»3 Zimmer/Küche/Bad« – ein Film zwischen Umzügen und der Suche nach Liebe
Ein Film über Studierende – was kann der schon groß beinhalten? Stress mit Dozent:innen oder gar der Koller, den BWL, Jura oder Medizin so mit sich führen? Drehbuchautorin Anna Brüggemann zeigt: Das Studierendenleben kann auch Umzüge und die Suche nach der Liebe sein.
von Yvonne Mikschl
Unter der Regie von Dietrich Brüggemann, der Bruder der Drehbuchautorin, kam der 2012 erschienene Film »3 Zimmer/Küche/Bad« in die Kinos. Dabei handelt es sich nicht um einen ausländischen Streifen – der Film spielt in Berlin und ist eine rein deutsche Produktion. Sieht man sich das Cover an, springt eine:m kein großer Name des deutschen Kinos ins Auge. Es sind aber eher die unbekannten Schauspieler:innen, die diesen Film so sehenswert machen. Mal abgesehen davon, dass das Cover schon auf das Hauptthema des Films anspielt…
Zur Handlung
Die acht Freunde Philip (Jacob Matschenz), Wiebke (Katharina Spiering), Dina (Anna Brüggemann), Michael (Alexander Khuon), Thomas (Robert Gwisdek), Jessica (Alice Dwyer), Maria (Aylin Tezel) und Swantje (Amelie Kiefer) helfen sich immer wieder beim Umzug – sowohl quer durch Berlin als auch durch Deutschland. Dabei gehen Beziehungen untereinander in die Brüche und neue Liebschaften entstehen. Selbst die Eltern sind teilweise für die eigene Lebensplanung keine Hilfe. Doch die Freunde sind gegenseitig füreinander da – wenn auch bloß fürs Kartonschleppen.
Das Leben als ein einziger Umzug
So irrwitzig es auch klingen mag: Der Film bringt die These, dass das Leben an sich ein einziger Umzug ist, so pointiert und gut hinüber wie sonst kein anderer. Besonders in der Studentenzeit werden Wohnungen gewechselt wie in keinem anderen Lebensabschnitt – da ist das Heimkommen zu den Eltern eine willkommene Abwechslung. Doch deren Leben ist manchmal genauso undurchsichtig wie das eigene, was besonders für Dina im Film eine echte Belastung darstellt…
Dass Umzüge mit dem Ende und Anfang von Beziehungen gekoppelt sind, erklärt sich fast von selbst – vor allem, wenn die Stadt gewechselt wird. Innerhalb einer Stadt umzuziehen, so wie es die Hauptcharaktere über ein Jahr während des Films tun, gibt der These zusätzliche Unterstützung.
Fazit: verwirrend, aber irgendwie komisch
Der Film porträtiert die junge Generation, die nicht nur auf der Suche nach sich selbst, sondern auch ständig unterwegs ist. Ob aus Studiumsgründen oder wegen der Liebe spielt dabei keine Rolle. Laut Brüggemann geht es aber weniger darum, die perfekte Wohnung aus allen acht Augenpaaren zu finden, sondern acht unterschiedliche Blickwinkel auf die Generation zu zeigen. In der SZ kommt sie zu dem Schluss:
»Ob es insgesamt für unsere Generation so ist, dass man wenigstens eine tolle Wohnung möchte? Das kann schon sein. Dass man sagt, ein Haus ist mir vielleicht zu spießig und ich könnte es mir eh nicht leisten – aber meine Wohnung muss toll sein. Und dahin ziehe ich mich auch zurück, das ist meine Burg. Ich denke schon, dass sich da viele wiederfinden können, ich teilweise auch.«
Anna Brüggemann in der SZ
So wie es Brüggemann hier beschreibt, kommt der Film auch rüber – allerdings nicht ohne eine gewisse Denkanstrengung. Und die braucht man, wenn man dem Film die vollen 114 Minuten folgen will. Wer ihn sich also zu Gemüte führt, sollte versuchen, die Handlungsstränge auseinander zu bekommen. Wer dies schafft, hat den Film einigermaßen verstanden. Trotzdem gibt es einen roten Faden: in Form der Umzüge. Die Verwirrung, die die acht Freunde plus Familie zusammen ausmachen, ist als Zuschauer schwer zu fassen. Apropos Familie: Der BR bezeichnet den Streifen zwar als »urkomisches Generationenportrait«, allerdings nimmt der Film eine familiäre Wendung erst in den letzten zwanzig Minuten – was den Fokus von den jungen Leuten wegnimmt und, laut Cinema, »wenig überzeugend ist«.
Trotzdem: Für mich ist der Streifen der beste Film über Studierende und den Umzugsstress, den ich bisher gesehen habe…
Hier der Trailer zum Film:
Titelbild: Filmplakat © Wikipedia
Filmszenenbild: © Cinema