Lautstark: Von Fitness und alten Erfolgen – Madonnas Album »Hard Candy«
Madonna zählt als Urgestein der Dancemusic. Die Queen of Pop, inzwischen süße 62 Jahre alt, kann mit mehreren Auszeichnungen und Nummer-Eins-Hits punkten und gehört sicherlich zurecht zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der modernen Popmusik. Doch kann das elfte Studioalbum der einflussreichen Sängerin, Hard Candy aus dem Jahr 2008, groß zu diesem Erfolg beitragen? Eine Review.
von Yvonne Mikschl
Ein landendes Flugzeug, ein ausverkauftes Stadion, dann die einsetzende Akustikgitarre. Klatschende Leute, ein Herzluftballon, tanzende Fans. Die Sängerin auf der Bühne, blondes Haar, man schätzt sie auf Mitte dreißig, mit einer Gitarre um den Bauch. So beginnt das offizielle Video zu Miles Away, das den Touralltag einer Popsängerin zeigt. Es ist schwer davon auszugehen, dass jeder hier sofort Madonna erkennen würde, die zum Entstehungszeitpunkt des Songs bereits zum Club der Fünfzigjährigen gehört. Trotzdem passt das Video zum Song, der von einer Fernbeziehung handelt.
Ja, wenn man sich das Albumcover des 2008 erschienenen Albums Hard Candy ansieht, würde man nicht sofort auf die Idee kommen, dass es sich um Songs mit sanfter Liebe handeln könnte. Madonna sitzt im Lederaufzug auf einem Stuhl, breitbeinig – ein eindeutiges Signal. Bestätigung findet sich nur im Titelsong Candy Shop, der vom Text her ein wenig an 50 Cents gleichnamigen Song erinnert. Doch vielleicht ist genau dieser Aufzug von Madonna – über fünfzig und immer noch eine Sexgöttin – eine Art Markenzeichen, wenn man sich das Vorgängeralbum Confessions on a Dance Floor ansieht. Oder es ist der fast schon verzweifelte Versuch, an die Erfolge alter Tage anzuknüpfen. Getreu dem Motto: Sex sells.
Denn wie auch immer das Cover entstanden ist, eines steht mit Sicherheit fest: Madonna sieht man ihr Alter nicht an. Wo man schon beim roten Faden ihrer Musik wäre. Nicht zu verwechseln ist das Album übrigens mit dem gleichnamigen, ehemaligen Fitnessstudio von Madonna in Berlin, das nach nur wenigen Jahren in die Insolvenz kam und einen langen Prozess nach sich zog – das ist aber eine andere Geschichte. Warum das Studio so hieß, liegt klar auf der Hand: Madonnas Musik ist allgemein gut für sportliche Aktivitäten. Besonders für Laufsport wie Joggen oder auf dem Laufband trainieren ist das Tempo der Dancesongs ideal, um auch bei regnerischen Tagen gut seinen Körper zu definieren.
Apropos Beats: Hard Candy mag laut Spiegel als »fast reinrassig amerikanisches R&B-Album« (Spiegel 2008) daherkommen, jedoch sind die Songs nicht nur durch harte, schnelle Beats gekennzeichnet, wie Miles Away und Spanish Lessons durchaus beweisen. Beide Songs haben gleichzeitig einen hohen Anteil an Akustikgitarre – leider gelten beide somit als einzige Ausnahmen. Der Rest der zwölf Tracks kommt mit mehr (so zumindest klingt es) elektronischer Instrumentation daher. Was aber auch daran liegen mag, dass Madonna mit Kayne West, Timberland und Justin Timberlake zusammenarbeitet – die Großen des R&B-Geschäfts.
Fazit: Mit der Single 4 Minutes kann Madonna an ihre alten Erfolge anknüpfen, jedoch scheitert dieser Versuch trotz der Kollaborationen auf dem Rest des Albums. Trotzdem: Wer ein Album für das Fitnessstudio sucht, ist bei der Queen of Pop definitiv an der richtigen Adresse.
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