»Zusammen in die Zukunft blicken« – Theater Regensburg wird Staatstheater
Regensburg bekommt ein Staatstheater. Das gaben am Donnerstag Ministerpräsident Markus Söder, die Staatsminister Markus Blume und Albert Füracker (alle CSU) zusammen mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) und Intendant Sebastian Ritschel bekannt. Was bedeutet das für die Stadt?
von Michael Stelzl
Im Eingangsbereich des Theaters liegt ein langer roter Teppich aus, der in die sonst für Außenstehende versperrten Kulissen des Theaters führt, in denen die heutige Pressekonferenz stattfindet. Insgesamt sind etwa 100 geladene Personen, darunter Stadträt:innen, eine Landtagsabgeordnete und rund ein Dutzend Vertreter:innen der Presse im Raum versammelt. Auf der Bühne sind breite Stühle für die Ehrengäste aufgestellt, im Hintergrund ist der prunkvolle Theatersaal mit dezenter Beleuchtung kunstvoll in Szene gesetzt. Die Stimmung im Saal ist trotz anfänglicher Verzögerungen gelöst. Kaum haben alle auf der Bühne Platz genommen, ertönt ein lauter Paukenschlag und es geht los. Nach einem bläserdominierten Intro übernimmt eine Künstlerin in Blumenkleid und singt mit bayerischem Einschlag eine kurze Geschichte über ihre »Sehnsucht nach der Theaterwelt […] in der in jeder Loge ein Millionär sitzt und auf jedem Bild ein Kapitalist ist«. Soweit die Einstimmung für die Veranstaltung – es geht also um Geld. Nach kurzer Vorstellung durch Intendant Sebastian Ritschel übernimmt der kaufmännische Vorstand Matthias Schloderer die Bühne, dessen »kaufmännisches Herz« an diesem heutigen Tag eindeutig höher schlägt. Es geht also um sehr viel Geld.
Regensburg wird Staatstheater
»und die Herren müssen leider auch weiter, sonst könnten wir jetzt Party machen«
Gertrud Malz-Schwarzfischer (Oberbürgermeisterin)
Dann übernimmt Ministerpräsident Markus Söder Wort und Mikrofon. Er habe sich bereits als Kind die Frage gestellt, warum hohe Kunst nur in München stattfinden solle und lobt die Wichtigkeit Regensburgs als Regionalmetropole in Ostbayern. Es folgt die Ankündigung, die von den meisten Menschen im Saal bereits antizipiert wurde: das Theater Regensburg wird nach München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg (dort ist der Prozess noch im Gange) zum Staatstheater. Das bedeutet in Zahlen: Der Freistaat erhöht den Anteil der Fördersumme von aktuell 30% auf zunächst 35%, was ein Plus von etwa 2,5 Millionen Euro ergibt. Damit sollen die steigenden Kosten für Energie, aber auch mehr Gehalt für das Personal sowie künstlerische Weiterentwicklung abgedeckt werden. Am Ende des mehrjährigen Ernennungsprozesses zum Staatstheater wird der Anteil der Fördersumme auf 50% steigen, was ein Mehr von etwa 14-15 Millionen Euro pro Jahr beträgt. Eine stattliche Summe.
Staatsminister für Wissenschaft und Kultur Markus Blume betont in diesem Zug, dass sich das Theater Regensburg mit 180.000 Besucher:innen pro Jahr bei über 700 Vorstellungen in fünf Sparten diesen Schritt »selbst erarbeitet« hat und lobt die Ankündigung des Staatstheaters als »großartigen Weg für Regensburg«. Finanzminister Füracker überbietet die Lobpreisung seines Kollegen und erklärt »Regensburgs letzten Traum für erfüllt […] Ostern und Weihnachten fallen heuer auf einen Tag«. Und auch Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer ist begeistert vom kommenden Staatstheater und freue sich »riesig«. Leider habe sie noch zwei Sitzungen »und die Herren müssen leider auch weiter, sonst könnten wir jetzt Party machen«. Ist in Ostbayern also Feierlaune angesagt?
Kulturförderung oder Wahlgeschenk?
Wehe dem, der Böses denkt! Aber es ist Wahljahr, in weniger als sechs Monaten wird der bayerische Landtag neu zusammengesetzt. Blickt man zurück wird klar, die Ergebnisse der Landtagswahl in Regensburg 2018 fielen denkbar knapp aus: CSU-Erstimmenkandidat Rieger gewann nur mit 3,4% Abstand zum Herausforderer Mistol (Bündnis 90 / Die Grünen). Kein Wunder also, dass es sich Ministerpräsident Söder samt hochkarätiger Entourage nicht nehmen lässt, das kommende Staatstheater in Regensburg selbst anzukündigen. Die Idee der Ernennung weiterer Staatstheater im Wahlkampf ist im Übrigen nicht neu, denn bereits fünf Jahre zuvor zu etwa der gleichen Zeit gab Söder selbiges in Augsburg bekannt. Auf Nachfrage der Redaktion versicherte Staatsminister Blume jedoch, dass es nach der heutigen Ankündigung noch vor der Landtagswahl weitere Konkretisierungsschritte geben werde. Söder fügte augenzwinkernd hinzu, dass das Projekt auch nach der Wahl im Herbst weiterlaufen werde.
Eine gute Nachricht für die Stadt
Werden die Pläne des Staatsministeriums nach dem gestrigen Startschuss möglichst zeitnah umgesetzt – und verzögert sich nicht um Jahre wie in Würzburg – ist die Ankündigung eines Staatstheaters eine sehr positive Neuigkeit für Regensburg im Speziellen und Kulturförderung im Allgemeinen. Denn infolge der Pandemie, dem andauernden Krieg in der Ukraine und der hohen Inflationsrate ist die weiterhin großzügige Bezuschussung eines Theaters keine Selbstverständlichkeit. Durch sie wird die hervorragende Arbeit des Theater Regensburg adäquat gewürdigt sowie die Zukunft der Institution sowie der Angestellten gesichert. Und die Bevölkerung in Regensburg und Umgebung darf sich auch in Zukunft daran erfreuen.
Beitragsbild: Gruppenbild mit Redner:innen, Ensemble und Verwaltungsrat © Tom Neumeier Leather