„Revolution! Irgendwann…“

„Revolution! Irgendwann…“

Passend zu den aktuellen, politischen Umwälzungen in der ganzen Welt schlagen „Radio Havanna“ mit ihrem neuen Album „Alerta“ Alarm. Fichte, Sänger der Band und waschechter Großstädter verrät uns frei nach Berliner Schnauze, um was es der Punkrockband in ihren deutschen Texten eigentlich geht.

Lautschrift: Wie war euer Konzert auf dem Pfingst-Open-Air gerade?

Fichte: Super, die Leute waren nett zu uns. Es gab keine Flasche- oder Becherwürfe. Aber leider auch keine Kuscheltiere.

Das hört sich fast so an, als wäre das schon einmal vorgekommen…

Fichte: Das mit den Kuscheltieren leider noch nicht, auch wenn wir uns das wünschen… Auch keine Becher oder Flaschen, aber Eier gab es schon einmal. Zum Glück aber nicht bei unserem Auftritt, sondern bei einem Konzert auf einem Festival, auf dem wir gespielt haben. Da flogen dann Eier auf die Bühne.

Euer Bandname „Radio Havanna“ entlehnt sich aus dem gleichnamigen Song der Band „Rancid“. Warum habt ihr euch für diesen Namen entschieden?

Fichte: Es geht gar nicht um den Songtext oder dergleichen. Wir haben damals nach einem Namen gesucht. „Rancid“ gefällt uns allen irgendwie. Deswegen haben wir uns gedacht:  ‚Okay, wir wollen nach einem „Rancid“-Song benannt werden. Radio Havanna hat uns einfach gefallen. Außerdem konnten wir uns damals auch nicht entscheiden, ob wir auf Deutsch oder Englisch singen wollen. Mit Radio Havanna kann man beides machen, deswegen kam der Name auf.

Wieso habt ihr euch dann auf deutsche Songs festgelegt?

Fichte : Man kann seine Message auf Deutsch einfach besser rüber bringen, die Leute hören da genauer hin. Beim Deutschen muss man einfach auf den Punkt sein, damit die Leute dich verstehen. Ob das gelingt, müssen die Hörer beurteilen. Wir wollen eben vor allem unsere politische Einstellung vermitteln.

Ihr engagiert euch, wie ihr gerade schon angesprochen habt, sozial. Wie genau kam es dazu? Kam erst das Musik machen an sich, das ihr im Nachhinein als Sprachrohr nutzen wolltet oder habt ihr eigens für die politische Betätigung mit der Musik angefangen?

Fichte : Wir sind schon immer sehr politische Menschen gewesen. Aber anfangs stand die Musik für sich allein. Wir wollten damals einfach nur Assis im Proberaum sein, Bier trinken und sagen können: ‚Wir haben eine Band’. Es hat sich dann einfach so ergeben, dass das daraus geworden ist. Es ist schön, dass wir uns über diese Plattform so gut äußern können.

Ihr habt schon mit vielen bekannteren Bands gespielt. Ihr wart Supporting Act bei „Flogging Molly“, hattet ein Projekt mit „Penny Wise“ und „Anti Flag“. Wie sehr beeinflusst euch diese Musik?

Fichte : Wir sind schon immer große Punkrockhörer gewesen. Es war natürlich großartig für uns mit Menschen wie Jim Lindberg und Justin Sane zu arbeiten. Flogging Molly zum Beispiel sind die nettesten Menschen der ganzen Welt.

Es existiert der Vorwurf an euch, dass ihr, dadurch, dass ihr so viel mit anderen Bands zusammengearbeitet habt, den amerikanischen und britischen Punkrock einfach ins Deutsche übersetzt und nichts Neues einbringt…

Fichte: Wir haben natürlich nicht die Musik neu erfunden. Wir wollen Spaß dabei haben, neue Leute treffen. Das ist am wichtigsten.  Wenn die Leute mit uns Spaß haben, dann haben wir das auch. Das hat bei uns Priorität. Wir mögen Punkrock. Ansonsten würden wir wahrscheinlich Elektro oder so einen Scheiß machen…

 

Euer neues Album heißt „Alerta“, zu Deutsch Alarm. Was wollt ihr damit aussagen?

Fichte: „Alerta“ ist klar unser politischstes Album. Wir wollten möglichst viel unserer Meinung unterbringen. Mit Alarm spielen wir auf die derzeit herrschenden politischen Protestbewegungen an. Auf die Occupy-Bewegung und so weiter. Die Leute sind im Alarmzustand. Das sieht man derzeit unter anderem in Ägypten oder Lybien. Selbst in Deutschland gab es einen Aufstand gegen Atomkraft, der sogar erfolgreich war. Es ist uns wichtig zu sagen: ‚Revolution! Irgendwann…‘

Das ist ein gutes Schlusswort, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Cathrin Schmiegel

Fotos: Pia Weishäupl.

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