Horror-Umbau: Keine Türe und Exkremente vorm Haus
Die WG hatte sich Rosalie ein halbes Jahr vor ihrem Einzug angeschaut, da war alles normal. Als sie im Juni 2022 dann zurückkam, gab es keine Haustüre, der Parkplatz nebenan war zur Baugrube geworden und zu ihrem neuen Zuhause konnte sie nur über eine Holzbrücke gelangen. Ihr bisheriges »Highlight« war, als ein Mann im Gang zu ihrem Haus sein großes Geschäft verrichtete.
von Antonia Herzinger
Rosalie (22, Name geändert) nimmt das mittlerweile alles mit Humor. Sie kann selbst nur lachen, als sie die Horror-Story bei einem Kaffee in der PT-Cafete schildert. Lustig ist das, was sie nach dem Einzug in ihre WG im Regensburger Kasernenviertel durchgemacht hat, aber eigentlich nicht.
Keine Haustüre und eine riesige Baugrube nebenan
Anfang 2022 hatte sie ihre heutige WG besichtigt und sich entschieden, dass sie dort einziehen will. Neben dem Wohnhaus war damals ein großer Parkplatz mit einer kleinen Hütte drauf. Als Rosalie dann im Juni 2022 einzog, hatte sich alles – gelinde gesagt – verändert. »Die Hütte war weg, der Parkplatz war weg, stattdessen war da einfach ein riesiges Loch im Boden und eine große Baustelle. Zu unserem Haus konnten wir nur über eine Holzbrücke kommen, die nicht den aller stabilsten Eindruck gemacht hat. Ach ja: Und wir hatten keine Haustüre.«
Den ganzen Winter 2022/23 kam auch keine Haustüre. »Wir wohnen in einem Viertel, wo auch viele obdachlose Menschen und Drogenabhängige sind. Über Monate hätte jeder einfach in unser Haus kommen können.«
Neubau mit zwei Meter Abstand zu Rosalies Wohnhaus
Mit der Zeit hatte sich anstelle des »riesigen Lochs« nebenan ein zweites Mehrparteienhaus entwickelt. Zwischen dem Neubau und dem Haus, in dem Rosalie wohnt, gibt es jetzt einen etwa zwei Meter breiten Gang. »Aus den Fenstern vom neuen Haus schaut man teilweise also direkt gegen die Wand von unserem Haus. Ich versteh das einfach nicht. Warum baut man sowas?«
Ein Mann verrichtet sein großes Geschäft vorm Haus – vor den Augen von Rosalies Freunden
Der Gang zwischen den beiden Gebäuden sei mehr als abenteuerlich: »Wir hatten ewig lang kein Licht in dem Gang, auch nicht im Winter.« Anfangs sei er mit Kunstrasen ausgelegt worden, der sei dann feucht und modrig geworden. Darauf habe sich mit der Zeit ein Gemisch an Exkrementen und Dreck gebildet. »Ja, Exkremente: Zwei Freunde haben mich abends mal abgeholt, weil wir ins Kino gehen wollten. Da sind sie in dem Gang einem Mann begegnet, der gerade sein großes Geschäft verrichtet hat. Sie haben dann ‚Servus‘ gesagt, der Mann hat auch ‚Servus‘ geantwortet, hat dann seine Hose hochgezogen, und ist gegangen.« Rosalies Freund Heiko (Name geändert), der gerade zufällig auch in der PT-Cafete vorbeikommt, sagt: »Das war der Wahnsinn. Sowas hatte ich noch nie gesehen.«
Wer sich vor dem Haus übergeben hat, das weiß Rosalie nicht. Irgendwann sei da einfach ein Haufen Übergebenes gewesen, dass sich mit der Zeit mit sämtlichem anderem Dreck vermischt hat.
»Irgendwann wurden in dem Gang dann Bretter hingelegt, auf denen wir balancieren mussten. Die sind dann auch modrig geworden und vereist. Dann kamen Paletten… Die sind dann auch modrig geworden und vereist…« Rosalie zeigt Fotos von dem »Gang«. Er steht unter Wasser und ist voller Müll sowie Teilen von der Baustelle.
Dann kam die Haustür – aber erstmal keine Haustürschlüssel
Nach vielen kalten Wintermonaten kam dann irgendwann plötzlich eine Haustüre. »Aber niemand hatte einen Schlüssel. Der Schnapper war immer drin. Es konnte also wieder jeder rein«, sagt Rosalie und lacht. Wieder einige Zeit später hätten sie dann einen Schlüssel bekommen und mittlerweile gebe es auch ein Licht mit Bewegungsmelder in dem Gang.
Rosalie sieht das Ganze als Abenteuer
Viele ehemalige Bewohner:innen wohnen mittlerweile nicht mehr im Haus. »Ich verstehe total, dass so viele ausgezogen sind. Für mich und meine Mitbewohnerin war’s aber irgendwie auch ein Abenteuer«, sagt Rosalie und grinst. »Und wir haben’s uns echt gemütlich gemacht, ich liebe unsere Wohnung.«
Angst habe Rosalie trotz fehlender Haustür nie wirklich gehabt. »Zwischen dem Flur und unserer Wohnung liegen nochmal zwei schwere Türen. Da habe ich mich eigentlich immer sicher gefühlt. Unsere Eltern hatten aber schon oft Angst um uns.« Weil es in Rosalies Wohngegend ohnehin sehr »zugeht«, sei meistens Polizei in der Nähe, was ihr auch ein Gefühl der Sicherheit gebe. »Die Gegend ist wie ein einziges Kino.«
Titelbild ©Rosalie (Name geändert)
Rosalie hat der Lautschirft noch viel mehr Horror-Storys zu ihrem Wohnhaus erzählt. Also seid gespannt auf einen zweiten Teil!