Lautstark: Louane
Ganz klein fing Anne Peicherts Karriere an: In der französischen Version der Castingshow »The Voice« trat sie als Kandidatin an und schaffte es bis ins Halbfinale. Aufgewachsen mit fünf Geschwistern in einem kleinen Dorf Nordfrankreichs, überzeugte sie im französischen Fernsehen unter ihrem Künstlernamen Louane das Publikum mit dem Titel »Imagine« von »The Beatles«. Sie gewann die Show zwar nicht, erreichte in den Folgejahren trotzdem nicht unerhebliche Bekanntheit – hier ein Portrait.
von Verena Gerbl
Das Image eines Casting-Sternchens legte sie schnell ab, nachdem sie sich heute vor allem dem französischen Chanson widmet und hauptsächlich eigene Songs in Chanson-Manier veröffentlicht. Diesem typisch französischen musikalischen Genre, das durch Stimmgewalten wie Édith Piaf oder France Gall populär wurde, nun aber in einer Zeit in der Retro als »très chic« gilt erneut Hochkonjunktur genießt, verleiht sie somit einen ganz eigenen Anstrich. Ohnehin driftet französische Chanson-Musik
immer stärker ab in Richtung internationaler musikalischer Strömungen wie Pop und Rock und verdient wohl heutzutage eher die Bezeichnung »French-Pop«. Eine neue Richtung, welche Louane nicht unerheblich mitprägt.
Der ein oder andere mag womöglich schon einmal beim Radiohören auf ihre Single »Avenir« gestoßen sein, durch welche Louane seit 2015 vor allem in Deutschland weitreichende Bekanntheit erreichte. Womöglich vor allem, weil neben der rein französischen Original-Version zudem eine in englischer Sprache veröffentlicht wurde. Das zugehörige Album »Chambre 12“ ist es aber definitiv wert, einmal genauer reinzuhören. Besonders angetan haben es mir ihre Lieder »La mère à Titi« und »Maman«, die individueller und weniger populär anmuten. Letzteres widmete sie
ihrer Mutter, nachdem diese verstorben war.
Das Schönste an Louanes Liedern ist aber, dass man zum Lauschen ihrer Musik keine tiefreichenden Französischkenntnisse benötigt, um zu verstehen, was sie zu vermitteln versuchen. Jan Stremmel brachte es im SZ-Magazin auf den Punkt: »Das Erfolgsrezept von Louanes neuem Hit ist seine dezidierte Heimatlosigkeit. Der Text ist französisch – aber das Drumherum ist ein Mantel aus bewusst generischem Elektropop, wie er völlig selbstverständlich auch aus einem Osnabrücker Tonstudio stammen könnte. Ein französisch-trojanisches Pferd«.
Sucht man große Emotionen, ist man bei Louanes Liedern ebenfalls an der richtigen Adresse. In ihrem Lied »Je vole«, das für den Film »Verstehen Sie die Béliers« aufgenommen wurde, performt sie in ihrer Hauptrolle als Paula den Liedtext zusätzlich in Gebärdensprache – zum Verständnis ihrer Filmeltern, die taubstumm sind. Aufgrund des wunderschönen Textes herrscht hier definitiv Taschentuchalarm! Ursprünglich stammt das Lied aber von Michel Sardou, ein französischer Komponist und Interpret, der seit 1967 vor allem durch Lieder wie »En chantant« bekannt wurde und mittlerweile zum Kanon der französischen Musik zählt.
Schon nächsten Monat soll Louanes drittes Album – »Joie de vivre« – erscheinen. Einen kleinen Vorgeschmack kann man sich hier mit »Donne moi ton coeur« schon einmal holen.
Weitere Vorgeschmäcker liefern folgende Musikbeispiele:
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