»Die Zauberflöte« zu besonderen Zeiten und unter besonderen Bedingungen!
»Die Zauberflöte« ist wohl eines der bekanntesten Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart, aber wie sieht und vor allem hört es sich zu Corona-Zeiten an? Eine mögliche Antwort auf diese Frage lieferte die gelungen Premiere der »Zauberflöte«, in einer Fassung von Chin-Chao Lin, Christina Schmidt und Maximilian Eisenacher, am 09. Juli im Theater am Bismarckplatz.
von Lea Wöhl
Endlich mal wieder Kultur und zwar in Präsenz! Das ist mein erster Gedanke, als ich die Premierenkarten zur »Zauberflöte« in den Händen halte. Meine Vorfreude spiegelt sich schon in der Stimmung der Besucher*innen vor dem Einlass wieder, und es liegt regelrechte Euphorie in der Luft. Dann hebt sich seit langer Zeit für mich mal wieder ein Vorhang im Theater und Papageno (Johannes Mosser) schwebt auf die Bühne. Es geht es los, und »Tradition trifft Modernen«, denn der Klassiker »Die Zauberflöte«, von Wolfgang Amadeus Mozart tritt in modernem Kostüm auf die Bühne.
Durch die zeitgenössische Adaption wird das Stück sehr zugänglich, egal ob für langjährige Operngänger*innen oder Neulinge. Das war aber nicht die einzige Veränderung, die ich gleich zu Beginn bemerke. Natürlich ist auch Corona immer noch präsent, und unter den Schauspieler*innen wird so gut wie möglich Abstand gehalten. Durch die modernen und peppigen Kostüme, ein avantgardistisches Bühnenbild und eine gelungene Choreografie wurde der vielleicht sonst störende Abstand zwischen den Protagonist*innen gut ausgeglichen. Zwischendurch fällt es mir gar nicht mehr auf. Ansonsten überzeugen alle Sänger*innen mit Ausstrahlung und Gesang. Publikumsliebling in dieser Inszenierung ist Johannes Mosser als Papageno, wobei ich gestehen muss, dass mich an dieser Premiere die Königin der Nacht (Judith Spießer) am meisten begeistert.
Abstandsregelungen sind nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Zuschauer*innenraum präsent und werden eingehalten. Neben dem durchgehenden Tragen einer FFP2-Maske, bleibt an diesem Abend jede zweite Reihe und zwischen den Zuschauer*innen je zwei Sitze frei. Ein bisschen komisch fühlt es sich schon an mit so viel Abstand zu sitzen, wo Premieren sich einen doch oft so verbunden fühlen lassen mit allen anderen Leuten im Raum. Sobald aber das Stück wirklich beginnt, bin ich im Bann der Musik. Die eine oder andere Anpassung zum Infektionsschutz muss auch bei der Musik vorgenommen werden. So ist das Orchester auf Solist*innen des Philharmonischen Orchesters Regensburg geschrumpft und der Gesang des Opernchors erklingt nur Play-back von einer früheren Aufzeichnung. Die Protagonist*innen schafften es aber, dass man* das drum herum und vor allem Corona für eineinhalb Stunden vergessen kann.
Natürlich kann man* sich nun die Frage stellen, ob man* Mozarts Klassiker in so reduzierter Version aufführen darf? Das Theater entschiedet sich für Savety First, und die Idee dahinter, ist es eine Inszenierung für die ganze Familie zu schaffen, die ein bisschen Farbe in den schweren Corona-Alltag bringt. Für diesen Farbtupfer braucht es – meiner Meinung nach – nicht unbedingt die Fülle eines voll besetzen Orchestergrabens, auch wenn das schön gewesen wäre, sondern es geht mitunter auch darum, für kleine Operngänger*innen einmal ein Gefühl für die Melodien Mozarts zu bekommen. Und das ist gelingt mit reduzierter Besetzung. Die eigentliche Premiere war auch bereits zum Lockdown im Winter geplant. Die Aufführung, als Farbtupfer im (Corona-)Alltag funktioniert auch Anfang Juli noch sehr gut. Trotz des Sommers und vieler Lockerungen, ist es wirklich besonders für mich, nach so langer Zeit mal wieder ein bisschen Kultur zu schnuppern, und zwar in Präsenz. Hier kann sich wirklich jede*r sicher fühlen und trotzdem in eine andere Welt eintauchen. Nur zu empfehlen!
Karten könnt ihr auf der Webseite des Theaters erwerben. Und zum Programmheft geht es hier.
Beitragsbild: Die Königin der Nacht (Judith Spießer) und ihre Tochter Pamina (Anna Pisareva) ©Jochen Klenk