G’sichter hinter der Regensburger Gastro: Ab ins Exil!
Das »Exil« am Weißgerbergraben ist mehr als ein einfaches Restaurant: Im Sommer 2019 öffnete das Kult-Lokal seine Türen. Im neuen Gewand samt altbewährter kurdischer Küche. Bis zu den Zeiten der Corona-Krise, von deren Auswirkungen auch die Betreiber Karin Griesbeck und Ismael Cina nicht verschont blieben.
von Kati Auerswald
Die Reaktion des Exils zu Beginn der Krise? Während das Restaurant geschlossen werden musste, wurde eins nicht heruntergefahren: Die Küche. Es wurde ein Straßenverkauf eingerichtet, bei dem Kunden ganz bequem ihre Lieblingsgerichte als »To Go-Mahlzeit« abholen konnten – und noch immer können. Ich besuchte Karin und Ismael in ihrem Restaurant und sprach mit ihnen über die Gründer-Zeiten, Regensburgs Gastro-Szene und über die Herausforderungen und Nachwirkungen der Corona-Zeit.
Die Gründer Ismael und Karin lernten sich in der »Neuen Filmbühne« kennen, wo beide arbeiteten. Jahre vorher hatte Ismael, der ursprünglich den Beruf des Schweißers gelernt hatte, ein Lokal in Regensburg betrieben, das eines der ersten kurdischen Restaurants der Stadt war. Als Regensburger Urgestein holte er quasi die kurdische Küche nach Regensburg, die sich von Beginn an großer Beliebtheit erfreute. Mit der Zeit war der Wunsch nach einem eigenen Restaurant gewachsen – so stark, dass er schließlich im Mai letzten Jahres den langersehnten Traum in die Wirklichkeit umsetzte. Das Timing war geradezu perfekt: Die Räumlichkeiten des vorher von den Siegel-Schwestern betriebenen Cafés am Weißgerbergraben 14 standen leer, sodass das Grundstück gepachtet und umgestaltet werden konnte.
Neben einigen Renovierungsarbeiten wurde ausgewähltes, modernes Mobiliar herbeigeschafft, eine exotische Dschungel-Tapete angebracht und eine Wand montiert, die sich ideal für kreative oder künstlerische Ausstellungen eignete. Die Philosophie hinter dem »Exil«? Menschen, die in ein Exil geschickt werden, sind staatenlos und somit heimatlos. Doch in ein Exil geschickt zu werden, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich das Negative nicht in etwas Positivem umwandeln lässt: Man muss nicht einsam bleiben; kann es sich zusammen mit anderen Menschen schön machen. Als andauernd politisches Thema, das mit einer gewissen Sehnsucht nach der Heimat verbunden ist, kann ein Exil ebenso gut ein Ort der Freiheit und des Freigeistes sein – ein Zufluchtsort vom stressigen Alltag. Ein Ort, an dem man ein anderer Mensch ist; vielleicht ein freier Mensch. Egal, zu welcher Gruppe man sich zählt: Student*in, Familie, Rentner*in, Hausfrau oder Bankkaufmann/-frau: Alle sind im Exil willkommen und gehören ihrer eigenen Gemeinschaft an, ihrem eigenen Staat.
Durch die Beliebtheit der kurdischen Gerichte, mit der Koch und Chef Ismael Cina bereits in der »Neuen Filmbühne« die Gäste verwöhnt hatte, war klar, dass es diese Speisen wieder auf der Speisekarte des »neuen« Exils geben musste. Und nicht nur das: Für jeden Geschmack und Hunger sollte etwas dabei sein: Ob kurdischer Bauernsalat, vegetarische Beriwan (Teigröllchen mit Schafskäse-Füllung), feinste Grill-Gerichte wie Lammfleischspieße mit Bulgur oder eine Halva mit Vanilleeis und Schokosauce. Die kurdischen Spezialitäten beinhalten häufig Lamm, Hähnchen, Getreidespezialitäten und viel Gemüse. Für Veganer*innen und Menschen, die auf ihren Fleischkonsum achten, hat Küchenchef Ismael den »Batman« kreiert: Einen veganen Kebap-Döner, der sofort zum Verkaufsschlager aufstieg. »Klar, wir müssen mit dem Zeitgeist gehen. Insbesondere in Zeiten, in denen es Fridays for Future gibt«, erklärte mir Karin die Integration der veganen Gerichte. Zudem entscheiden sich immer mehr Menschen, besonders junge Leute, dafür, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren.
Doch wie sieht die Zeit nach Corona aus?
Den Straßenverkauf wird es weiterhin geben, selbst wenn das »Exil« wieder unter den neuen Richtlinien des Hotel- und Gaststättenverbundes seine Türen öffnet. Den Straßenverkauf gibt es Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 14 Uhr und von 17 bis 20:30 Uhr. Wählen kann man zwischen veganem Kebap mit Soja, vegetarischem Kebap mit gebratenem Blattspinat und Feta, sowie Fleisch-Kebap auf dem Teller oder im Fladenbrot und einem zusätzlichen Getränkeangebot.
Und ganz egal, wie es nun weiter geht, eins steht auf jeden Fall fest: Demnächst wird es mal veganen Döner geben!