly is nothing at all But it helps me sleep at night.«
Und damit ein Hoch auf all unsere Lieblingssongs, die uns schon durch sämtliche Lebenslagen gebracht haben und auf die, die es noch werden. Und vor allem die, die uns abends trotz Sorgen einschlafen lassen. Zur Empfehlung 10 Songs die ich momentan gerne höre, sowie eine coole Playlist. Vielleicht ist ein wenig Inspiration dabei!
- Never Wanted To Dance – Mindless Self Indulgence
- Guillotine – Mansionair, NoMB
- Love Drug – Die Antwoord
- Enjoy the Silence – Depeche Mode
- Relax – Frankie Goes to Hollywood
- Change with the Sun – Svoiet Soviet
- ART IS DEAD – Bo Burnham
- Kiwi – Harry Styles
- Electric Overdose – STØTS
- Someone Else – Rezz, Grabbitz
Wer gerne Inspiration von Bands aus Regensburg und Umgebung möchte, dem empfehle ich die Playlist »Regensburner« (basierend auf einer Show des Studentenfunk der Universität Regensburg, moderiert von Partypat und Fynn)
Regensburner:
https://open.spotify.com/playlist/752MZMvSxUpsXHhvRlSX8s?si=71258a02ff8946da
Beitragsbild: © Schumyswelt / Bo Burnham – Netflix