Kunst und Krawall: Warum Ikkimel umstritten bleibt
»Ich sag okayyy lade nach und schieße mich ab.« Die Themen Ikkimel, Fotzenrap und Frauenpräsenz in der Berliner Rap Szene sind und bleiben umstritten. Warum eigentlich?
von Larissa Hornig
Bleiben wir mal bei dem Beispiel Ikkimel. Die Berliner Rapperin bezeichnet ihre eigene Musik als »Fotzenrap«. Sie handelt von Drogen, Partys und natürlich – Sex. Sie gilt als kontrovers (natürlich nicht in jeder Szene). Hauptsächlich fragen sich Leute in den Sozialen Medien, ob sie »zu prüde« sind für ihre Musik. Zu prüde? Wofür?
Let´s talk about Sex, Baby
Als erstes steht da natürlich ihre Sexualität. Ikkimel präsentiert sich sehr freizügig, rappt offen über Sex und provoziert natürlich ganz gezielt. Denn eigentlich macht sie nicht viel anders als männliche Deutschrapper (nur mit dem anderen Geschlecht). Sie bricht Männer auf das runter, was sie für wichtig hält. »Unter zwölf Zentimeter musst du gar nicht mit mir reden« rappt sie in ihrem Lied „Oh Was«. Darüber kann man jetzt urteilen. Dass es nicht gerecht ist Menschen auf körperliche Merkmale zu reduzieren, dass Bodyshaming allgemein keine Plattform finden sollte. Fakt ist aber: jeder der Ikkimel dafür verurteilt muss auch 187 Straßenbande (»Sie hat zwar kleine Titten, doch ein’n Arsch wie ein Pfirsich«), Farid Bang (»Dein Arsch ist mir zu fett und deine Titten zu klein. Deine Haut zu weiß, du weißt, du bist nicht schön«) und Fler (»Will keine Frauen, will Hoes. Sie müssen blasen wie Pros«) verurteilen.
Koks und Kontroversen
Natürlich steht Ikkimel auch für andere Dinge in der Diskussion. Da wäre zum Beispiel der exzessive Drogenkonsum. In »Deutschland« (ihrem Feature mit Ski Aggu) heißt es: »Eyo, Ikki, fetzen wir ’ne Kleine? (Hm?) Ne, Aggu, eine Fette oder keine (okay)«. Sehr auffällig ist, dass Koks die häufigste Rolle in ihren Texten spielt. Die Berliner Edeldroge, die im Szene- Club KitKat in Berlin angeblich herumgereicht wird, als wäre es Mehl. Dafür hagelt es gerade aus anderen Szenen Kritik, besonders da Ikkimel auch viele jüngere Fans hat. Ob und inwiefern Drogen in der Musikszene Platz finden müssen, lässt sich diskutieren. Ob sich Fans dadurch, zu mehr Drogenkonsum verleiten lassen allerdings auch. Fakt ist, dass Drogen schon lange in der Berliner Rap Szene offen thematisiert werden und zu mehr Aufmerksamkeit und Polarisierung führen.
Oh du Seelige
Und last but not least – die Kirche. Damit hat sich Ikkimel tatsächlich eine breite Angriffsfläche geschaffen. In ihrem Lied »Sweet Baby Jesus« rappt sie über ihre üblichen Themen, der Kirchenbezug führt natürlich zu Kritikhagel. Kirchenkritik? Gotteslästerung? Das hat es doch bestimmt schon einmal gegeben. Wer war das noch gleich? Ach ja! Madonna!
Madonna leistete sich bereits mehrere Aktionen, die sie nicht gerade in Gunst der Kirche stellte. Im Jahr 2006 ließ sie sich mit Dornenkrone in ihren Shows ans Kreuz nageln. Das entzündete eine heftige Diskussion, in der Papst Paul Johannes II sie persönlich der Gotteslästerung bezeichnete.
Das ist das Problem an der heutigen Musik. Alles, was provozieren soll ist schon einmal da gewesen (und meistens viel extremer als heute). Natürlich erzielen die oben genannten Motive in Ikkimels Texten trotzdem Aufmerksamkeit, Diskussionen und schockierte Meinungen. Ob das vielleicht eher positiv für Ikkimel ist und sie eben auf genau solche Reaktionen oder ob sie einfach das Gleiche macht wie ihre männlichen Kollegen ohne besondere Hintergründe bleibt offen. Zum Schluss bleibt nur zu sagen: Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt.
Beitragsbild: Ida Müermann
Quellen:
https://genius.com/Farid-bang-ich-bin-drauf-lyrics
https://genius.com/Ak-ausserkontrolle-jim-beam-and-voddi-lyrics
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/madonna-und-die-kirche-pop-ikone-wird-60