Nur für mich tanzen

Nur für mich tanzen
Einfach für sich tanzen und feiern zu gehen, ist für Frauen, bzw weitgreifender FLINTAs oft nicht so einfach zu schaffen. Es gibt zunehmend Alternativen.

von Jule Schweitzer

Ich gehe gerne tanzen. Egal, ob in Clubs, in Tanzbars, in Zumba-Kursen. Bei den Kursen tanzt jede:r für sich, im Club würde ich das auch gerne tun, aber das klappt nicht immer. Oft ertanze ich mir Platz, tanze in der Ecke oder vor jemandem weg, weil mir nicht die Wahl gelassen wird, nur für mich zu tanzen. Wie störend es ist, bohrende Augen und grabschende Hände zu fühlen, wo man keine fühlen will, muss ich nicht erklären.

Was ich auch nicht erklären will ist, dass meine Auswahl der Clubs und Bars in Regensburg, wenn ich zu zweit mit einer Freundin feiern gehen will, durchaus davon abhängig ist, welche Erfahrungen ich (oder andere) mit Übergriffen dort gemacht habe. Da sind Clubs, in denen Bekannte erzählt haben, wahrscheinlich etwas ins Getränk gemischt bekommen zu haben, Tanzbars, wo ein freundliches Nein die Konversation nicht beenden kann und solche, wo ich weiß, dass Frauen nur in Ruhe gelassen werden, wenn sie mit anderen Männern unterwegs sind. Dann gibt es Veranstaltungen wie die Taylor-Swift-Parties, die Safe Spaces sein sollten, an deren Tür manche Männer abgewiesen werden müssen, weil sie sich nicht benehmen können.

All das ist Feier-Alltag, auf all das bin ich meistens eingestellt, aber es gibt Abende, da habe ich keine Energie, mich zu wehren. Da habe ich keine Lust auf Diskussionen, auf in-der-Ecke-tanzen, auf wegtanzen. Ich kenne auch immer mehr Frauen, die inzwischen gar nicht mehr tanzen gehen, weil sie sich nicht wohlfühlen.

In größeren Städten gibt es daher immer mehr sogenannte F(L)INTA-Partys (Artikel zu diesem Akronym und warum das L mal verwendet wird und mal nicht gibt es unten). Das steht für Frauen, (Lesben), Inter, non-binary, trans und agender Menschen, also alle, die in einem »regulären« Feier-Kontext am häufigsten von Diskriminierung oder Übergriffen betroffen sein könnten. In Nürnberg gibt es FLINTA*-Partys schon seit 2008, unterschiedliche entsprechende Events auch schon länger in München oder Regensburg. Diese Partys stellen eine Möglichkeit da, idealerweise nicht von Fremden belästigt zu werden, wo man einfach nur Spaß haben will.

Für mich persönlich ist es nicht das Ziel, nur noch Partys für FLINTAs zu besuchen, um nicht belästigt zu werden. Ich will mit meinen Kumpels feiern gehen, mit meinem eigenen oder mit Freund:innen und ihren Partnern; wünschenswerter wäre es, in jeden Club gehen zu können und zu wissen, dass dort etwas gegen Spiking unternommen wird, oder die Security bei Grabschern wirklich durchgreift, aber so weit sind wir nicht. Während wir uns also weiterhin wehren, Clubs, in denen etwas in Getränke gemischt wird, zur Rede stellen und laut auf Übergriffe reagieren, während Männer hoffentlich ihre eigenen Freundesgruppen dazu erziehen, FLINTAs in Ruhe zu lassen, ist es doch ganz angenehm, einfach mal für uns tanzen gehen zu können.

Wenn du all das nachvollziehen kannst, ist hier ein Veranstaltungstipp:

Untouchable – Regensburgs erste FINTA-Party am 08.03.2025 https://eventfrog.de/de/p/party/sonstige-partys/untouchable-regensburgs-erste-finta-party-7282340677018391846.html


Titelbild © Jule Schweitzer

Für Interessierte:

https://www.tussi-total.de/joomla400

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