Feminis:muss: Meine liebsten Catcalling-Comebacks
»Ach, gönn‘ ihnen doch, die haben seit dem Lockdown keine echten Brüste mehr sehen können«, sind die Worte eines Bekannten, als ich davon erzähle, wie mich eine Gruppe minderjähriger Jungs in meinem Sommerkleid im Bus durchweg angestarrt hat. Und das ganze sechs Bushaltestationen lang.
von Linnea Janke
Erst vorletzte Woche hat Fenja in ihrem Gastbeitrag davon erzählt, wie ein fremder Mann ihr und ihrer Freundin gefolgt ist, um provokative Fragen zu stellen, die kein Mensch beim ersten Blind Date stellen würde.
Und trotzdem gibt es leider immer wieder solche Situationen, in denen Frauen auf offener Straße mittels Catcalling belästigt werden. Sei es mit anzüglichen Kommentaren, Geräuschen, Sprüchen oder sogar dem Verfolgen auf dem Heimweg. Catcalling bezeichnet in der deutschen Sprache insbesondere die verbale sexuelle Belästigung von Frauen durch Männer. Das Ziel solcher Männer ist es in erster Linie, die anvisierte Frau zu verunsichern und in den meisten Fällen zusätzlich zu degradieren. Ähnlich wie bei anderen sexuellen Belästigungen geht es auch beim Catcalling um das Machtgefüge der teilnehmenden Parteien.
Wie also die Macht über die eigene Person zurückholen, wenn jemand Fremdes versucht, sie einem zu nehmen? Vor einigen Wochen wurde ich auf das TikTok Video von @gabin.sarah aufmerksam, das zeigt, wie sie mit solchen Situationen umgeht: Sie schreit lauthals wie ein Velociraptor in die Richtung ihres Catcallers. Zugegeben, nicht jede Person hat den Mut, wie Sarah in einer solchen Situation. Dennoch habe ich mir einige wirksame Antworten auf die gängigsten Catcalling-Sprüche zusammengesucht, die sich über die letzten Jahre bewährt haben:
»Kacken« ist meine beliebteste Antwort auf die Fragen »Na, wohin des Weges?« und ähnliche Sprüche.
»Meine Oma ist gerade gestorben, also nein danke«, auf den typischen Zuruf »Hey, lächel‘ doch mal!«. (Für diejenigen, denen diese Lüge zu drastisch ist; ein gruseliges breites Grinsen mit weit aufgerissenen Augen tut es meist auch).
»Ich bin kein Hund« für alle Arten des Hinterherpfeifens oder »Komm mal her«.
Und für die restlichen ekligen Anmachsprüche: »Hat das wirklich jemals funktioniert?«
Was ich in keinem Fall mehr tue, ist sie daran zu erinnern, ob sie so mit ihren Müttern, Töchtern oder Schwestern reden würden. Auch gebe ich nicht an, dass ich einen Freund habe, damit sie das »Besitzrecht« eines imaginären Mannes auf mich mehr achten als mich, die vor ihnen steht. Denn ich bin eine eigenständige Person und habe grundlegenden Respekt verdient.
Und wenn ich mich doch mal so mutig und selbstbewusst fühle wie Sarah, dann antworte ich auf sogenannte Komplimente wie »Geiler Arsch« vielleicht auch mal mit einem schulterzuckenden: »Ich weiß.«
Beitragsbild: Alena Jarrett | Unsplash