Neue Spielstätte für das Theater Regensburg
Das Theater Regensburg zieht um. Aufgrund von Sanierungsarbeiten im Velodrom braucht das Theater eine neue Spielstätte – und hat sie im Antoniushaus gefunden. Unsere Redakteurin Yvonne Mikschl war am Montag vor Ort bei einem Blick hinter die Kulissen.
von Yvonne Mikschl
Weit ist es nicht weg, das Antoniushaus. Gelegen im Kasernenviertel mit bester Anbindung zu den Arcaden und zum Hauptbahnhof (gerade mal zehn Minuten Fußmarsch entfernt) und zum Stobäusplatz, allgemein beliebt bei älteren Leuten und in der Nähe der Universität Regensburg. 1953 wurde das Antoniushaus gebaut, 1954 eröffnet. Lange Zeit war es ohne großen Nutzen. Das wird sich nun ändern.
Das Gebäude, das seit 1992 unter Denkmalschutz steht, wird die Ausweichstätte des Theaters Regensburg für das Velodrom, das aufgrund von Brandschutzmaßnahmen saniert und modernisiert wird. Ursprünglich nur für drei Jahre geplant, werden in den nächsten sechs Jahren hier nun viele Produktionen eine neue Heimat finden. Die Umbauten, die 2020 starteten, erwiesen sich durchaus als schwierig, erzählte Michael Hübner, Technischer Direktor am Theater seit 2019, bei meinem Besuch am Montag. Corona habe zwar einige Lieferverzögerungen verursacht, mehr aber auch nicht. Die Lüftungsanlage, die ja besonders seit der Pandemie einen hohen Sicherheitsstandard für Besucher:innen bietet, habe die Schlüsselübergabe ans Theater Regensburg von geplant Juli auf November / Dezember 2021 verzögert, so Hübner.
Moderne trifft 1950er Jahre
Der Denkmalschutz und der Stil des Gebäudes müssen beibehalten werden, so die Vorgabe. Heißt übersetzt: Moderne trifft den Stil der 1950er Jahre. Die Rillendecke im Vorfoyer und der Bodenstil fallen schon vor dem Blick in den Saal auf. Ein Kassenplatz für die Abendkasse, das über Glasfaserkabel mit dem Theater am Bismarckplatz verbunden und damit einen Zugriff auf das System des Theaters bietet, wurde ebenso miteingebaut wie eine behindertengerechte Toilette. Ein Aufzug zur Empore ergänzt das Treppenhaus, dessen Geländer zwar erhalten blieb, aber mit einem Netz versehen wurde, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Das Wichtigste ist jedenfalls fertig: der Theatersaal. Dort wird der Spagat zwischen Moderne und 1950er Jahre sichtbar. Die Bühne, auf der gerade die »Dreigroschenoper« vorbereitet wird, wurde auf 180 Quadratmeter vergrößert, vorher war es knapp die Hälfte weniger an Platz. Über hundert Scheinwerfer hängen im Raum – wie viele Kilometer an Kabeln verbaut worden sind, kann Hübner nicht beantworten. Bühnenbildreparaturen können in der Werkstatt gegenüber des Theatersaals erledigt werden. Somit entstehen keine langen Wege von der Bühne und es spart zudem Zeit.
Ein altes Kunstwerk aus den 1950er Jahren wurde an der linken Wandseite freigelegt und erinnert im Saal an die alten Zeiten des Hauses. Die Lüftungsanlage, die dreimal pro Stunde die komplette Luft umwälzt, verläuft unter den Sitzen des Publikums. Platz bietet der Saal übrigens für 421 Zuschauer:innen. Jede Sitzreihe ist erhöht, damit auch von den hintersten Plätzen ein guter Blick zur Bühne möglich ist – auch auf der Empore, die alleine knapp 90 Plätze bietet.
Hinter der Bühne führt ein Treppenhaus für einen direkten Bühnenzugang zu den Garderoben der Schauspieler:innen. Der Raum dafür sind ein weiteres kleines Theater, welches durch eine Wand getrennt wurde. Die Wand, so Hübner, sei eigentlich ein gebautes Bühnenbild gewesen. Die entsprechende Produktion musste einerseits 2020 allerdings coronabedingt abgesagt werden, andererseits hätte die Wand eh nicht für die Schauspieler:innen gehalten. So wurde die Wand recycelt und bildet nun die Trennung für die Männer- und Frauengarderobe im Obergeschoss. Kleinere Reparaturarbeiten können in einer eigenen Nähwerkstatt ebenfalls schnell und vor Ort erledigt werden. Insgesamt ist das Obergeschoss ein großer Aufenthaltsraum für die Schauspieler:innen.
Neue Location, neues Publikum?
Noch ist bei meinem Blick hinter die Kulissen nicht alles fertig: Der Eingangsbereich außen zäumen noch viel Bauzaun, drinnen werden die Tische zusammengeschraubt und noch das ein oder andere Loch gebohrt. Das sind aber noch Kleinigkeiten und Michael Hübner ist zuversichtlich, dass alles bis zum Tag der offenen Tür am 20. Februar 2022 fertig ist.
Hübner und Pressevertreterin Stina Walterbach hoffen beide, dass die neue Location des Theaters Regensburg mehr Besucher anzieht. Durch die Lage zur Universität und im Kasernenviertel könne so ein »neues Publikum« angelockt werden. Mit dem Antoniushaus als Veranstaltungsort und Aufführungsstätte, die zudem noch mit einer Gaststätte im urig-bayerischen Stil punktet, zieht das Theater Regensburg damit raus aus der Innenstadt näher zu den Leuten. Spätestens die Eröffnung mit der »Dreigroschenoper« wird es zeigen, ob die neue Spielstätte sich etablieren kann.
Theater im Antoniushaus – Kurzfakten:
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seit 1992 denkmalgeschützt
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Umbau von 2020 bis Februar 2022 zur neuen Spielstätte des Theaters Regensburg
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erreichbar mit der Linie 7 und 3, zehn Minuten Fußmarsch zum Hauptbahnhof / Arcaden, knappe fünf Minuten bis zur Hermann-Geib-Straße (Linie 2)
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Eröffnung mit der Premiere der »Dreigroschenoper«
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kostenloser Tag der offenen Tür am 20. und 27. Februar, jeweils von 11 – 16 Uhr
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weitere Infos zum Haus unter https://www.theater-regensburg.de/haus/theater-im-antoniushaus/
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Beitragsbild: Das Foyer des Antoniushaus. Foto: © Martin Sigmund (Theater Regensburg)