Wohnsinn-Kolumne: Wo sind wir wirklich daheim?
Nach eineinhalb Jahren in Regensburg treibt mich plötzlich die Frage um: Was ist eigentlich Heimat? Wo sind wir Zuhause? Da, wo wir herkommen? Oder doch die Stadt, wo wir gerade studieren? Und: ist »zu Hause« überhaupt ein Ort?
von Paula Kühn
Bis vor ein paar Jahren ist mir dieses zugegebenermaßen etwas verstaubte Wort eher selten zu Ohren gekommen. Erst seit Beginn meines Studiums höre ich es regelmäßig: »Ich fahr übers Wochenende in die Heimat«, »Sorry, keine Zeit – ich bin in der Heimat«. Ich selbst hadere immer etwas mit dieser Formulierung – denn ist die Heimat nicht inzwischen auch in unseren WG- oder Wohnheimzimmern?
Heimat ist für viele anscheinend dort, wo man* herkommt, wo die eigene Geschichte den Anfang nimmt – eigentlich ein bisschen verrückt, denn dieser Ort wird schließlich schicksalshaft von Eltern und Zufall ausgewählt.
Aber es ist nun einmal für gewöhnlich auch ein Ort, wo an jeder Straßenecke eine Erinnerung hängt, der Ort, in dem alles vertraut ist. Ein Ort, mit dem man* sich verbunden fühlt.
Vielleicht gibt es Heimat ja auch im Plural: Der Ort, wo wir herkommen und der Ort, wo wir hinwollen. Den wir uns selbst aussuchen und gestalten können.
Wenn ich beobachte, wie meine Mitbewohner*innen und ich selbst, zwischen dem Ort, wo wir aufgewachsen sind und unserer kleinen Altbauwohnung in Regensburg hin und herpendeln, morgens beim Familienfrühstück sitzen und abends in der chaotischen WG-Küche Pizza backen, ist schnell klar: Beides ist »zu Hause«. Beides gibt Geborgenheit, Vertrautheit und Sicherheit.
Vielleicht ist Heimat also nicht nur ein Ort, sondern vor allem ein Gefühl.
Etwas schwer Greifbares, etwas, das kaum in Worte zu fassen ist.
Das Gefühl, zugehörig zu sein, seinen Platz zu kennen, einfach nur man* selbst sein zu können.
Das Gefühl, verstanden zu werden.
Dort, wo man liebt und geliebt wird.
Nächste Woche erzählt euch dann Hannah wieder etwas aus ihrem Regensburger Zu Hause!
Beitragsbild: Maximilian Scheffler on Unsplash