Queerer Slam in Regensburg

Queerer Slam in Regensburg

Am Sonntagabend, dem 10. November, fand zum vierten Mal der Queere Worte Slam in der Couch in Regensburg statt. Von lustigen über berührende bis hin zu nachdenklichen Vorträgen war eine bunte Vielfalt an Texten geboten.

von Ida Müermann

Ich fühle mich voller warmer, positiver Energie, so wie nach einer langen Umarmung – das ist mein Gedanke, als ich die Couch verlasse und mit dem Rad nach Hause fahre. Mir hat der Slam in der Couch sehr gut gefallen. Ich nehme euch mit in einen bunten Abend mit großartigen Texten.

Poetry Slam und Queere Worte

Eine kurze Erklärung vorweg: Ein Poetry Slam ist eine Veranstaltungsform, bei der verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit selbstgeschriebenen Texten auftreten. Nach dem Vortragen der Texte wird durch den Applaus des Publikums über den Sieg entschieden. Oft wird auch von einem modernen Dichterwettstreit gesprochen, wobei eine breitere Facette als nur Gedichte geboten wird. Von herzergreifenden Geschichten über witziges Storytelling mit Comedy-Touch bis hin zu Rap-Lyrics ist nahezu alles denkbar, sodass es zu starken Stil- und Stimmungswechseln kommen kann. Ein Poetry Slam ist also immer auch ein bisschen Überraschungsei.

Der Queere Worte Slam wurde im Mai 2024 von Alex Scheil gegründet und erstmals organisiert. Der 23-jährige Alex ist trans Mann, queer und linker Aktivist, weshalb ihm das Projekt sehr am Herzen liegt. Er kümmert sich um die Werbung, die Location, Social Media, Fotos und vieles mehr, damit der Slam stattfinden kann. Die Idee dahinter ist, queeren Menschen einen möglichst sicheren Ort für ihre Texte ohne Wettbewerbsdenken zu geben. Gestern fand der Queere Worte Slam bereits zum vierten Mal statt. Die Veranstaltung kommt sehr gut an- die Couch war übervoll und das Feedback durchweg positiv.

Textevielfalt in der Couch

Um 17.45 Uhr begann der Slam mit dem Auslosen der Reihenfolge für die Slamer:innen. Voraussetzung für die Teilnahme als Poet:in beim Queere Worte Slam ist lediglich, dass man eine queere Person ist, weil der Slam genau dafür gegründet wurde. Der Text selbst muss nicht über Queerness sein. Am Sonntagabend war eine vielfältige Mischung an Themen dabei und ein großes Publikum vor Ort. Viele Zuschauer:innen saßen auf dem Boden, weil alle Stühle schon belegt waren, was der guten Stimmung keinen Abbruch geben konnte. Die Vorfreude auf den Slam wurde nicht enttäuscht. Angefangen mit einem Prosatext über Einsamkeit und Panikattacken ging es weiter mit humorvollen Selbstgesprächen und liebevollen Worten über kleine Schwestern. Vor der Pause gab es zudem einen sorgevollen, aber auch wütenden Text über das Leben als queere Person und Prosa über Liebe. Nach der Pause hörten die Anwesenden bewegende Auftritte über sexuelle Übergriffe, häusliche Gewalt, Armut und weibliche Selbstbestimmung. Manch eine:r hatte Tränen in den Augenwinkeln, der Applaus war um so lauter. Als der Slam dann mit einigen Abschlussworten zu Ende moderiert wurde, leerte sich die Couch nur langsam. Mit vielen schönen Worten und einem warmen Gefühl ging es nach Hause. Bis zum nächsten Slam muss auf das neue Jahr gewartet werden: Am 26. Januar 2025 gibt es wieder Queere Worte in der Couch.


Beitragsbild: Ida Müermann

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