Lautstark: Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys
Wer mich kennt, weiß, dass ich Dokus liebe. Unter anderem schaue ich mir ganz gerne die Puls Reportagen an – deren Moderatorin Ari hat öfter Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys erwähnt, so dass ich irgendwann selbst mal reingehört habe. Daraus ist schließlich die heutige Lautstark Kolumne entstanden.
von Franziska Baghestani
Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys sind faszinierend und sehr unterhaltsam zugleich. Sie bestehen aus zwei Personen namens Roy Bianco und Die Abbrunzati Boys sowie vier weiteren Mitgliedern, die alle aus München und Augsburg stammen. Ihr in diesem Jahr erschienenes Debut-Album haben sie »Greatest Hits« genannt und zudem eine jahrzehntelange Bandgeschichte erfunden, die hin und wieder für Verwirrung sorgt. Demnach wurde die Gruppe bereits in den 1980ern am Gardasee gegründet und das eigentliche Gründungsjahr 2016 ist laut dieser Story das Jahr ihres großen Comebacks.
Die Musik von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys wird als Italo-Schlager bezeichnet, ich sage aber eher Verarsche-Italo-Schlager. Sie machen auf völlig übertrieben italienisch, in ihren Videos halten sie sich mit großen Gesten und überzogener Mimik auf der Rialto-Brücke in Venedig auf, fahren auf einem Boot übers Meer oder stehen in bunten Anzügen an einer italienischen Küste. Obwohl ich eigentlich kein Fan von Musikvideos bin und Musik tatsächlich meistens nur höre, ohne mir dazugehörige Videos anzuschauen, lohnt sich das hier definitiv. Mein persönlicher Favorit ist übrigens »Baci«.
Inwieweit das Spielen mit Klischees in Ordnung ist und ob es bei italienischen Stereotypen mehr akzeptabel ist als bei anderen, ist definitiv strittig, dessen bin ich mir bewusst. Ihr Erfolg in einer Zielgruppe, die überwiegend reflektiert und weltoffen zu sein scheint, lässt aber auch mich das Ganze letztendlich doch ziemlich amüsant finden.
Mit ihrem Instagram-Profil spinnen sie ihre Geschichte weiter und verbreiten unter anderem Lehren »aus 38 Jahren Bühnengeschichte«, die sie mit »Eure Schlagerstars« unterzeichnen. Ihre Tour wurde
– wie so viele andere auch – wegen Corona verschoben, sechs Shows haben sie aber vor Kurzem unter Einhaltung der Regeln gespielt und einige der neuen Termine für 2021 sind schon ausverkauft.
Die Musik könnte ich in Dauerschleife wahrscheinlich schwer ertragen, aber als Unterhaltung finde ich sie einfach doch wirklich gut. Und all die, die dieses Jahr auch daheim geblieben sind oder ihren Italien-Urlaub abgesagt haben, können mit Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys ein bisschen kitschig tagträumen: »Und an der Ponte di Rialto singen die Gondolieri von Amore. Hier gehör‘ ich hin.«
Hier noch zwei Musikbeispiele:
Beitragsbild: @abbrunzatissima (Instagram)