Warum schmücken wir den Weihnachtsbaum mit Kugeln?
*** Adventsspecial ***
Dieser Artikel ist Teil des Lautschrift-Adventskalenders. Vom 1. bis zum 24. Dezember hat sich die Lautschrift jeden Tag eine weihnachtliche Kleinigkeit zum Lesen, Gewinnen oder drüber Nachdenken ausgedacht. Wer nichts verpassen möchte, schaut am besten jeden Tag auf unserem Instagram-Profil vorbei.
Wir Deutschen sind uns einig: Wir lieben den Weihnachtsbaum. Nur bei der Auswahl und beim Schmücken kann es schon mal zu heftigen Streitereien kommen: Mehr Lametta als früher, groß oder klein, mit Lichterketten oder Kerzen? Die Weihnachtskugel steht allerdings außerhalb jeden Streits – hoffe ich doch. Aber warum hängen wir eigentlich Kugeln an unseren Weihnachtsbaum?
von Hannah Ickes
Vor ein paar Tagen habe ich einen dringenden Anruf meiner Schwester erhalten. Thema: Der Weihnachts- bzw. Christbaumkauf. Traditionell kauft meine Familie ihren Weihnachtsbaum am Tag vor Heiligabend. Der drohende Lockdown und die Unsicherheit über die Regelungen für den Christbaumverkauf stellten meine Schwester vor existenzielle Fragen: Sollte man mit Traditionen brechen und noch dieses Wochenende einen Weihnachtsbaum kaufen?
Die Dringlichkeit des Anrufs ist bezeichnend für den Stellenwert, den der Weihnachtsbaum in der deutschen Kultur einnimmt. Neben dem Weihnachtsbaum verbreitete sich auch das auf ihn gedichtete Liebeslied in der ganzen Welt. Jede Familie hat dabei eigene Weihnachtsbaum-Vorlieben: Mehr Lametta als früher, groß oder klein, mit Lichterketten oder echten Kerzen. Doch eine Sache darf nie fehlen: Die Weihnachts- bzw. Christbaumkugel. Woher aber kommt die?
Äpfel, Nüsse und Süßes
Innerhalb Deutschlands verbreitete sich der Weihnachtsbaum ab dem frühen 17. Jahrhundert. Zunächst schmückte man ihn mit Äpfeln, Nüssen und Süßem. Vor allem Äpfel spielten dabei eine große Rolle, da der Weihnachtsbaum dem Paradiesbaum aus dem Garten Eden nachempfunden wurde. So heißt es in E. T. A. Hoffmanns »Nussknacker und Mausekönig« zum Beispiel:
»Der große Tannenbaum in der Mitte trug viele goldene und silberne Äpfel, und wie Knospen und Blüten keimten Zuckermandeln und bunte Bonbons und was es sonst noch für schönes Naschwerk gibt, aus allen Ästen.«
Weihnachtskugel – eine Tradition aus Thüringen
Im 18. und 19. Jahrhundert ging man dazu über, keine echten Lebensmittel mehr für den Schmuck zu verwenden. Man begann, den Baum auch mit Alltagsgegenständen zu schmücken, und der Christbaumschmuck wurde zu einem Gegenstand des Kunsthandwerks und des Handels. Der Legende nach stammt die erste Weihnachtskugel aus Lauscha in Thüringen. Ein Glasbläser, der sich in diesem Jahr keinen Christbaumschmuck leisten konnte, soll auf die Idee gekommen sein, vielleicht von den Äpfeln inspiriert, Kugeln zu blasen und diese an seinen Baum zu hängen. Bereits im folgenden Jahr erhielt er einen Auftrag über ein Dutzend solcher Weihnachtskugeln und gut vierzig Jahre später wurde Franklin Winfield Woolworth, der Gründer der US-amerikanischen Kaufhauskette Woolworth, auf den Lauschaer Schmuck aufmerksam und machte daraus ein Geschäft im großen Stil. Ähnlich wie beim Weihnachtsmann ist also die weltweite Verbreitung der Weihnachtskugel ein Ergebnis der sehr frühen Kommerzialisierung dieses Festes.
Gold, weiß oder pink?
Trotzdem habe ich weiterhin Freude an unseren Kugeln am Weihnachtsbaum. Und rot müssen sie sein, nicht gold, weiß oder sogar pink – das wäre ein Bruch mit guten alten Traditionen. Oder wie seht Ihr das?
Beitragsbild: © Ruth Ickes