(Ver)Letzte Generation am Campus
Wer heute gegen kurz nach zwölf vor dem zentralen Hörsaalgebäude vorbeigekommen ist, hat es schon mitbekommen: die Letzte Generation hat eine Aktion auf dem Campus der Universität Regensburg durchgeführt, um auf ihre Vorträge diese Woche hinzuweisen. Ein Kommentar.
von Ida Müermann und Franziska Grotz
Unsere graue Kugel wird bunt
Die orangene Farbe zieht sich nicht nur über die Glasfront des Eingangs, auch die allerseits bekannte Kugel schmücken jetzt einige bunte Linien. Was bisher für die meisten nur in den Nachrichten aufgetaucht ist, steht plötzlich ganz präsent im Unialltag: Mitglieder der Letzten Generation samt Warnwesten und auffälligem Orange. Genau darum geht es den Teilnehmenden der Aktion, wie wir in einem Gespräch herausgefunden haben. Sie möchten Bewusstsein schaffen unter Studierenden für die Dringlichkeit des Klimaschutzes und das in ihren Augen fehlende bzw. nicht ausreichende Handeln der Regierung. An die Universität und uns junge Leute wenden sie sich vor allem mit folgender Begründung: Wer einen akademischen, wissenschaftlichen Weg einschlägt sollte wissen, dass die Politik die Wissenschaft nicht unbedingt als Grundlage für ihre Entscheidungen nimmt.
Was wird aus der Zukunft?
Man bemerkt ein bisschen den Frust, der hinter der Aktion steckt. Dieser kommt einerseits von der Aussicht unserer Generation auf eine unsichere Zukunft, die stark durch den Klimawandel und seine Folgen geprägt sein wird. Ein Aktivist bringt seine Perspektive folgendermaßen auf den Punkt: »Vielleicht bringt es nichts, jetzt einige Jahre zu studieren, wenn ich mich dann um Brot und Wasser prügeln muss«.
Es ist bitter, wenn wir in der eigentlich schönen, unbeschwerten Zeit unseres Studiums begleitet werden von Zukunftsängsten und Sorgen und dazu von dem Gefühl, von der Politik und den Medien nicht ernst genommen zu werden. Das ist nämlich der andere frustrierende Punkt: Die ständige Kritik an den Straßenblockaden, die abfällige Bezeichnung »Klimakleber«, all das lenke den Fokus weg vom Wesentlichen.
Angebot zum Dialog
Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob es denn wirklich notwendig war, das Gebäude und die Kugel umzufärben. Wird die Farbe abgehen, sind Sachschäden entstanden? Bevor wir aber damit in die Lieblingsdebatte der Medien starten, ob diese Protestform denn angemessen ist, ob man damit wirklich Menschen für das Thema begeistert oder nicht doch eher gegen sich aufbringt, sollten wir lieber beim Kern bleiben. Laut den Aktivist:innen geht darum, Aufmerksamkeit zu erregen für ein dringliches Thema, dass uns alle betrifft. Es werden nicht nur Forderungen gestellt, sondern auch das Angebot zum Dialog. Die heutige Aktion wollte Präsenz zeigen und Aufmerksamkeit schaffen für die abendlichen Veranstaltungen in dieser Woche. Dafür wurden in der vergangenen Woche Flyer an Studierende verteilt, die zu den Informationsevents einladen. Vom 13. bis 17. November sollen täglich um 18 Uhr Vorträge stattfinden, Treffpunkt ist vor H2.
Während der Regen beginnt, langsam die Farbe von der grauen Fassade abzuwaschen, bleibt nur noch eins zu sagen. Egal wie man zu den Themen und Überzeugungen der letzten Generation steht, eines muss man zugeben. Die Aufmerksamkeit von mehr Studierenden haben sie nach der Aktion – das war vermutlich auch das Ziel.
Beitragsbild: Antonia Herzinger