Wohnsinn-Kolumne: Immer in Bewegung
Kennt ihr das Gefühl, ständig in Bewegung bleiben zu müssen? Nur nie allzu lange an einem Ort bleiben, immer ein bisschen auf dem Sprung, sich immer bewusst, das hier ist nur für kurz. Auslandsjahr nach dem Abi. Studieren, aber nicht zu nah an der Heimatstadt, Auslandssemester, Praktika in verschiedenen Städten. Ein Umbruch folgt auf den nächsten.
von Paula Kühn
Im Englischen gibt es sogar einen Begriff für dieses Phänomen: student migration. Flexibilität wird zum Lifestyle erklärt.
Ist Flexibilität längst zu einem Leistungsmerkmal unserer Gesellschaft geworden, die unser Leben in immer kürzere Stationen unterteilt?
Wie soll man* auch anders denken: Vor uns liegt ein Feld an fast unbegrenzten Möglichkeiten und sobald man* nicht so viele wie möglich von ihnen nutzt, stellt sich sofort das Gefühl ein, etwas zu verpassen. Die Zeit, die sowieso viel zu schnell verfliegt, zu verschwenden.
Eigentlich mag ich das: Mich immer wieder, an jedem Ort, neu erfinden zu können. Jedes Mal ein bisschen über mich hinauszuwachsen. Neue, inspirierende Leute kennenzulernen. Vor ein paar Tagen aber – als ich gerade nach Wohnungen für mein Auslandssemester suchte – hatte ich zum Ersten Mal das Gefühl, ob dieses ständige Bedürfnis nach Veränderung inzwischen schon fast ein Muss geworden ist. Dieser Drang, das eigene Leben ständig weiter zu optimieren. Denn wer ständig so ruhelos ist, verliert vielleicht irgendwann den Moment im Hier und Jetzt aus den Augen. Und der ist doch auch ziemlich schön.
Zum Ersten Mal in meinem Leben fällt mir ein solcher Umbruch nicht leicht.
Wird es erst schwierig, ständig in Bewegung zu bleiben, wenn man* eigentlich schon angekommen ist?
Andererseits: Vielleicht geht man* manchmal ja auch nur weiter, um wieder zurück kommen zu können.
Mehr Wohnsinn gibt es nächste Woche von Verena!
Beitragsbild: Sebastian Herrmann | Unsplash