Wohnsinn-Kolumne: Das Kaffeehaus
Ich liebe Kaffee. Durch ein Geschenk hat diese Liebe allerdings kürzlich neue Dimensionen erreicht. Immerhin nicht nur in Bezug auf die Menge Kaffee, die ich am Tag konsumiere, sondern auch in Bezug auf die Qualität meines Wissens über das Heißgetränk. Ein bisschen was von dieser Liebe möchte ich heute teilen.
von Hannah Ickes
Kennt Ihr das? Eltern haben manchmal komische Vorstellungen von dem, was man unbedingt braucht. Meine Freund*innen können ein Lied von Lehnkissen, die zu hart zum Anlehnen sind, Steamern und Kinderspielzeug singen. Den Vogel allerdings hat mein Vater abgeschossen. Er hat mir eine elektrische Kaffeemühle geschenkt. Sündhaft teuer weiß ich, weil er das natürlich auch nicht verschweigen kann. Zuerst wusste ich gar nicht, was ich damit machen soll. Was soll man mit gemahlenen Kaffeebohnen ohne Espressomaschine? Und wenn wir schon dabei sind, einen Milchaufschäumer? – Wenn schon Barista, dann bitte mit Cappuccino. Aber unsere Generation ist schließlich erfinderisch und so habe ich mich in den vergangenen Wochen ein wenig in das Thema Kaffee reingefuchst.
Die Bohne macht’s
Da es anders als bei der Espressomaschine um das Vorhandensein einer (Hand-)Mühle im studentischen Haushalt gut bestellt zu sein scheint, lasse ich mich mal über Bohnen aus. Der Kaffeebaum hat nämlich – ähnlich wie andere Gewächse – verschiedene Arten und Sorten, von denen allerdings nur die Arabica und die Robusta kommerziell verkauft werden. Die Arabica gilt als hochwertiger. Es gibt aber auch gute Robustas. Grundsätzlich kommt Kaffee »sortenrein« oder als »Blends« in den Handel. Sortenreiner Kaffee kommt aus einem einzigen Land, während bei Blends Bohnen unterschiedlichster Herkunft und Geschmäcker gemischt werden, so dass die Zutatenliste auf der Verpackung schon mal wie die einer leckerer Backware anmutet. Oder findet Ihr nicht, dass Karamell, Pflaume und schwarze Johannesbeere mehr nach Kuchen als nach Kaffee klingen? Die unterschiedlichen Anbauregionen stehen für unterschiedliche Geschmäcker. Die Kaffeebohne aus Äthiopien hat beispielsweise eine zitrusartige Note, während Kaffee aus Bolivien häufig schokoladig schmeckt. Eine kleine Kaffeeweltreise kann sich also durchaus lohnen.
Die Technik
Auch die Zubereitungsmethode verändert das Kaffeeerlebnis und es macht tatsächlich Spaß, zwischen French Press, Omas Papierfiltermethode und Mokkatiere herumzuprobieren. Wenn man anfängt, sich reinzulesen, wird einem eine ganze Welt von Herstellungsmethoden eröffnet. Habt Ihr schon mal von der vietnamesischen Phin oder der osteuropäischen Ibrik gehört? Auch die Wassertemperatur – 90 Grad – und die Pulvermenge – der Cold-Cup-Standard, der das Maß für die perfekte Tasse Kaffee angibt, sagt acht Gramm – tragen zum Geschmackserlebnis bei.
Rezepte: Von Sirup bis zur Aromakombination
Mit der richtigen Bohne und passenden Zubereitung kann das bittere Heißgetränk unser Leben also auch ohne alles versüßen, aber wo wäre der Spaß, wenn wir uns damit beschränken. Mit Sirupen beispielsweise kann man den Café-Besuch zu sich nach Hause holen. Die Möglichkeiten sind breit gefächert: von Zuckersirup bis zu Schokoladensauce, oder wenn unsere Instagram Storys mal nicht mehr mit Münsteraner Schnee Content gefüllt sind, bis zu Eis-Latte mit Ahornsirup. Gewürze sind weniger witterungsabhängig und auch lecker. Neben dem klassischen Zimt kann ich vor allem eine arabisch angehauchte Gewürzmischung aus Kardamom und Nelke empfehlen. Steinobst oder Nüsse sind auch ganz nett. Nur an Kräuter habe ich mich noch nicht herangewagt, aber Rosmarin oder Minze klingt auch aufregend.
Latte Art
Und zum Schluss habe ich doch entschieden, dass meine nicht-vorhandene Espressomaschine mir ziemlich latte ist: eine stark dosierte, kleine Menge Kaffee tut es manchmal auch, und Milchschaum lässt sich auf dem Herd mit Schneebesen auch ganz gut erzeugen. An meinen Tulpen, Blättern und Herzen muss ich noch ein wenig feilen, aber wenn der Lockdown noch länger anhält, kann ich auch das.
Was bei Lotte in der WG so passiert, erfahrt Ihr dann kommende Woche in der nächsten Ausgabe des Wohnsinns!