Woher kommt eigentlich die Tradition des Adventskalenders?
*** Adventsspecial ***
Dieser Artikel ist Teil des Lautschrift-Adventskalenders. Vom 1. bis zum 24. Dezember hat sich die Lautschrift jeden Tag eine weihnachtliche Kleinigkeit zum Lesen, Gewinnen oder drüber Nachdenken ausgedacht. Wer nichts verpassen möchte, schaut am besten jeden Tag auf unserem Instagram-Profil vorbei.
Ob Schokolade, Spielzeug oder Schnaps – wir alle lieben einen schönen Adventskalender, der uns die Wartezeit auf Weihnachten versüßt. Doch woher stammt eigentlich dieser Brauch, auf den sich ganz bestimmt nicht nur Kinder das ganze Jahr über freuen?
von Julian Tassev
Die ersten selbst gebastelten Adventskalender werden in der Mitte des 19. Jahrhunderts verortet. Anfangs waren es noch recht simple Kalender, die nur zum Abzählen der Tage bis zum christlichen Hochfest des Jahres, der Geburt Jesu, dienen sollten. Dies geht einher mit der Bedeutung des Advents: die seelische und geistige Vorbereitung auf Heiligabend.
So hängten Familien zum Beispiel Tag für Tag Bilder mit weihnachtlichen Motiven auf, oder es wurden 24 Kreidestriche an die Wand gemalt, welche die Kinder dann nach und nach entfernen konnten. Hier entstand auch der katholische Brauch, nachdem Kinder als Belohnung für gutes Benehmen Strohhalme oder Federn in die Krippe des Jesuskindes legen durften. In Teilen Skandinaviens entstand der Brauch, eine Kerze mit 24 Abschnitten nach und nach abbrennen zu lassen.
1902 erschien im Verlag der Evangelischen Buchhandlung Friedrich Tümpler schließlich die erste gedruckte Weihnachtsuhr für Kinder. Für 50 Pfennig konnte man hier vom 13. bis zum 24. Dezember jeden Tag den Zeiger weiterrücken und sich eines kleinen, besinnlichen Spruchs erfreuen. Hier ist besonders Gerhard Lang zu nennen, der ab 1908 in seinem Verlag verschiedenste Variationen von gedruckten Adventskalendern verkaufte. Unter anderem konzipierte er ein Christkindleinshaus zum selbst befüllen und mit Türen zum Öffnen.
Sonnenwendkranz, Lichtkind und Schimmelreiter
Der Umstrukturierung der Adventszeit zum sogenannten Vorweihnachten durch die NSDAP ab circa 1940 fiel auch der Adventskalender zum Opfer. Durch den Papiermangel nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde der Druck von Bildkalendern als kriegsunwichtig eingestellt. Spätestens nach dem Verbot der christlichen Presse in Deutschland ab 1941 wurden bisherige Kalender sowie die meisten der weihnachtlichen Traditionen im Sinne des Nationalsozialismus umstrukturiert. Sämtliche christlich-religiösen Elemente wurden entfernt und mit passenden Inhalten der neuen Ideologie ersetzt, die sich auf die vermeintlichen germanischen Wurzeln stützte.
Nach Ende des Krieges dauerte es nicht lange, bis die früheren Motive der Kalender wieder Zustimmung fanden und schnell verbreitet wurden.
Dem Licht entgegen
Heute ist der gekaufte Adventskalender so erfolgreich wie nie zuvor. Während die Wirtschaft versucht, verschiedenste Varianten für jede mögliche Zielgruppe zu entwickeln, geht vor allem bei jungen Paaren der Trend zum selbst Basteln. Ohne Zweifel spielt hier der ursprünglich religiöse Gedanke schon lange keine große Rolle mehr. Deutschland produziert jährlich rund 80 Millionen Adventskalender, von denen circa 50 Millionen auch im Land verkauft werden. Die beliebteste Ausführung ist dabei der mit Schokolade gefüllte Kalender. Und eine der beliebtesten Marken? Natürlich: IKEA.
Beitragsbild: Wikipedia