Wohnsinn-Kolumne: Workout mit Backsteinen
Als ich letztes Jahr in meine aktuelle WG eingezogen bin, habe ich mich mega gefreut, denn unsere Vormieter übergaben sie uns teilmöbliert. Mit dabei war allerdings auch ein super schweres Backstein-Regal, das ich mich nie getraut habe abzubauen. Bis jetzt.
von Selina Roos
Unser Mobiliar bestand beim Einzug in die WG teils aus Möbeln der Eigentümer und teils aus denen der Vormieter, die wahrscheinlich einfach nur froh waren, die Verantwortung über den alten Kram abgeben zu können. Klassisches Win-Win also: Wir hatten keine Möbel und konnten unkomplizierter einziehen und sie unkomplizierter ausziehen.
Mittlerweile hat mich dann aber doch der Drang überkommen, die Einrichtung mehr meinem Alltag und meinen Bedürfnissen anzupassen und mich von dem ein oder anderen Möbelstück zu trennen. Da nun sowieso feststeht, dass ich für meinen Master weiterhin in der Stadt und damit auch in der Wohnung bleibe, gibt es dafür gleich noch mehr Gründe, es sich mal schön gemütlich herzurichten.
Der erste Step war in meinem Fall also ein Regal meines Vormieters, das weichen musste. Kein normales Möbelmarkt-Regal, nicht dass ihr da ein falsches Bild im Kopf habt. Es war ein Regal aus Backsteinen. Diese massiven roten Ziegelquader, die sicherlich so ihre 20 Kilo wiegen, die meine ich. Zehn Stück davon waren insgesamt zu einem Regal aufeinandergestapelt, fünf pro Seite, und zwischendrin klemmten Holzbretter als Stellfläche. Anfangs fand ich diesen roughen Stil ganz cool, mit der Zeit merkte ich aber, dass das Regal extrem unpraktisch war. Nicht nur waren die Bretter einfach nicht weit genug auseinander, um vernünftig Bücher oder gar Ordner dort unterzubringen. Der ganze Komplex aus Steinen und Brettern war auch viel zu schwer, um ihn mit vollem Körpereinsatz auch nur einen Millimeter zu verschieben. Kein Scherz, ich habe es versucht.
Nur stellte sich die Frage: Wie bekomme ich das Ungetüm von Regal wieder aus der Wohnung raus? (Wie mein Vormieter das alles hier hochgeschleppt hat, frage ich mich lieber gar nicht erst, geschweige denn, warum es ausgerechnet Backsteine sein mussten …) Glücklicherweise bekam ich vor Kurzem sowieso Besuch aus der Heimat und mein Papa organisierte eine Sackkarre, die er für den Anlass gleich mitbrachte. In einer beispiellosen Hauruck-Aktion verfrachteten wir also die Backsteine Stück für Stück innerhalb eines Samstagvormittags in unseren Keller, wo sie zumindest nicht stören und später gut entsorgt werden können.
Ich hatte mir das sehr viel schwerer vorgestellt, diese Steine zum Teil aus Schulterhöhe nach unten auf die Sackkarre zu stellen, ohne dass mein großer Zeh Bekanntschaft mit 20-Kilo-Ziegeln machen würde. Das Vertrauen in meine Armmuskeln, die Backsteine nicht fallen zu lassen und dafür kontrolliert abzustellen war einfach nicht vorhanden. Doch dabei hatte ich mich wirklich unterschätzt und das Herumhieven der Ziegel war auch Dank unseres Aufzugs in fünf bis sechs Fuhren fix erledigt. Man glaubt es kaum, aber im Kellerabteil haben wir das Ganze ohne große Mühe sogar wieder als Regal aufgebaut, wodurch die Steine gut verstaut sind und sogar etwas Stauraum bieten. Schwer waren die Steine zwar immer noch, aber die Aktion war keinesfalls so unmöglich, wie ich es mir davor immer ausgemalt habe. Ganz im Gegenteil: Ich hatte tatsächlich meinen Spaß beim Herumhieven!
Also liebe Leute, lasst euch gesagt sein: Glaubt an euch; ihr könnt mehr schaffen, als ihr vielleicht denkt!
Und nächste Woche lest ihr hier, was bei Verena gerade so los ist. Bleibt also dran!