Wohnsinn: Weihnachtsstimmungsbarometer
Während ich diese Zeilen tippe, schneit es draußen beträchtlich große Schneeflocken für Regensburgs karge Winter. Eine Dose Plätzchen, in die ich immer wieder reingreife, steht neben mir. Im Hintergrund läuft – okay noch nicht Mariah Carey, sondern – das neue Album von »Russ«. Und ich frage mich: Wieso fühle ich mich dieses Jahr schon Anfang Dezember so sehr in Weihnachtsstimmung, während ich letztes Jahr am 24. noch gar nicht bereit war? Es folgen ein paar meiner Erfahrungen, um die Wohnung und damit euch selbst so richtig auf Weihnachten vorzubereiten.
von Laura Kappes
Wie ich bereits in meinem Adventstext geschrieben habe, ist es dieses Jahr vielleicht gar nicht so leicht in eine heimelige Weihnachtsstimmung zu kommen. Es gibt viel Ungerechtes, Tragisches, Schmerzhaftes und Trauriges, das aktuell auf der Welt passiert. Mit diesem Text möchte ich all dies nicht einfach ignorieren, sondern lediglich den Fokus für einen Moment davon wegbewegen. Es gibt einen Unterschied zwischen hektischem Verdrängen von Problemen und einfach Weihnachtsglitter darüber streuen und sich Zeit für schöne Momente im Leben schaffen. Ich habe mich gerade eben in meiner Wohnung umgeschaut und darüber gefreut, wie schön winterlich es hier bereits aussieht. Wenn ihr das Glück habt und an einem sicheren Ort seid, kann es eine schöne Geste sein, diesem Zuhause mit kleinen Dekorationen oder Handlungen noch etwas mehr Charme zu verleihen. Einige meiner Versuche möchte ich hier mit euch teilen.
Was bedeutet eigentlich »Weihnachtsstimmung«?
Es handelt sich um ein Wort, das ab Ende November auf einmal für einen Monat inflationär genutzt und dann den Rest des Jahres wieder vergessen wird. Für mich bedeutet es, dass es kalt ist. Der Winter kommt. Das Leben verlagert sich nach drinnen ins warme Zuhause. Außerdem bedeutet es Mitgefühl und Teilen, was leider oft mit (Konsumgüter) Schenken gleichgesetzt wird, sich an die Liebe zu den Mitmenschen erinnern. Es bedeutet Gemeinschaft zu erleben, zusammen durch die Kälte zu kommen; das Licht in der Dunkelheit suchen und weitergeben. Im Folgenden versuche ich einige dieser Punkte in meiner Wohnung und meinem Leben wiederzufinden. Wenn ich mit diesem Text ein kleines bisschen Licht überbringe, würde mich das sehr freuen.
Teilen mit den Vögeln
Soweit die »Definition«. Probieren wir es zunächst mit dem Winter Aspekt der Weihnachtsstimmung. Mein erster Tipp für extra »Winter-Kindheitserinnerungen« ist ein Vogelhäuschen. Ich habe bereits im November gesehen, dass immer mehr Meisen und Spatzen auf meinen Balkon kommen und nach Futter suchen. Nach einer kurzen Internetrecherche (https://www.ndr.de/ratgeber/garten/Vogelfutter-selber-machen-Einfaches-Rezept-und-Ideen,vogelfutter107.html) habe ich herausgefunden, dass es Körnerfresser gibt, die Sonnenblumenkerne und andere grobe Körner bevorzugen, und Weichfutterfresser, die Haferflocken und Obst mögen. Also habe ich ihnen erstmal ganz einfach eine Schale mit Sonnenblumenkernen und Haferflocken aufgestellt. Das kam ziemlich gut an und ich musste dafür nicht mal extra Vogelfutter kaufen. Vogelbeobachtungsgelegenheiten gab es gratis dazu. Leider konnte ich feststellen, dass es schon einen Grund für ein Vogelhäuschen und nicht nur eine Schale gibt. Bei Schneefall oder Regen sind die Körner nicht geschützt und müssen ausgetauscht werden. Vielleicht wird es nächstes Jahr was mit einem richtigen Häuschen. Das gute Gefühl des Teilens und aufeinander Schauens hat sich jedoch schon durch diese einfache Geste bei mir eingestellt.
Licht in der Dunkelheit
Als Nächstes kommen die »Queens der gemütlichen Stimmung«. Ich denke, Viele haben sie so oder so Zuhause rumstehen. Ob sie allerdings häufig angezündet werden, ist eine andere Frage. Ich spreche von Kerzen. Wenn es schon kein Adventskranz wird, könnte zumindest eine rote Kerze angeschafft werden. Diese mit ein, zwei Tannenzweigen darunterliegend, macht ganz schön was her. Schaut es euch an. Die Kombination schreit einfach »Weihnachten«. Vielleicht ist der Schrei Manchen zu laut. Ich denke, er ist genau richtig. Die weihnachtlichen Bilder müssen schon ankommen in den Synapsen, damit sich die letzten Kürbisse mit aufgemalten Gesichtern verziehen. Nachschießen könnt ihr sofort mit Lichterketten, weiteren Teelichtern, Sternen, roten oder goldenen Kugeln, Schneemännern, Eiskristallen, Nikoläusen – okay, jetzt wird’s kitschig. Aber die Richtung ist klar: Ob schlicht oder pompös, wenige Symbole und Dekorationen können schon reichen, um einen Hauch von Licht und Weihnachtsstimmung zu erzeugen.
Gemeinschaft beim Backen
Als ich gerade eben überlegt habe, was sonst noch für meine ungewöhnliche Weihnachtsstimmung gesorgt haben könnte, ist mir das Plätzchen backen eingefallen, noch so ein Klassiker. Während meine Mutter schon gefühlt 1000 Sorten gebacken und mir davon eine Dose geschickt hat, habe ich erst einmal gebacken. Das war dafür sehr schön. Ich habe gemütlich mit zwei Freundinnen Nussecken gemacht und Punsch geschlürft. Besonders die Gesellschaft mit Anderen macht es für mich zu einem tollen Erlebnis. Für nicht so begeisterte Bäcker:innen eignen sich vielleicht Choco Crossies. Diese bestehen lediglich aus Cornflakes und geschmolzener (Zartbitter-)Schokolade und sehen getrocknet ein bisschen aus wie große braune Schneeflocken. Klingt weird, schmeckt aber um so besser, was sie zu meinen Favoriten macht.
All I Want For Christmas…
Zum Ende des Artikels musste ich jetzt doch Mariah Carey und »All I Want For Christmas Is You« anmachen. Beim ersten Mal Anhören pro Winter springt bei mir der Funke immer am Meisten über. Vielleicht klappt es ja auch bei euch. Sonst haut euch vielleicht der Knaller von Bach das »Weihnachtsoratorium« um. Und wenn nicht, habt ihr ja noch eine Weile Zeit oder lasst es mit der Weihnachtsstimmung. Es soll ja kein Zwang, sondern lediglich eine Inspiration sein. »All I Want For Chistmas Is Love, Peace And Harmony For All Beings«. Ja, ich weiß, es ist zu schön, aber versucht es mal zu fühlen.
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