Wohnsinn-Kolumne: Weißwurstäquator war gestern
Ein Wohnsinn über regionale Kulinarik-Traditionen und Nudelmaschinen.
von Hannah Ickes
Der Croissant-Radius beträgt 416 km. Das ist einmal die Strecke Aachen-Paris oder besser gesagt Paris-Aachen, denn die französische Hauptstadt bildet schließlich den Mittelpunkt des Kreises, in dem man die besten Croissants essen kann. Und die Weißwurst? Die gibt es am Weißwurstäquator, wobei hier zu diskutieren ist, ob der an der bayrischen Donau entlang oder in einem 100 km Radius um München zu ziehen ist.
Beides ist natürlich völliger Quatsch. Gute Croissants habe ich auch schon in Frankfurt und München gegessen und Weißwurst sowohl in Regensburg als auch in Aachen. Zumal ich nach intensiven Beobachtungen zu der Überzeugung gekommen bin, dass man weniger von einem Weißwurst- als von einem Nudelmaschinenäquator sprechen kann. Denn noch nie in meinem Leben sind mir so viele Nudelmaschinen in privaten Haushalten über den Weg gelaufen, wie in München und Umgebung. Während ich in NRW an jeder Ecke ein Falafel-Sandwich kriege, adaptiert der Spross der Weißwurst-Äquator-Bewohner*innen die italienische Küche und lädt zu selbstgemachten Nudeln ein.
Das ist nicht nur vegetarisch (und manchmal vegan). Der doch eher längere Prozess der Zubereitung fördert das Bewusstsein für die Zutaten und die Gemeinsamkeit der Kochenden und lässt das Essen so am Ende besonders gut schmecken. Ein schöner Trend also, der definitiv ein würdiger Nachfolger für den Weißwurstäquator wäre – nicht nur in Bayern! Obwohl Falafel-Sandwichs natürlich trotzdem super sind.
Die nächste Wohnsinn-Kolumne gibt es dann in einer Woche von Paula.
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