Wohnsinn-Kolumne: Tapetenwechsel
Nach den kalten, grauen Wintermonaten, die sich wegen der Corona-Pandemie zäh wie Kaugummi angefühlt haben, war mir diesen Monat ein kurzer Tapetenwechsel vergönnt. Dank der mexikanischen Herkunft meines Freundes durfte ich mit in den Heimaturlaub starten.
von Verena Gerbl
Als es losging und wir endlich im Flieger auf dem Weg nach Guadalajara saßen, fühlte es sich beinahe surreal an. Das Reisefieber versetzte mir einen kleinen Adrenalin-Kick, der mich aus dem Regensburger Nebelwetter, wo der Sommer noch ziemlich zu wünschen übrigließ, direkt in die tropische Schwüle Lateinamerikas katapultierte: 37 Grad, strahlende Sonne und eine Stadt so bunt, dass man sich als Europäer schnell reizüberflutet fühlt.
Vor Ort wurde ich mit so einigen ausländischen Stereotypen über die Deutschen konfrontiert: Wächst denn überhaupt heimisches Obst in Deutschland? Stimmt es, dass ihr den Tequila mit Orange und Zimt trinkt? Liegt momentan noch Schnee bei euch? Und so weiter. Bei der ein oder anderen Frage schlich sich dann doch ein Grinsen auf mein Gesicht: Tatsächlich musste ich mir eingestehen, dass der mexikanische Tequila ohne Zimt und ohne Orange viel besser schmeckt und fast schäme ich mich nun dafür, diese deutsche Trinkangewohnheit jemals erwähnt zu haben. Aber dass wir angeblich mitten im Juni noch mit Winterjacke rumlaufen?! Naja, auch da liegt man beim diesjährigen Wetter (zumindest Ende Mai) nicht gänzlich falsch. Und nachdem ich in Mexiko täglich das köstlich süße Obst schlemmen durfte, muss ich einräumen, dass die nach Deutschland importierten Avocados, Papayas und Mangos nicht an das lateinamerikanische Original heranreichen. Dagegen finde ich, dass sich unsere heimischen Äpfel, Beeren und Birnen im internationalen Vergleich durchaus sehen und schmecken lassen können!
Der kurze Tapetenwechsel, der trotz der zehn Tage im warmen Süden viel zu kurz ausgefallen ist, hat auf jeden Fall gutgetan! Da lässt sich nur hoffen, dass die Impfungen schnell voranschreiten, damit touristische Reisen bald wieder an der Tagesordnung sind und man sich von den ausländischen Stereotypen ganz einfach selbst an Ort und Stelle überzeugen lassen kann.
Nächste Woche erwartet Euch dann unsere neue Kolumnistin Linnea mit ihrem Wohnsinn!
Beitragsbild: Fernando Andrade, Okeykat und Thom Holmes | Unsplash