Lautstark: Imperial Triumphant – Dämonen der Dekadenz
Jazz? Check. Black Metal? Check. Death Metal? Check. Die Masken schön glänzend poliert? Check. Dann kann es ja endlich losgehen mit dem heutigen Lautstark-Artikel über eine der aufregendsten Metalbands der letzten Jahre: Imperial Triumphant.
von Celina Ford
Wir begeben uns – zumindest musikalisch gesehen – in den Big Apple, nach New York. Eine Stadt, in der unfassbarer Reichtum und bittere Armut, die Erfüllung von Träumen, das klägliche Scheitern und der »American Dream« oft nur ein paar Straßenecken oder Hochhausetagen auseinander liegen. Aus genau dieser Stadt stammen Imperial Triumphant, die wie Messingdämonen zugleich Richter und Henker dieser vollkommen aus dem Lot geratenen Dekadenz sind.
In der New Yorker Unterwelt brodelt es
Was passiert eigentlich hinter den verschlossenen Türen der Superreichen? Was verleitet die Menschen dazu, dem Traum vom schnellen Geld ohne Rücksicht auf Verluste nachzujagen? Warum ist es so vielen egal, wenn neben ihnen ein armer Schlucker noch mit der Nadel im Arm auf der Straße krepiert? Unangenehme Fragen, die Imperial Triumphant da stellen. Doch das gehört neben dem Glamourleben, das viele Außenstehende mit New York verbinden, eben auch zur Lebensrealität dazu. Diese schmutzige, düstere und gewalttätige Parallelwelt ist das Hauptthema von Imperial Triumphant, dem sich Gift und Galle spuckend gewidmet wird.
Die Band wurde 2005 von Zachary Ilya Ezrin, Vocalist und Gitarrist, gegründet. Das feste Line-Up wurde vor einigen Jahren zusätzlich um Steve Blanco am Bass und Kenny Grohowski hinter den Drums erweitert. Und wenn man* vom Sound der Band ausgeht, ist es fast schon unglaublich, dass hinter Imperial Triumphant »nur« ein Trio steckt. Natürlich ist die Band in erster Linie eine Metalband. Nur eben auch eine Jazzband. Und genau genommen auch eine Avantgarde-Experimental-Band. Imperial Triumphant sind drei extrem talentierte Musiker, die es schaffen, Stilrichtungen von unterschiedlichen Enden des Intensitätsspektrums in einem großen, schmerzhaften Ganzen zu vermischen.
Wo Grohowski größtenteils für die Jazzelemente verantwortlich ist, nehmen sich Ezrin und Blanco den absolut vor Wahnsinn rasenden Metalparts an. Aus Genreperspektive sind Imperial Triumphant eine »Blackened Death Metal«–Band, was bedeutet, dass sie Charakteristika des Black Metal und des Death Metal aufweisen – jede*r, die*der sich halbwegs mit Metal auskennt weiß, dass Metal-Subgenres ein Fass ohne Boden sind und es eigentlich unmöglich ist, eine Beschreibung zu finden, die wie die Faust aufs Auge passt. Wer sich nun aber nicht mal ansatzweise mit Metal auskennt und sich nicht vorstellen kann, was da auf die zarten Gehörgänge wartet, wird bei Imperial Triumphant also gleich zwei Mal herausgefordert. Aber keine Sorge, an dieser Stelle ein Genre-Quickguide: Black Metal saugt die Hörer*innen in einen musikalischen Dissonanzsturm aus hohen Shrieks, Blast Beats und schnellen Gitarrenparts ein, Death Metal spuckt sie unter tief gestimmten Gitarren und gutturalem Gesang wieder aus.
Wem diese beiden Subgenres in Kombination mit Jazz jetzt als das pure Böse erscheinen, kann ich nur teilweise zustimmen. Natürlich ist die Musik von Imperial Triumphant nichts, was zufälligerweise im Radio gespielt wird, aber sie ist auch keine Kakophonie, die auf Biegen und Brechen veranstaltet wird. Die Band hat nämlich noch ein Ass im Kuttenärmel. Wie sich bereits erkennen lässt, tragen Imperial Triumphant goldene Masken und Gewänder, die perfekt für einen Abend rund um den Opferaltar sind. Abgesehen von der New Yorker Unterwelt ist auch der Futurismus und Art déco im Stil von Fritz Langs »Metropolis« (1927) ein Faible der Band. Deshalb wirken neben der Aufmachung der Gruppe in dieser Kunstrichtung auch viele Musikvideos wie ein Film aus den frühen Jahrzehnten des vergangenen Jahrtausends und spielen so mit dem krassen Gegensatz zum Klang der Band.
»Rotted Futures, Business As Usual«
Das sind Lyrics des Songs »Rotted Futures«, der auf dem im Juli veröffentlichten Album »Alphaville« zu finden ist. »Alphaville« ist, ohne Frage, das bisher beste Album von Imperial Triumphant. Die vorherigen Veröffentlichungen »Vile Luxury« (2018), »Abyssal Gods« (2015) und »Shrine To The Trident Throne« (2014) sind zwar auch sehr gut, doch das Art déco-Element wirkt erst auf »Alphaville« so richtig ausgereift. Zudem sind die neun Tracks der Platte wahnsinnig vielschichtig (an manchen Stellen lassen sich Field Recordings und auch ein Barbershop-Quartett finden), unglaublich dynamisch und so richtig schön böse. Das liegt nicht nur an Ezrins Gesang, der auf »Alphaville« dunkler, unheilvoller, autoritärer und so jenseitig wie nie zuvor klingt, sondern auch am generellen Vibe der Platte, welche – man* kann es wirklich nicht anders beschreiben – die Apokalypse heraufbeschwört, sobald auf »play« gedrückt wird.
The dead kiss Of luxury Keeps you a slave Whispering softly »Now back to work« »Excelsior«
Wer also trotz der Reisebeschränkungen einen Trip nach New York unternehmen will und keine Angst hat, die düsteren Seiten der Metropole zu entdecken, sollte sich mal durch folgende Songbeispiele hören:
Titelbild: © Revolver