Wohnsinn-Kolumne: Konsum und Weihnachten – worauf es eigentlich ankommt
Weihnachten steht kurz vor der Türe. Die letzten Weihnachtsgeschenke werden besorgt. Bei mir ist die Vorfreude auf das Fest groß, weil es Familienzeit bedeutet. Und gleichzeitig bin ich in der Dezemberzeit gestresst, weil ich nicht weiß, was ich verschenken soll.
von Carla Schäpe
Der alljährliche »Vorweihnachtsstress«
Kennst Du auch diesen Vorweihnachtsstress? Ich bin eher diejenige, die noch kurzfristig Weihnachtsgeschenke besorgen geht. Das sich gegenseitige Beschenken an Weihnachten ist eine uralte Tradition: Die Geschenke werden unter den Weihnachtsbaum gelegt und an Heilig Abend geöffnet. Als Kind hatte ich mich besonders darauf gefreut und konnte es kaum abwarten die Geschenke auszupacken, die der Weihnachtsmann in der Nacht unter den Christbaum gelegt hatte. Auch heute freue ich mich natürlich, wenn ich beschenkt werde oder wenn ich anderen eine Freude machen kann, aber was mir besonders wichtig ist, ist das Zusammensein mit der Familie an Weihnachten. Denn darauf kommt es doch an, oder nicht? Gerade weil ich nicht mehr Zuhause wohne und nicht so oft an Wochenenden heimfahren kann, genieße ich die Momente in der Familie umso mehr.
Besitzen wir nicht schon genug Dinge?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der sehr viel konsumiert wird. Manche versuchen sich von dem vielen Konsum zu distanzieren und leben minimalistisch, das bedeutet reduzierter Besitz und ein Fokus auf den wesentlichen Dinge, die tatsächlich gebraucht werden. Ich denke, dass es auf alle Fälle wichtig ist, sich ein Bewusstsein über das persönliche Konsumverhalten zu schaffen.
In dem Song »Leichtes Gepäck« von der Band Silbermond geht es genau um dieses Thema. Um unseren Konsum, um unser Kaufverhalten und darum, dass wir die meisten Dinge, die wir kaufen, sowieso nicht brauchen. Der Song heißt »Leichtes Gepäck«, weil es eben auch darum geht, dass es sich mit leichtem Gepäck viel besser reist, in dem man nur die wichtigsten Dinge einpackt, die man wirklich für die Reise braucht. Ehrlicherweise packe ich, wenn ich verreise, oft zu viele Klamotten ein. Am Ende stelle ich dann immer fest, dass ich Vieles davon gar nicht getragen habe. Somit habe ich nur unnötiges Gewicht auf den Schultern getragen. Es geht in dem Song aber auch um den ganzen Kram, der bei uns Zuhause rumliegt und den wir nicht bzw. nicht mehr brauchen. Hier ein paar Textzeilen des Songs aus der ersten Strophe, die finde ich zum Nachdenken anregen:
»Du siehst dich um in deiner Wohnung
Siehst ’n Kabinett aus Sinnlosigkeiten
Siehst das Ergebnis von kaufen
Und kaufen von Dingen
Von denen man denkt
Man würde sie irgendwann brauchen
Siehst die Klamotten, die du
Nie getragen hast und die du
Nie tragen wirst und trotzdem
Bleiben sie bei dir
So viele Spinnweben und so viel Kram
So viel Altlast in Tupperwaren«
Die Message von dem Song ist, dass wir nicht viel brauchen zum Leben. Wir kaufen Gegenstände und andere Dinge, weil wir denken, wir würden diese brauchen. Hinterher merken wir, dass wir sie doch nicht brauchen. Eine Kaufentscheidung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Da spielt zum einen die Werbung eine Rolle, die wir jeden Tag sehen, sei es im Fernsehen, im Internet etc. Rabatte und Sonderangebote verleiten uns manchmal dazu, Dinge zu kaufen, weil sie eben im Angebot sind, und nicht weil wir sie unbedingt brauchen.
Eine deutsche Komödie über den Verzicht auf Konsum
In der deutschen Komödie »100 Dinge« mit Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz, die in dem Film die Hauptrollen Toni und Paul verkörpern, wird das Thema Konsum und materieller Besitz behandelt. Die zwei besten Freunde Toni und Paul schließen miteinander eine Wette ab, wer länger ohne materielle Dinge auskommt. Sie bringen alles, was sie besitzen in eine Lagerhalle und können ab jetzt für 100 Tage nur noch eine Sache bzw. einen Gegenstand pro Tag zurückholen. Die zwei müssen sich die Frage stellen, was wirklich existenziell ist. Sie müssen sich überlegen, was sie sich als erstes wieder zurückholen. Die Matratze? Das Handy? Zu Beginn konnten sich die zwei ein Leben ohne Gegenstände und Konsum überhaupt nicht vorstellen. Die Wette, die die beiden miteinander machen, bringt sie selbst zum Nachdenken darüber, dass das Kaufen von Dingen und materieller Besitz nicht glücklich machen können bzw. zum Glücklichsein im Leben nicht entscheidend sind, sondern dass es vielmehr auf menschliche Beziehungen ankommt.
Mich hat der Film auf jeden Fall zum Nachdenken angestoßen. In einem Interview aus dem Jahr 2018 im Münchner Mathäser Filmpalast hat Matthias Schweighöfer auf die Frage des Interviewers, ob er seinen Liebesten in diesem Jahr etwas zu Weihnachten schenke, geantwortet, dass es an Weihnachten »nur« ein schönes Essen und ein Beisammensein mit der Familie gebe. Was braucht man auch mehr an Weihnachten?
Ob nun Geschenke zu Weihnachten oder nicht, wichtig ist schließlich die Zeit, die man mit den Liebsten verbringt. In diesem Sinne wünsche ich allen schon mal ein schönes Jahresende und allen, die Weihnachten feiern, ein schönes Fest ☺
Nächsten Freitag, an Heiligabend, gibt es wieder neuen Wohnsinn von Lotte.
Beitragsbild: DarkoStojanovic | Pixabay