Klappe die 5 – Transit Filmfest 2024

Klappe die 5 – Transit Filmfest 2024

»Hallo, wie geht’s dir?« Eine simple Frage und doch kostet sie Überwindung. Überwindung sie mit einer Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit zu beantworten. Kurz, einfach und dennoch mit viel Tiefe: Das ist das diesjährige Motto vom Transit Filmfestival, welches seit 2019 unter diesem Namen jährlich sein zu Hause in den Altstadtkinos und Herzen der Kunst- und Kinobegeisterten wieder findet.

von Olivia Rabe

“Hi, how are you?“ – Mehr als nur eine Frage

»HI, HOW ARE YOU?« ein Zitat der Indie-Ikone Daniel Johnston, der Zeit seines Lebens mit schweren psychischen Erkrankungen zu kämpfen hatte und somit den Begriff des Außenseiters definitionsgetreu leben musste. Trotz oder vielleicht sogar aus diesem Grund wurde Johnston zu einer Kultfigur und steht somit vorbildlich über den Werten und Themen des diesjährigen Filmfestivals. Diese einfache Frage soll ganz im Gegenteil zu ihrem ersten Eindruck einen Platz für einen tiefgründigen und ehrlichen Austausch schaffen, der Raum zum Verstehen und Öffnen neuer Horizonte bietet. »Denn jeder und jede von uns war schon mal irgendwo fremd oder wurde als Außenseiter*in wahrgenommen. Und wenn wir uns ehrlich daran zurückerinnern, hätten wir uns in diesen Situationen bestimmt gewünscht, dass wir ehrlich gefragt worden wären, wie es uns geht so Bianca Schweighofer«, Presseleitung des Transit Filmfest.

Transit Filmfest – ab 6. November nur im Kino!

Monatelang herbeigefiebert, geschuftet, gebrainstormed, organisiert und am 6. November war es so weit: Das Transit Filmfest startete in die nächste Runde. Dank des ehrenamtlichen Teams unter der Festivalleitung von Chrissy Grundl dürfen wir vom 6. November bis 13. November in den Altstadtkinos – Ostentorkino, Filmgalerie im Leeren Beutel und Kino im Andreasstadel – eine filmische Reise antreten. Begonnen hat diese mit einer gelungenen Eröffnungsfeier am vergangenen Mittwoch im Ostentor Kino. Nach einer einführenden Rede der Festivalleitung Chrissy Grundl, mit Danksagungen an die zahlreichen Sponsor:innen, Begrüßungen, Erläutern des diesjährigen Mottos und sogenannten Sneek Peaks in einige Trailer, übernahm die Stadträtin Bernadette Dechant das Wort. Sie begrüßte das volle Kino mit Worten über Diversität, Zusammenhalt und betont die Notwendigkeit einander zu verstehen. Die Stühle aufgewärmt, richtete die Regisseurin des Eröffnungsfilms SHAHID, Narges Kalhor, ihr Wort an die Reihen des Kinosaals. Im Anschluss machte man es sich richtig in den Sitzen bequem und der Film dem Publikum präsentiert. Eine Stunde und vierundzwanzig Minuten später wurde während einer kurzen Pause, draußen und drinnen in der Kinokneipe, der Durst gelöscht und der Redebedarf über das Gesagte und Gesehene gestillt. Währenddessen wurde im Inneren für das weitere Programm umgebaut.

Zu Gast war die Band EMBYRO, die auch den Soundtrack für den Eröffnungsfilm und auch Trailer des Transit Filmfestes bot. Die Gäst:innen erwartete ein musikalisches Wunderwerk und Klänge, die einen in eine andere Welt beförderten. Ein außerordentlich gelungenes Konzert, von dem sicher noch lange geschwärmt wird! Nach dem Konzert ging die Party erst richtig los und die Besucher:innen durften dank musikalischer Untermalung des DJ Duo MOJO und UGLYFACE BUTTERHAND ihr Tanzbein schwingen.

Was steht auf dem Programm?

»In der Hauptsektion werden 37 internationale Produktionen aus der aktuellen Festivalsaison gezeigt, in denen das Publikum Bekanntschaft mit Störenfrieden und Nein-Sager*innen, Ausgeschlossenen und Eindringlingen, ungleichen Paaren und Motley Crews macht.« Viele der Regisseur:innen bzw. Produzent:innen standen und stehen persönlich für ein Q&A nach den Vorstellungen zur Verfügung und laden somit zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den Bildern ein. Neben diesen gibt es auch wieder eine Retrospektive, die unter dem Motto „die Idee ist gut und die Welt noch nicht bereit“ stehen wird. Früher Skandalfilme heute politisches und künstlerisches Kulturgut. Der Schwerpunkt liegt hier auf die Regisseurin Monika Treut. Drei ihrer Filme werden gezeigt und sie selbst ist für die Gäst:innen mit Antwort parat. »Es wird Ernst. Wir brauchen uns gegenseitig«, sagt Monika Treut in ihrem Q&A zu ihrem Film »GENDERNAUTS«, einer der ersten Filme über die Transbewegung, über den Zusammenhalt der Progressiven und ein Aufeinanderzugehen, denn die Rechtsextremen schlafen nicht. Somit dient die Retrospektive, vor allem nach den Ereignissen der letzten Woche, mit anregenden Diskursen und Austausch. Neben den Filmen bot das Programm den Festivalliebhaber:innen Workshops, unter anderen im M26 mit Alexander Scharf. Ein Ort für kulturelle Bildung und Teilhabe in der Maximilianstr. 26 in Regensburg. Hierbei durften die Teilnehmer:innen Druck- und Übertragungstechniken kennenlernen und in die Welt neurodiverser Ausdrucksformen eintauchen. Am 7. November wurde auch die Begleitausstellung »CLOSE ENCOUNTERS« im M26 eröffnet, die bis zum 23. November besucht werden kann und wo Scharf unter anderem selbst seine Werke ausstellt. Die Ausstellung bietet Neurodiversität in Form von Kunst, Film und Diskurs. Am 8. November konnte Regensburg zu ausgewählten Musiker:innen und Dj‘s im Saal des Leeren Beutels bis in die Morgenstunden auf der Festivalparty tanzen. Beginnend mit der Band HALLWAY runden CARLO KARACHO, WELLENBRECHER, 3LNA, ISEEKYOU und bei den Visuals FRAENSAENS den Abend ab.


Das Transit in Bildern…


Und jetzt noch ein Tipp für die nächsten Tage:

Wer bis jetzt noch in keinen Film oder Veranstaltung des Transit Filmfestes gegangen ist, sollte sich bis Mittwoch einen Termin im Kalender freimachen und dieses Erlebnis auf keinen Fall verpassen. Und wenn das nicht klappen sollte: Setze dich doch selbst mit der Frage »HI, HOW ARE YOU?« auseinander.


Beitragsbild: ©Olivia Rabe

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