»Weltschmerz«

Politik, Klimawandel, Inflation und soziale Ungleichheit sind der Grund für den nationalen Tiefpunkt der Lebenszufriedenheit. Berichterstattungen, Podcasts und Instagram werden in Zeiten wie diesen von schlechten Katastrophennachrichten dominiert. Das Ergebnis der Wahlen in den USA und der Zusammenbruch der deutschen Regierung betrifft uns alle und macht vielen Menschen Angst. Und das ist okay. Verarbeitet und redet über eure Ängste. Es geht vielen genauso.

Von Olivia Sanchez Assmuss

Rot und blau.

11.37 Uhr und rot gewinnt.

Und in meinem Bauch kommt dieses Gefühl hoch. Irgendwo unterhalb der Lunge in der Magengegend.

Wie als wurde die Mitte meines Körpers zum Knotenpunkt, der zusammengezogen wird. Ich nehme eine leicht gekrümmte Körperhaltung an und denke an die Zukunft. Tief in düsteren Zukunftsgedanken vertieft schüttele ich meinen Kopf.

„Das ist also die neue Welt“ und das ist mein Weltschmerz.

Ich will mich nicht so fühlen und gehe auf den Balkon, wo sich davor dichter Nebel staut. Selbst das Wetter fühlt es. Träge Trauer tief in den Knochen. Geht das wieder weg?

Brauch ich einen Tag frei? Was ist der Unterschied zu normalen Bauchschmerzen?

Gibt es ein Ibuprofen gegen diese Art der Gefühle?

Geht uns jetzt jeder Frieden, jede Sicherheit, jede Zukunft verloren? Haben wir eigentlich noch genug Zukunft?

Ich merke, wie die Gedankenspirale anfängt sich zu drehen und ich mich mit meinen Gedanken überschlage. Schnell erinnere ich mich an den Tipp meiner alten Therapeutin. „Visualisiere klar und deutlich ein Stoppschild vor deinem inneren Auge und konzentrier dich nur darauf. Bewusst den Fokus lenken.“.

Ich tippe ein paarmal auf meinem Handy rum und meine „muscle memory“ öffnet Instagram. Ich sehe den ersten Post und schließe die App wieder. Das hilft jetzt ganz bestimmt nicht.

Reden und Ablenkung. Verarbeiten und Hoffnung nicht verlieren.

Kaffee und Freundin. 

Beitragsbilder: ©Olivia Rabe